Das wäre unfair, schließlich hatten wir in der Moerser Lokalredaktion bis 13.03 Uhr auch noch nichts von dem französischen Schriftsteller gehört. Dann lief die Eilmeldung aus Stockholm über den Ticker, und in den Buchhandlungen und Bibliotheken in der Region wurde es hektisch.

"Den hatte keiner auf dem Schirm", sagt Kathrin Olzog von der Moerser Barbara-Buchhandlung. Die Kollegen hätten auf Murakami getippt oder auf Joyce Carol Oates gehofft. Immerhin hat sie mal eines von Modianos Büchern gelesen. "Das Café der verlorenen Jugend." Das sei schon ein paar Jahre her. In dem Buch, "elegant geschrieben, aber leicht zu lesen" ging es um eine Liebe im Paris der 60er-Jahre. Auf Lager hat sie nichts vom neuen Nobel-Preisträger. "Aber ich werde jetzt alles bestellen."

Auch Almut Pleines von der Moerser Stadtbibliothek hat vor vielen Jahren einmal einen Roman des Franzosen in Händen gehabt. "Das war eine Empfehlung der damaligen Bibliotheksleiterin Friedel Zahn", erinnert sich Pleines. Immerhin hat die Stadt-Bibliothek zwei E-Books von Modiano auf Lager sowie einen Print-Band.

Nur eine Buchhandlung, die wir befragten, hatte gestern einen Modiano auf Lager. Bei Giesen-Handick in Vluyn holte Birgit Hirschelmann zwei DTV-Bände des "Cafés" aus dem Regal. Damit wird sie vorerst auskommen müssen. "Alle anderen Bände sind beim Zwischenhändler vergriffen."

Ob Modiano auch am Niederrhein zum Bestseller wird, ist ungewiss. "Bei Alice Munro war das 2012 so", sagt Bibliothekarin Pleines, "aber nach Tomas Tranströmer (Preisträger 2011) hat nie ein Mensch gefragt."

Jürgen Stock