Moers Festival Bündnis stärkt Michalke den Rücken

Moers · Dienstag gab es erste Reaktionen auf Reiner Michalkes Angebot, seinen Vertrag aufzulösen: Die Fraktionen im Bündnis für Moers setzten sich für den langfristigen Erhalt des Moers Festivals ein. Die CDU möchte die Vertragsauflösung.

 Reiner Michalke erklärt genau in diesem Moment, dass er die Auflösung seines Vertrages anbietet. 12.000 Besucher zählte das Moers Festival in 26 Konzerten in der Festivalhalle und bei den vormittäglichen Morning Sessions.

Reiner Michalke erklärt genau in diesem Moment, dass er die Auflösung seines Vertrages anbietet. 12.000 Besucher zählte das Moers Festival in 26 Konzerten in der Festivalhalle und bei den vormittäglichen Morning Sessions.

Foto: Helmut Berns

Reiner Michalke will nicht allein in die Schlacht ziehen - "gegen die CDU, die das Moers Festival nicht haben will", erklärte er einen Tag nach seinem Paukenschlag am Montag. Kurz vor der Abschlusspressekonferenz des Festivals hatte er dem Aufsichtsrat der Moers Kultur GmbH angeboten, seinen Vertrag mit sofortiger Wirkung aufzulösen. Er stehe als künstlerischer Leiter zur Verfügung, wenn er denn von der Moerser Stadtgesellschaft ein starkes Mandat erhalte, um das Festival weiter zu entwickeln, betonte er gestern. "Das Moers Festival hat das Potenzial. Die Energie ist da." Und es stehe, so Michalke, bis 2018 "mehr als ausreichend Geld zur Verfügung". Die SPD-Fraktion gab ihm schon am Montagabend die gewünschte Rückendeckung.

Diese bekräftigte SPD-Fraktionschef Mark Rosendahl: "Im Gegensatz zu Bürgermeister Fleischhauer sehe ich den Imagewert des Festivals um ein Vielfaches über dem Zuschuss der öffentlichen Hand. Nicht nur der immaterielle Impuls des Festivals ist für Moers Gold wert, auch der harte Marketing-Faktor für die Strahlkraft der Stadt wäre mit keiner Werbekampagne aufzuwiegen." CDU und Ingo Brohl hätten durch ständige Angriffe auf das Festival und die Kulturschaffenden der Marke "Kulturstadt Moers" großen Schaden zugefügt. Seine Forderung nach einem Zurück zu den Wurzeln in die Provinz verschleiere die Absicht der Zerstörung eines Musikfestivals, das in der Stadt Generationen von Jugendlichen geprägt habe und auf der Weltbühne Moers bekannt mache. Gestern zogen auch Grüne und Grafschafter nach: "Ich sehe nicht den echten Willen die Festivalhalle erfolgreich über das Festival hinaus zu vermarkten. Da liegt doch der Hase im Pfeffer. Das Potenzial hat sie, und wir haben das auch so gewollt, als wir den Umbau beschlossen haben", sagte der Fraktionschef Christopher Schmidtke und betonte, das Festival ohne Abstriche erhalten zu wollen. "Die Totengräberreden aus den Reihen der Politik sind reiner Populismus. Das beschädigt Macher und Marke. Dafür haben wir kein Verständnis."

Die Grafschafter zeigten Verständnis dafür, dass Rainer Michalke, aber auch Dirk Hohensträter als Geschäftsführer der Kultur GmbH ihre Positionen zur Disposition gestellt hätten. Neben den Aufgaben im künstlerischen und kaufmännischen Bereich müssten sie den anstrengenden Spagat zwischen den unterschiedlichen Ansprüchen der Politik bewältigen. Das Festival, so Fraktionschef Claus Peter Küster, sei ein wichtiger Mosaikstein in der kulturellen Vielfalt, die ein Garant für sozialen Frieden darstelle. Wer versuche, daran zu rütteln, gefährde diese "in Jahrzehnten aufgebaute unschätzbare Sicherheit", die allen Moersern, ob Jazz-Fan oder nicht, zu Gute komme. "Es ist wichtig, zu den in Auftrag gegebenen Zahlenwerken, auch zu untersuchen und deutlich zu machen, wie wertvoll das Moers Festival aus gesellschaftlicher Sicht ist", so Küster. Seine Fraktion stehe hinter dem Moers Festival und stelle sich vor Michalke und Hohensträter mit dem Ziel, dass sich noch sehr lange viele Menschen an diesem Festival erfreuen könnten. Auch Udo Pieper erklärte für die Liberalen, dass man alles dafür tun wolle, um das Moers Festival langfristig zu erhalten. Er kritisierte aber, dass das Bündnis seine Verantwortung nicht wahrnehme, sondern Hilfe von dritter Seite suche."

Die CDU sprach sich für die Auflösung des Vertrages mit Michalke aus: "Aufgrund der Vorgaben aus und zum Garantievertrag muss der Aufsichtsrat, allein aus Risikominimierung, das Angebot auf Vertragsbeendigung annehmen", heißt es in einer Stellungnahme von Fraktions-Chef Ingo Brohl. "Er würde sich ansonsten der Gefahr der persönlichen Haftbarkeit aussetzen, denn der Vertrag mit Herrn Michalke ist ja durchaus finanzschwer. Nur so kann, und dafür gebührt Herrn Michalke durchaus Respekt, frei und ergebnisoffen gehandelt sowie verhandelt werden."

Moers Festival 2016: Das ist das Programm
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Foto: Dieker, Klaus

Zum Angebot des Geschäftsführers Hohensträter sagt er: "Über die Position des Geschäftsführers zu reden, ist mitten in der Aufklärung der finanziellen Schieflage vollkommen falsch." Die Linken wollen noch keine abschließende Bewertung abgegeben. "Ehe man über das Angebot entscheiden kann, müssen erst die Zahlen aus dem Prüfauftrag vorliegen", meinte Gabriele Kaenders, Vorsitzende der Fraktion.

(RP)
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