Moers Moers Festival ist mehr als "das Jazz"

Moers · Musiker aus Deutschland, den Niederlanden, aus Spanien, Brasilien und den USA gestalten das Samstagsprogramm auf dem Moers Festival (18. bis 21. Mai). Ein Höhepunkt dürfte der Auftritt der WDR Bigband werden.

 Die WDR-Bigband kommt mit einer Werkschau des Schlagzeugers Peter Erskine nach Moers (links), Richard Dawson (unten links) wird eine archaische und freie Interpretation von Folk abliefern, und Quartabe aus Brasilien stellt die Independent-Szene ihrer Heimat vor (unten rechts).

Die WDR-Bigband kommt mit einer Werkschau des Schlagzeugers Peter Erskine nach Moers (links), Richard Dawson (unten links) wird eine archaische und freie Interpretation von Folk abliefern, und Quartabe aus Brasilien stellt die Independent-Szene ihrer Heimat vor (unten rechts).

Foto: Moers Festival

Gerne hätte Tim Isfort in seinem "Moers-Labor" die Musikwelten Nordkoreas erforscht. Mit dem Fokus auf Pyongyang sollte die ursprüngliche Kultur aus dem "Land der Morgendämmerung" fernab von politischen Spannungen in ihrer musikalischen Schönheit präsentiert werden und im Austausch mit internationalen Musikern in einem neuen Kontext erklingen. Das wird jedoch Pfingsten 2018 nicht gelingen. Das berichtete der künstlerische Leiter des Moers Festivals am Rande einer Pressekonferenz am Mittwoch. "Die Musiker dürfen leider nicht im Schengenraum einreisen. Es werden keine Visa erteilt", erklärte Isfort. Dafür kann man am Festival-Samstag (19. Mai) an vielen anderen musikalischen Experimenten in der Eventhalle am Solimare teilhaben. Eingeladen ist zum Beispiel eine Band, die es gar nicht mehr gibt. Das Berliner Klangkollektiv "Zeitverlust" hat sich im Januar aufgelöst. Die Akteure diskutieren offenbar jetzt eine mögliche Teilnahme in Form einer begrenzten Reunion. Laut Festival-Homepage wollen sie sich bis zum 17. Mai entschieden haben. Das Musikpublikum darf gespannt sein.

Für Balkan-Rhythmen, aber auch zeitgenössischen Jazz werden die Belgrader Musiker des "Schime Trio 2" sorgen - laut Veranstalter auf technisch höchstem Niveau und energiegeladen. Aus den USA reisen der Folk-Blues-Musiker Frank Fairfield und die Singer-Songwriterin Meredith Axelrod an. Sie wecken als Duettpartner mit Ragtime und Murder-Ballads Erinnerungen an das alte Amerika Anfang des 20. Jahrhunderts. Umgestimmte Tasteninstrumente, dazu eine 31-Ton-E-Gitarre zur Erweiterung der Klangpalette und der Rhythmus des Schlagzeugs: Auf den Auftritt von "Dsilton" aus Wien darf man am Festivalsamstag gespannt sein.

Im Moerser Volksmund wird das Festival noch heute "das Jazz" genannt, ist es aber längst nicht mehr. Tim Isfort bringt verschiedene Musikrichtungen und Musiker auf der Bühne zusammen. Dazu gehört auch Richard Dawson, der aus Sicht des Festivalchefs eine archaische, freie Interpretation von Folk abliefern wird - mit mehrstimmigen Gesängen, tonartfremden Harmonien und komplexen Strukturen. Der Musiker bringt eine sechsköpfige Besetzung mit Gitarre, Violine, Harfe, Drums und Bass mit.

Ganz schön schräg dürfte der Auftritt von Papa Dupau und Spazzfrica Ehd aus Spanien werden. Das Duo "Za!" bringt gleich ein Dutzend Instrumente mit. Die Niederländer "Spinifex" haben nicht nur freie Improvisation, Punkrock und zeitgenössische westliche Musik zu bieten, sondern auch Hintergründiges aus alten Musikkulturen. Und die Brasilianer von "Quartabe" wollen dem deutschen Publikum einen Einblick in die Independent-Musikszene ihrer Heimat geben - von Free Jazz über Afrobeat bis Elektro. Das Duo Lumisokea stellt in Moers das Projekt "Dervish" vor, in dem es mit zwei Perkussionisten zusammenarbeitet. Wie Jazz mit "neuen Wurzeln", so die Veranstalter, klingt, das wird das deutsche Trio "Just Another Foundry" am Festival-Samstag wohl musikalisch erläutern. Die drei Musiker haben bereits den "Jungen Deutschen Jazzpreis" erhalten. Experimentell dürfte es vermutlich in dem Projekt "Wendy Pferd Tod Mexiko" zugehen. Es handelt sich um eine Zusammenarbeit der Theatermacherin und Dramatikerin Natascha Gangl und dem Duo Maja Osojnik und Matija Schellander.

Wer prominente Namen im Programm des Festivalsamstags sucht, dürfte durch den Auftritt der WDR Bigband unter Leitung von Vince Mendoza getröstet sein. Sie präsentiert eine Werkschau des Drummers Peter Erskine. Gemeinsam haben sie ein Programm fürs Moers Festival zusammengestellt. Und nicht zuletzt stellt Frank Stanzl komponierte und improvisierte Stücke für Orgel und Computer vor.

Das Moers Festival findet vom 18. bis zum 21. Mai statt. Das Festivalticket kostet 151 Euro, das Samstagsticket 70 Euro im Vorverkauf. www.moers-festival.de

(RP)
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