Höchste Versorgungsstufe Moers jetzt Frühchen-Zentrum für den gesamten Kreis Wesel?

Moers · Das Land hat dem Krankenhaus Bethanien den Status als Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe bestätigt.

Das erste Jahr im Leben eines Frühchen
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Das erste Jahr im Leben eines Frühchen

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Foto: Benjamin Scot Miller/ youtube.com

Für werdende Eltern aus Moers ist es eine gute Nachricht: Mit dem Krankenhaus Bethanien haben sie ein hoch spezialisiertes Zentrum zur Versorgung von Müttern mit Risikoschwangerschaften und Frühgeborenen direkt vor der Haustür. Eltern aus anderen Kommunen hingegen müssen bei Risikoschwangerschaften in Zukunft wahrscheinlich deutlich weitere Wege in Kauf nehmen. Im aktuellen Krankenhausplan des Landes ist jedenfalls vorgesehen, die Zahl der Frühchen-Zentren zu reduzieren. Der Standort Moers würde profitieren. Für das Bethanien wurde der Status "Stufe 1" bereits im Januar bestätigt.

Zur Erklärung: Bisher sind die Geburtshilfe-Kliniken in NRW in Kategorien eingeteilt: Es gibt die Perinatalzentren der Level 1 oder 2, dazu Kliniken mit perinatalem Schwerpunkt oder ganz normale Geburtskliniken. Die Kliniken des Levels 1 übernehmen derzeit die maximale Versorgung für extrem früh geborene Babys. Dort werden bisher Neugeborene betreut, die mit Beginn der Lebensfähigkeit in der 22. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, bis zum Geburtsgewicht von 1250 Gramm. Nach der 29. Woche dürfen auch die Zentren des Levels 2 die Kinder versorgen.

Das Land plant nun, die bisherige Aufteilung abzuschaffen. "Künftig soll es nur noch zwei Arten von Versorgungseinheiten geben: die von der Bezirksregierung Düsseldorf ausgewiesenen Level-1-Zentren und die übrigen Krankenhäuser ohne Schwerpunktausweisung", erklärt Beatrix Van Vlodrop, Sprecherin Bezirksregierung Düsseldorf. Als "Level 1"-Zentrum zertifiziert werden können künftig auch nur noch solche Häuser, die - wie das Bethanien - schon vorher über ein zertifiziertes Perinatalzentrum der höchsten Stufe verfügt haben. Bei anderen Geburtshilfekliniken im Kreis stoßen die Pläne des Gesundheitsministeriums deshalb auf Kritik. Einige pochen auf die eigene Kompetenz im Geburtshilfebereich.

"Wir haben alle "Level 1"-Krankenhäuser begangen und die Umsetzung der Qualitätsvorgaben vor Ort geprüft, eine Anhörung hat stattgefunden und die Stellungnahmen aller Beteiligten liegen zur abschließenden Überprüfung vor", sagt Van Vlodrop. "Im Rahmen dieser Stellungnahmen haben manche Krankenhäuser Kritik an der Aufgabe der dreistufigen Aufteilung geäußert. Es wurde vor allem auf eine verlängerte Anfahrt der Schwangeren, eine mögliche Einschränkung im Bereich der Weiterbildung von Ärzten und eine zusätzliche Beanspruchung des Rettungsdienstes im Fall einer Verlegung von schwangeren Patientinnen hingewiesen."

Tatsache ist: Im Kreis Wesel ist die Geburtshilfe am Bethanien derzeit das einzige Perinatalzentrum der höchsten Versorgungsstufe. "Die Entscheidung bestätigt auch unseren Anspruch, Schwangere, Neu- und Frühgeborene am gesamten linken Niederrhein bestmöglich zu versorgen", sagt Krankenhausdirektor Ralf Engels.

Ein bundesweit geltendes Kriterium für Perinatalzentren ist die Mindestmenge von 14 Frühgeborenen pro Jahr, die mit weniger als 1250 Gramm Gewicht auf die Welt kommen. In Bethanien kamen im vergangenen Jahr 24 Frühgeborene unter 1250 Gramm auf die Welt. Insgesamt betreute das Perinatalzentrum 160 Frühchen. Ein Kind gilt als Frühgeborenes, wenn es vor Abschluss von 37 Schwangerschaftswochen geboren wird - also mindestens drei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin. Mit wie vielen Spezialkliniken das Land künftig plant, ist noch offen. "Ein abschließender Bericht zur Vorlage und Entscheidung durch das Gesundheitsministerium ist zurzeit in Bearbeitung", sagt Van Vlodrop.

(RP)
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