Moers Moers - (k)ein Platz für wilde Tiere?

Moers · Viele Städte wollen Zirkussen mit Tigern, Löwen oder Elefanten keine kommunalen Flächen mehr überlassen. Nun gibt es einen Bürgerantrag, der dasselbe für Moers fordert. Die Stadtverwaltung sieht rechtliche Probleme.

Moers: Moers - (k)ein Platz für wilde Tiere?
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

Ein Zirkus ohne Löwen, Tiger, Affen oder Elefanten - früher undenkbar. Doch die Zeiten ändern sich. Tierschützer kritisieren, dass den Tieren Leid zugefügt werde. Viele Länder, wie die Niederlande, Dänemark und Österreich, haben die Haltung von Wildtieren in Zirkussen inzwischen verboten. Und in Deutschland haben viele Städte bereits beschlossen, Zirkussen mit Wildtieren keine städtischen Flächen zu überlassen. Nun erreicht das Thema Moers. Die Stadt solle dem Beispiel der anderen Kommunen folgen, heißt es in einem Bürgerantrag, der im Rathaus vorliegt.

Wie die Politik den Antrag beurteilt, bleibt abzuwarten. Die Fachleute der Stadtverwaltung geben der vorgeschlagenen Initiative aber wenig Chancen, weil sie gegen geltendes Recht verstoße. "Ein solches Verbot stellt nach aktueller Rechtsprechung einen unzulässigen Eingriff in das Grundrecht der Freiheit der Berufsausübung dar", heißt es in einer Stellungnahme des Fachbereichs Ordnung und Bürgerservice, in der ein entsprechend lautendes Urteil des Verwaltungsgerichts Darmstadt zitiert wird. Zirkusbetreiber brauchen eine Genehmigung, bevor sie "Tiere gewerbsmäßig zur Schau stellen" dürfen, so die Verwaltung. Die Genehmigung werde erst nach einer Prüfung eventueller Verstöße gegen das Tierschutzgesetz erteilt. Mit anderen Worten: Hat der Zirkusbetreiber Schwarz auf Weiß, dass er gegen kein Gesetz verstoße, dürfe ihm die Stadt nicht das Gegenteil unterstellen.

Wie die Verwaltung weiter ausführt, sei es Sache der Bundesregierung, die Haltung von Elefanten Tigern, Löwen, Affen und anderen Wildtieren in Zirkussen einzuschränken. Allerdings seien Initiativen auf Bundesebene bereits mehrfach gescheitert. Zuletzt hatte im vergangenen Jahr das Land Hessen angekündigt, sich für das Wildtierverbot in Zirkussen im Bundesrat starkzumachen. Anlass: Eine Elefantenkuh war in Buchen (Baden-Württemberg) aus einem Zirkusgehege entkommen und hatte einen Mann getötet.

Die Moerser Stadtverwaltung nennt Düsseldorf, Bocholt, Borken, Köln, Siegen, Stadtlohn und Viersen als Beispiele für Kommunen, die "ungeachtet der Rechtslage" Zirkussen mit Wildtieren Flächen verweigern. In Chemnitz habe ein bereits erlassenes Verbot zurückgenommen werden müssen, "weil es der gerichtlichen Überprüfung nicht standhielt", in Erdingen befinde sich ein Verfahren in der Berufung. Im Übrigen, so die Stadtverwaltung, liefen die Bemühungen der Kommunen ins Leere, wenn Zirkusse statt städtischer Flächen einfach private Areale für Gastspiele nutzten, wie es unter anderem in Köln und Bremen der Fall sei.

Der Deutsche Tierschutzbund fordert seit Jahren ein Wildtierverbot in Zirkussen. "In einem Zirkusunternehmen ist eine verantwortbare Haltung von Wildtieren grundsätzlich nicht möglich", heißt es auf www.tierschutzbund.de. Die Tiere litten unter massiven Gesundheitsschäden und schweren Verhaltensstörungen. "Allein in den letzten zehn Jahren ist nahezu ein Viertel des gesamten Bestandes an Elefanten im Zirkus vorzeitig verstorben."

Ob der Tierschutz in Zirkussen angemessen ist oder nicht, ist manchmal wohl schwer zu entscheiden. Als der Zirkus Las Vegas im März 2015 in Moers gastierte, gab es Irritationen wegen einer öffentlichen Fütterung von vier bengalischen Tigern. Zwei Jahre vorher hatten die Polizei und das Veterinäramt Bad Segeberg einen Elefanten und vier Großkatzen des Zirkusses bei einem Gastspiel in Norddeutschland beschlagnahmt. Mitglieder der Tierschutzorganisation Peta sollen Verstoße angezeigt haben. Die Staatsanwaltschaft nahm Ermittlungen auf. Später stellte das Landgericht Kiel fest, dass die Polizeiaktion unverhältnismäßig gewesen sei und der Elefant bis zu einem Gerichtsurteil bei den Eigentümern hätte bleiben dürfen.

"Tierschutzorganisationen wie Peta haben grundsätzlich etwas gegen Zirkusbetriebe", sagte Las-Vegas-Direktorin Liane Köllner bei einem Gastspiel in Rheinberg im April 2015 gegenüber der Rheinischen Post. "Sie schauen sich unsere Tiere gar nicht an." Dagegen machten sich Amtstierärzte bei jedem Gastspiel ein Bild von den Tieren.

(RP)
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