Moers Moers will die Stadtsanierung sanieren

Moers · Auf einem internationalen Kongress von Städteplanern in Moers hat der Technische Beigeordnete Thorsten Kamp beschrieben, welche Verheerungen Stadtsanierungen anrichten können - und wie man sie reparieren will.

Moers in den 60er Jahren
6 Bilder

Moers in den 60er Jahren

6 Bilder

Die Bürger der Stadt Moers haben in den kommenden Jahren eine große Chance - und eine ebenso große Verantwortung: Sie werden zentrale Teile der Innenstadt wie den Königlichen Hof, dien Neuen Wall und die Unterwallstraße neu gestalten können. Noch vor den Sommerferien soll es eine Planungswerkstatt zum Neuen Wall geben, in der Interessenten ihre Ideen einbringen können. Das hat Thorsten Kamp, Technischer Dezernent der Stadt Moers, in dieser Woche auf einem internationalen Kongress der Städteplaner im Rheinkamper Kulturzentrum angekündigt.

Er hielt dort einen viel diskutierten Vortrag zum Thema "Vom schwierigen Erbe der Stadtsanierung". An zahlreichen Beispielen erläuterte er, welch tiefgreifenden Veränderungen das Moerser Stadtbild in den 60er und 70er-Jahren durchlaufen hat, als zwei Drittel der historischen Bausubstanz zerstört wurde - eine Verheerung, so Kamp, wie sie Moers allenfalls beim großen Stadtbrand von 1605 erlebte. Was der Zweite Weltkrieg nicht geschafft hatte, als Moers als eine der wenigen Städte am Niederrhein weitgehend unzerstört blieb, erreichten Moerser Stadtplaner - zum Teil gegen den Widerstand der Bevölkerung - in der Nachkriegszeit.

Schon in den frühen 60er Jahren hatte der Moerser Stadtbaurat und späteren Stadtdirektor Heinz Oppers seine Pläne für eine autofreundliche Sanierung der Moerser Altstadt entwickelt. 1969 wurde das "Bügeleisen" am Kastellplatz samt der ehemaligen "Sozietät", einem Bürgerhaus aus dem 18. Jahrhundert, abgerissen: Dort war eine Südtangente geplant, die dann später doch nicht gebaut wurde. Bei der Anlage der Nordtangente (Unterwallstraße) und der Osttangente (Neuer Wall) in den Folgejahren wurde der Verkehr vierspurig durch die oranischen Wallanlagen geleitet. Gleichzeitig brachten die Moerser das Kunststück fertig, ein Parkdeck in den Zacken eines historischen Ravelins zu platzieren.

1974 entstand als erstes Großprojekt das "Wallzentrum", für dessen Bau die gesamte östliche Oberwallstraßenbebauung samt den dahinter liegenden Gartengrundstücken einplaniert wurde. "Sogar die Moerser Ratsherren waren zuerst begeistert und dann schockiert. Als sie das Wallzentrum im Modell sahen, fanden sie es schick, vor der steinernen Wirklichkeit erschraken sie später - der Blick aus der Vogelperspektive auf das Modell hätte sie getäuscht", zitiert Kamp eine Moerser Zeitung. Nach dem Abbruch des nördlichen Teils der Altstadt 1977, bei dem auch die ehemalige Synagoge abgerissen wurde, erfolgte der teilweise Wiederaufbau der mittelalterlichen Strukturen in historisierender Form.

40 Jahre später muss Kamp die Sanierung der Sanierung organisieren. Inzwischen liegen Pläne zur Verlagerung des Busbahnhofs in den jetzigen Neuen Wall hinein vor. Die einstige Osttangente würde dann für den Pkw-Verkehr gesperrt. Dadurch könnte der Königliche Hof wieder ein zentraler Platz in der Innenstadt werden.

Etwas länger dürfte die Wiederanbindung des Rathauses an den Neumarkt und die Kirchstraße dauern. Kamp denkt über einen "Shared Space" für Pkw, Fahrräder und Fußgänger nach. Kamp: "Wir brauchen in der Innenstadt wieder menschliche Maßstäbe."

Änderungen stehen auch in den bestehenden Strukturen an. Mit der Kanalsanierung bietet sich die Möglichkeit, die Pflasterung in der Altstadt neu zu gestalten. Kamp denkt auch über die Neuordnung des Anlieferverkehrs in diesem Bereich nach: "In Herne etwa haben UPS und DHL Zentren eingerichtet, von denen Lieferungen zu den Geschäften mit Lastenrädern erfolgen."

Eine große Chance und eine große Verantwortung. Dazu Kamp: "Das, was wir jetzt planen, muss Bestand für viele Jahre haben. Da verbieten sich Schnellschüsse."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort