Moers Moerser CDU feiert und trauert zugleich

Moers · Grenzenlos ist der Jubel der CDU über das Ergebnis im Land. Allerdings gewinnt sie den Wahlkreis nicht.

 In Moers verloren und doch Sieger: (von links) Julia Zupancic, Ingo Brohl, Kerstin Radomski und Manfred Berns.

In Moers verloren und doch Sieger: (von links) Julia Zupancic, Ingo Brohl, Kerstin Radomski und Manfred Berns.

Foto: KLaus Dieker

Es ist 18 Uhr, und der fröhlichste Ort in Moers ist das "Diebels live" an der Homberger Straße. Die dicht an dicht stehenden Menschen johlen, jubeln, klopfen sich mit verschwitzten Händen gegenseitig auf die Schultern. Gläser klirren. "Wahnsinn!"- "Gut gemacht!" Eine Stimmung wie nach dem Gewinn der Fußball-WM. Auslöser des Freudentaumels ist die erste Prognose der ARD: 30,5 Prozent für die SPD, 34,5 für die CDU werden angekündigt. Für die Christdemokraten aus Moers und Neukirchen-Vluyn, die in dem Lokal den Wahlabend feiern, ist klar: Das ist die ersehnte politische Wende im Land. "Mehr als zwei Prozent ist das Endergebnis noch nie von der Prognose abgewichen", heißt es.

Mittendrin: Ingo Brohl, CDU-Kandidat für Düsseldorf. "Ich werde ein starkes Ergebnis einfahren", sagt er. Er ist zuversichtlich, dass auch er selbst in Moers punkten kann. Es werde ein langer Wahlabend für Moers. Doch Brohl ist auch Sportsmann: Er hat sich die Handynummer seines SPD-Rivalen Ibrahim Yetim geben lassen, um diesem zu gratulieren, falls es nicht so laufen sollte wie erhofft. "Das gehört zum guten Ton dazu." Egal wie es kommt, gefeiert werde an diesem Abend auf jeden Fall.

 Hoffen für die SPD: Heike und Volker Marschmann bei der Stimmenauszählung im Rathaus. Aufatmen bei der FDP, die ihre Wahlparty im "Jedermann" feierte". Hoffen für die SPD: Heike und Volker Marschmann bei der Stimmenauszählung im Rathaus. Aufatmen bei der FDP, die ihre Wahlparty im "Jedermann" feierte".

Hoffen für die SPD: Heike und Volker Marschmann bei der Stimmenauszählung im Rathaus. Aufatmen bei der FDP, die ihre Wahlparty im "Jedermann" feierte". Hoffen für die SPD: Heike und Volker Marschmann bei der Stimmenauszählung im Rathaus. Aufatmen bei der FDP, die ihre Wahlparty im "Jedermann" feierte".

Foto: Dieker Klaus

Der traurigste Ort von Moers liegt derweil zwei Kilometer Luftlinie entfernt: Im Awo-Saal an der Bonifatiusstraße in Asberg lässt die SPD den Wahlkampf ausklingen. Ein kaltes Büffet ist aufgebaut, ein Fernseher läuft, gleichzeitig werden die Ergebnisse der ausgezählten Moerser Stimmbezirke an die Wand projiziert. Ibrahim Yetim und die SPD liegen fast überall vorne. Doch Freude will nicht so richtig aufkommen. Wahlkampfleiter Hajo Schneider verkündet die Einzelergebnisse: So und soviel Prozent Verlust bei der Erststimme, so und soviel Prozent bei der Zweitstimme . . .

Dass sich der landesweite Verlust auch in Moers niederschlägt, sei klar, meint der Moerser SPD-Vorsitzende Harald Hüskes. Er habe im WDR gehört, dass das Thema Schule bei den Wählern eine große Rolle gespielt habe. "Da haben wir uns bei G8/G9 wohl nicht deutlich genug positioniert." Andere glauben, dass das Thema Innere Sicherheit ausschlaggebend war. "Wenn in Deutschland einer mit zwölf oder 14 Identitäten rumläuft, dann schafft das kein Vertrauen", meint jemand in Anspielung auf den Berlin-Attentäter Amri. Und ob es gut von Hannelore Kraft war, an Innenminister Jäger festzuhalten, wer weiß?

 CDU-Jubel über das Zweitstimmenergebnis im "Diebels live".

CDU-Jubel über das Zweitstimmenergebnis im "Diebels live".

Foto: Dieker Klaus

So lang, wie sich Brohl den Wahlabend vorgestellt hat, wird er dann doch nicht: Ziemlich schnell zeichnet sich ab, dass er Yetim zwar einige Prozentpunkte abnehmen kann, aber doch deutlich unterliegt. "Es tut nach so einem Abend weh", sagt er. Jetzt heiße es Schreibtisch aufräumen, die Sommerpause genießen und sich dann wieder auf die Ratsarbeit konzentrieren.

Nach 20 Uhr bringt Yetim doch noch etwas Siegerglanz in den Asberger Awo-Saal. Er sei froh, nur wenige Prozentpunkte abgegeben zu haben. Und er sei traurig, dass die SPD dem "Das-Land-ist-schlecht-Gerede" nicht genug entgegensetzen konnte. Zu diesem Zeitpunkt liegen SPD und CDU im Land nur 1,5 Prozent auseinander. Und Yetim will die Hoffnung nicht aufgeben: "Ich bin nicht sicher, dass die CDU regieren wird." Aber sie wird.

(RP)
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