Moers Moerser Flüchtlingsrat will engagierte Helfer entlasten

Moers · In Moers gibt es wieder einen Flüchtlingsrat. Rund 15 Jahre, nachdem die Initiative eingeschlafen war, wollen rund 30 Moerser das Projekt wiederbeleben. Einer der Initiatoren hat dabei selbst eine Fluchtgeschichte: Der Apotheker Nazeer Rona kam 1980 als Zwölfjähriger mit seinen Eltern nach Deutschland, nachdem die Sowjetarmee in sein Land eingefallen war.

Als 2015 fast 2000 Flüchtlinge nach Moers kamen, sprach sich rasch herum, dass der Mann hinter dem Verkaufstisch der Apotheke am Königlichen Hof nicht nur in pharmazeutischen Dingen Bescheid wusste, sondern auch gerne beim alltäglichen Kampf mit den Herausforderungen des deutschen Alltags half.

So schaltete er sich ein, als eine afghanische Familie, die ihren Müll trotz mehrfacher Ermahnung nicht getrennt entsorgt hatte und deshalb ihre Wohnung verlieren sollte. Als jedoch immer mehr Hilfesuchende zu Rona kamen, wurde dem Apotheker klar, dass es so nicht weiter gehen konnte: "Ich muss ja schließlich auch Zeit für meine Kunden haben."

Gemeinsam mit anderen Flüchtlingshelfern beschloss er, den Flüchtlingsrat wiederzubeleben, der in Moers über Jahrzehnte vor allem mit dem Namen der inzwischen hochbetagten Bundesverdienstkreuz-Trägerin Gisela Stoldt verbunden ist. Gestern stellten er und die beiden anderen Sprecher der Vereinigung, Claudia Landes und Karin Menzel die Ziele ihrer Arbeit vor.

Der Rat will vor allem Kräfte bündeln und koordinieren und so einzelne Helfer entlasten. Er sieht sich als Interessenvertretung von Geflüchteten und Ehrenamtlern. Er sieht sich als konfessionell und politisch unabhängig. Der Rat, so erklärt Landes, werde nicht Möbel für Flüchtlinge organisieren, sondern darauf hin arbeiten, dass diese sich selbst organisieren.

Angesichts der steigenden Zahl von Flüchtlingen mit guten Deutschkenntnissen sehen die Ehrenamtler gute Chancen, dass die Betroffenen ihr Schicksal selbst in die Hand nehmen. Allerdings dürfe man auch nicht die vergessen, die sich mit dem Lernen schwertun oder als Asylbewerber in erster Instanz abgelehnt worden seien und nun in Ungewissheit lebten.

Landes gab zu, dass der Flüchtlingsrat sich auch in Zusammenhang mit Kritik an dem Bunten Tisch gegründet habe. Dessen Vorsitzender, Amar Azzoug, sei dennoch zur nächsten Sitzung am Donnerstag, 9. November, im Tersteegenhaus eingeladen.

(RP)
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