Moers Moerser kämpft sich ins Leben zurück

Moers · David Behre verlor bei einem Unfall mit einem Zug seine Beine. Heute hat er sich mit der Hilfe des Sports wieder ins Leben zurück gekämpft. Seinen Weg beschreibt er in seinem neuen Buch, dass er bei einer Lesung vorstellte.

 David Behre (Mitte) las aus seinem Buch "Sprint zurück ins Leben". Christoph Fleischhauer (l.), Vorsitzender des Stadtsportverbandes, und Gastgeber Guido Lohmann, Vorsitzender Volksbank Niederrhein, nahmen an der Lesung teil.

David Behre (Mitte) las aus seinem Buch "Sprint zurück ins Leben". Christoph Fleischhauer (l.), Vorsitzender des Stadtsportverbandes, und Gastgeber Guido Lohmann, Vorsitzender Volksbank Niederrhein, nahmen an der Lesung teil.

Foto: Privat

Zu einer Lesung mit David Behre hat die Volksbank Niederrhein in die Moerser Geschäftsstelle Mühlenstraße eingeladen. Der gebürtige Meerbecker verlor bei einem Unfall mit einer Rangierlok vor knapp sieben Jahren am Moerser Bahnübergang, der berüchtigten Glück-auf-Schranke, seine Unterschenkel.

Der heute 27-Jährige ließ sich jedoch nicht vom Schicksal unterkriegen, sondern schaffte mit unglaublicher Disziplin, mit Willen und Biss, sich mit Hilfe des Sports ein neues Leben aufzubauen. Heute wird der Prothesenträger als Ausnahmesportler internationalen Ranges gefeiert. Als Profisportler hält er in den Disziplinen 200 und 400 Meter zwei Europarekorde und den deutschen Rekord über 100 Meter. Bei den Paralympics 2012 holte er mit der deutschen Staffel über 4x100 Meter Bronze.

Das Publikum erlebte einen überaus sympathischen Menschen, der sein Leben nach dem Unglück wieder in die Hand nahm und nicht mit dem Schicksal hadert. Im Gegenteil. "Das Leben mit Prothesen kann schön sein", erklärte er und ließ das Publikum an seinen lebensentscheidenden Momenten teilhaben. Mucksmäuschenstill wurde es, als er den Unfallhergang an der geöffneten Schranke schilderte, an den Bahngleisen verzweifelt um sein Leben rang, um Hilfe schrie. "Ich hatte nur noch diesen unbändigen Wunsch in mir verspürt. Bloß nicht sterben", las er.

Wie in einem Film erlebte das Publikum die Passagen mit, als David allmählich in sein Leben zurückkehrt. "Immer wieder aufstehen" lautet sein Motto in den Monaten nach dem Unfall. Fehlversuche beim "Laufen lernen" mit den neuen Prothesen spornten ihn an. Mit den Boxerhunden Rocky und Kyra ging es auf Prothesen über Stock und Stein. Die Vierbeiner wurden seine besten Outdoor-Trainer, seine Therapeuten auf vier Pfoten. Das Publikum gewann Einblicke in sein Leben, in den Behindertensport, erlebte emotionale Tiefpunkte, die unter die Haut gingen.

David Behre scheute sich nicht, über seine Schmerzen zu sprechen, die oft genug die Hölle bedeuteten. "Ich bin hart im Nehmen", sagte David, der heute beruflich als Mensch mit Behinderung im Profisport zuhause ist.

Er trainiert bei Bayer Leverkusen, besucht internationale Trainingslager. Mit seinen High-Tech-Prothesen sprintete er bis zur Weltspitze, wurde beim 400-Meter-Finale mit Oskar Pistorius Zweiter. "2016 will ich Rio rocken", erklärte er mit Blick auf die sportliche Zukunft, bis zu den Paralympics 2020 in Tokio weitermachen. "Der Hunger auf den Sieg ist groß. Genug ist nie genug", sagte er. Das ist der Sportler David Behre, der Behinderten und Nichtbehinderten Mut macht, wie auch von Christoph Fleischhauer, Vorsitzender des Moerser Stadtsportverbandes, zu hören ist.

"Vom bewegenden Vorbild" spricht Guido Lohmann, Vorstand der Volksbank. Menschliche Größe klingt zwischen den Zeilen durch. Seine Eltern sitzen mit im Publikum, wie auch der Notarzt, der vor dem Flug ins Krankenhaus die Versorgung am Unfallort leistete. Dass die Akte mit dem Vermerk tragischer Unglücksfall geschlossen wurde, akzeptiert David Behre. Gesprochen hätte er nur gerne mit dem Niag-Lokführer, der ihn mit dem Zug überrollte.

Ziele hat David auch: er will ein Reha-Zentrum für Schwerstverletzte bauen. "Das ist mein Traum."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort