Moers Moerser und Kamp-Lintforter sollen für Deiche zahlen

Moers · Wegen eines Gutachtens will der Deichverband Xanten-Duisburg bis zu 6000 Anlieger zur Kasse bitten.

 Die Vize-Deichgräfen Hubert Tölle und Erich Weisser (v.l.) mit Deichgräf Viktor Paeßens und Deichverbands-Geschäftsführer Berthold Schwenke.

Die Vize-Deichgräfen Hubert Tölle und Erich Weisser (v.l.) mit Deichgräf Viktor Paeßens und Deichverbands-Geschäftsführer Berthold Schwenke.

Foto: Uwe Plien

Der Hochwasserschutz ist ein zweischneidiges Schwert. Die Deiche entlang des Rheins schützen die Anwohner bei Hochwasser bis tief ins Landesinnere vor möglichen Überschwemmungen. Allerdings gestaltet sich die Sanierung der Deiche als extrem kostenintensiv. Die Sanierung eines Deich-Kilometers kostet beispielsweise etwa 4,5 Millionen Euro. Um künftige Investitionen finanzieren zu können, sieht sich der neugebildete Deichverband Duisburg-Xanten (eine Fusion der früheren Deichverbände Orsoy und Poll) zu einer Kostenerhöhung veranlasst. Statt der durchschnittlichen 50 bis 80 Euro muss beispielsweise der betroffene Budberger Theo Scherpers 160 Euro zahlen. "32 Euro mehr als bisher" schimpft der Mann.

Moers: Moerser und Kamp-Lintforter sollen für Deiche zahlen
Foto: Armin Fischer

12.500 Menschen sind zwischen Rheinberg, Alpen, Wesel und Xanten zu den Zahlungen als mögliche Hochwassergeschädigte verpflichtet. Und geht es nach dem Deichverband Duisburg-Xanten sollen künftig auch tausende Moerser und Kamp-Lintforter zur Kasse gebeten werden. So lässt es zumindest der Deichgräf Viktor Paeßens vorsichtig verlauten: "Wir werden mit den jeweiligen Städten noch in Kontakt treten, um das Thema zu diskutieren", sagt Paeßens, wohl wissend, dass die Forderung eine ordentliche Portion Konfliktpotential beinhaltet. Denn Moers und Kamp-Lintfort sehen sich genauso wie die Städte Neukirchen-Vluyn, Duisburg und Krefeld im Einzugsbereich des benachbarten Deichverbands in Friemersheim.

Paeßens beansprucht aber zumindest Teile von Kamp-Lintfort und Moers in Zukunft für seinen Bereich. Er stützt sich auf ein Gutachten der RWTH Aachen (Technische Hochschule). Das Gutachten wurde von den drei Verbänden Poll, Orsoy und Friemersheim gemeinsam in Auftrag gegeben. Anhand dieser Untersuchung lassen sich laut Paeßens die Verbandsgrenzen gerichtsfest darstellen. Die A 42 spiele dabei eine wichtige Rolle, weil sie grob die Grenze zum Nachbardeichverband Friemersheim markiere. Paeßens Theorie: Weil durch den Bergbau in Kamp-Lintfort sich das Gelände im vergangenen Vierteljahrhundert zwischen einem und vier Meter gesenkt hat, sind Kamp-Lintfort und Moers theoretisch bei Hochwasser bedroht. Ein Beispiel sei der Bereich um die B57. "Früher war der Bereich ein Höhenrücken", erklärt Paeßens. "Das Wasser wäre an der Stelle stehen geblieben." Aufgrund deutlicher Absenkungen an der Stelle würde das Hochwasser ungehindert ins Landesinnere laufen. "Wir müssen heute damit ein wesentlich größeres Gebiet schützen, als es früher der Fall war. Mit dem Gutachten können wir sehen, wie sich die Senkungen durch den Bergbau auf das vor Hochwasser zu schützende Gebiet auswirken," sagt Paeßens.

Konkret heiße das: Wer in Rheinberg-Stadtmitte, in Millingen, Alpsray, in Randlagen von Moers-Repelen und Duisburg-Baerl oder in den Kamp-Lintforter Stadtteilen Niersenbruch oder Saalhoff wohnt, wird künftig veranlagt und muss für den Hochwasserschutz zahlen. Mindestens 6000 weitere Mitglieder werden somit laut Paeßens hinzukommen. Auch Flächen in Rheinberg (etwa südlich der B 510), die jetzt zum Deichverband Friemersheim gehören, könnten bald zum Verband Duisburg-Xanten gehören. Wie der Budberger Theo Scherpers kämen dann Zahlungen in Höhe von etwa 100 Euro pro Person auf die Anwohner in Moers und Kamp-Lintfort zu.

Aus den Verwaltungen der beiden Städte gibt es jetzt aber erheblichen Protest: Moers und Kamp-Lintfort zahlen aus dem Haushalt große Beträge an den Deichverband Friemersheim. Finanziert wird der Hochwasserschutz in Moers aus der Grundsteuer. Im vergangenen Jahr beispielsweise zahlte die Grafenstadt 150.000 Euro nach Friemersheim. Jeder Moerser zahlt jährlich fast 1,50 Euro - egal ob er bedroht ist oder nicht. Kein Vergleich zu den Gebühren, die der Xanten-Duisburger-Deichverband zusätzlich von einzelnen Anwohnern fordern würde. "Wir haben hier das Solidarprinzip", sagt Moers' Stadtsprecher Thorsten Schröder. Der Hochwasserschutz gilt mit der jährlichen Einmal-Zahlung als abgegolten. Dass vereinzelte Bürger beim Wechsel in den Deichverband Duisburg-Xanten zusätzlich Kosten zahlen sollen, sei nicht im Interesse der Stadt. Dasselbe lässt Kamp-Lintforts Kämmerer Martin Notthoff verlauten. "Wir wollen keine Ungleichbehandlung unserer Bürger."

(RP)
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