Moers Moerser zeigt Kanzler in Karikaturen

Moers · Ulrich Schnakenberg, Historiker und Lehrer am Gymnasium in den Filder Benden, hat das Buch "Helmut Schmidt in Karikaturen. Eine visuelle Geschichte seiner Kanzlerschaft" mit Karikaturen von Fritz Behrendt herausgegeben.

 Herausgeber Ulrich Schnakenberg blickt mit den Karikaturen von Fritz Behrendt auf die Kanzlerschaft von Helmut Schmidt zurück.

Herausgeber Ulrich Schnakenberg blickt mit den Karikaturen von Fritz Behrendt auf die Kanzlerschaft von Helmut Schmidt zurück.

Foto: Klaus Dieker

Das Buch im Querformat ist nur konsequent: Es folgt der Form der rund 90 Karikaturen, mit denen der deutsch-niederländische Zeichner Fritz Behrendt die acht Jahre währende Kanzlerschaft Helmut Schmidts begleitete - als kritischer und aufmerksamer Beobachter des politischen Tagesgeschehens.

Dr. Ulrich Schnakenberg, Historiker und Lehrer für Geschichte und Politik am Gymnasium in den Filder Bilden, richtet in dem Buch "Helmut Schmidt in Karikaturen. Eine visuelle Geschichte seiner Kanzlerschaft" den Fokus gleichermaßen auf den Kanzler, den Elder Statesman, dem die Menschen bis zu seinem Tod im November 2015 zuhörten, wenn er seine Stimme erhob - und seinen Karikaturisten. "Die Arbeit an diesem Buch hat es mir ermöglicht, mich mit meinen Leidenschaften zu befassen: Zeitgeschichte und Karikaturen." Für letztere begeisterte sich der heute 40-Jährige schon in seiner Schulzeit - weil sie wie Rätsel zu entschlüsseln seien.

Fritz Behrendt, der mehr als 50 Jahre lang als politischer Zeichner für renommierte Tageszeitungen in Deutschland gearbeitet hatte und 2008 starb, lernte Schnakenberg nie persönlich kennen. "Ich habe mich nicht getraut, ihm zu sagen, wie gut mir seine Arbeit gefällt: Er konnte mit wenigen Strichen komplexe Sachverhalte auf den Punkt bringen." Nach Behrendts Tod nahm Ulrich Schnakenberg Kontakt zur Witwe des Zeichners auf. "Mein Interesse hat sie sehr gefreut, so dass sie mir Zutritt ins Archiv ihres Mannes gewährte. Er hatte seine Arbeitsstätte im Wintergarten seines Hauses eingerichtet. Dort hörte er Radio und zeichnete", berichtet Historiker Schnakenberg, der fast vier Jahre lang an seinem Buch gearbeitet hatte.

Am Anfang stand die Qual der Wahl: "Das Archiv umfasste 20.000 Zeichnungen. Alles war unsortiert, es gab keine Ordnung. Es war gar nicht so leicht, 90 passende Karikaturen zu finden", erinnert sich Ulrich Schnakenberg und fühlt sich sehr geehrt, dass er als erster das Material sichten durfte. "Behrendts Ehefrau spielt mit dem Gedanken, die Karikaturen dem Haus der deutschen Geschichte zur Verfügung zu stellen." Die Kanzlerschaft Helmut Schmidts hatte Fritz Behrendt in den 1970er und den 1980er Jahren mit spitzer Feder und kritischer Sympathie begleitet. RAF, Öl-Krise, Nato-Doppelbeschluss, Nahost-Konflikt und Kanzler-Sturz - Stichworte aus Helmut Schmidts Kanzlerzeit finden sich in den Karikaturen wieder.

"Keiner war auf sein Amt so vorbereitet wie Helmut Schmidt", sagt Ulrich Schnakenberg. Seine Kanzlerschaft sei in eine sehr schwierige Zeit gefallen. "Er hat sozusagen den Tanker Deutschland durch schwere See gefahren." Schnakenberg, Jahrgang 1975, nahm Schmidt erstmals während seines Studiums in einem Seminar über die jüngere deutsche Geschichte bewusst wahr. "Danach habe ich mich autodidaktisch mit seinem Wirken beschäftigt", sagt der Historiker, der es bedauert, dass in Schule und Studium die Zeitgeschichte zumeist mit der NS-Zeit endet. Schnakenberg, der in Kassel und Leeds studierte und heute Lehraufträge in Kassel und Duisburg hat, fungiert als Herausgeber des Buchs und hat die Kommentare zu Behrendts Karikaturen verfasst. Die Einleitung schrieb Professor Manfred Görtemaker.

Das Buch ist im Wochenschau-Verlag erschienen und kostet 16,80 Euro. ISBN 978-3-97344-0221-0

(RP)
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