Moers/Duisburg Müllproblem: Verursacher bleibt unbehelligt

Moers/Duisburg · Behörden sind Hinweisen auf die Herkunft des Mülls, der vor sieben Wochen im Baerler Busch gefunden wurde, bisher nicht nachgegangen. Die Stadt Duisburg drohte aber dem Förster eine Strafe an. Unrat aus demselben Haushalt wurde illegal an der Kamper Straße entsorgt.

 Oben: Der Müll im Baerler Busch enthielt die Adresse eines Mannes in Weeze. Rechts: Der Müll an der Kamper Straße stammte vermutlich aus demselben Haus.

Oben: Der Müll im Baerler Busch enthielt die Adresse eines Mannes in Weeze. Rechts: Der Müll an der Kamper Straße stammte vermutlich aus demselben Haus.

Foto: pogo/schmitt

Kann es sein, das ein dreistes Umweltferkel davonkommt, weil keine Behörde sich für seine Verfolgung zuständig fühlt? "Es ist ein Witz", sagt der für den Baerler Busch zuständige Revierförster Christoph Beemelmans. Nur dass ihm das Lachen im Hals stecken bleibt. Anfang August hatten wir über einen Berg Unrat berichtet, den jemand auf einen Weg im Baerler Busch, nahe der Verbandsstraße, gekippt hatte. Der Müll lag auf Duisburger Stadtgebiet, an der Stadtgrenze zu Moers. Anwohner aus Eick-Ost verständigten die Behörden. Die Duisburger Polizei und das Ordnungsamt waren vor Ort. Förster Beemelmans erfuhr von der Bescherung durch eine Moerserin. Er wandte sich an die Stadt. "Die Stadt Duisburg sagte mir, dass sie die Sache verfolgt", sagt Beemelmans.

Oft ist es schwer, herauszufinden, woher "wilder" Müll stammt; in diesem Fall schien die Sache anders zu liegen. Der Verursacher des Dreckhaufens hatte Hinweise zu dessen mutmaßlicher Herkunft sozusagen auf dem Silbertablett hinterlassen: Der Müll enthielt unter anderem mehrfach einen Namen und eine Adresse aus Weeze. Was läge näher, als diesen Mann zu fragen, welche Erklärung er dafür hat, dass Gerümpel aus seinem Haushalt 50 Kilometer entfernt in einem Wald liegt?

Doch das hat bisher niemand für nötig befunden. Wie die Duisburger Polizei uns mitteilte, ist sie zu dem Ergebnis gelangt, dass kein Umweltdelikt, sondern eine Ordnungswidrigkeit vorliege, und für diese sei nicht die Polizei, sondern die Stadt zuständig. Die Stadt Duisburg teilte uns mit, dass die "Abfallaufsicht" zwar Hinweise zur Herkunft des Mülls ermittelt habe. Allerdings habe man auch festgestellt, dass nicht die Stadt, sondern das Regionalforstamt Gelsenkirchen zuständig sei. Die Informationen seien weitergeleitet worden.

Beim Regionalforstamt Gelsenkirchen hieß es auf unsere Nachfrage: "Einen solchen Vorgang gibt es bei uns nicht." Vielleicht habe die Stadt Duisburg das Regionalforstamt mit dem Forstamt des Regionalverbands Ruhrgebiet (RVR) verwechselt? Schließlich ist der Baerler Busch Eigentum des RVR. "Fragen Sie dort mal nach!" Haben wir gemacht. Antwort der Pressestelle: Wir sollten uns an die RVR-Abteilung Ruhr Grün, also den Förster, wenden. "Wenn Ruhr Grün nichts unternommen hat, dann lassen wir die Sache auf sich bewenden." Und der Förster? Er versteht die Welt nicht mehr.

Es kommt noch schöner: Zwar ist die Stadt Duisburg nicht dafür zuständig, den Verursacher des Müllbergs im Baerler Busch zu belangen. Jedoch hatte sie großes Interesse daran, dass der Müll wieder aus dem Wald verschwindet. Weil ihr die Abfuhr des Unrats nicht flott genug vonstattenging, so berichtet der Förster, habe sie ihm ein Bußgeld angedroht. Er sei daraufhin ziemlich fuchsig geworden, was man irgendwie verstehen kann. Wie teuer die Entsorgung war? Für den Container, den Beemelmans mieten musste, seien 400 Euro fällig gewesen. Hinzu kamen Personalkosten für einen halben Tag Arbeit sowie Fahrtkosten. Die Ausgaben trägt der RVR - letztlich müssen also die Steuerzahler blechen.

Wer auch immer den Müllberg im Baerler Busch abgeladen hat, hat vermutlich noch mehr auf dem Kerbholz: Ein ansehnlicher Müllhaufen, der ungefähr zur selben Zeit auf einem Feldweg neben der Kamper Straße in Moers-Genend gefunden wurde, stammte allem Anschein nach aus demselben Haushalt. Nicht nur die Art des Mülls war dieselbe: Auch darin fanden sich, wie Beemelmans von einer Anwohnerin erfuhr, Name und Adresse des Mannes aus Weeze. Beide Fundorte liegen in Nähe der Autobahn. Es sah aus, als hätte jemand den Müll zunächst komplett auf dem Feldweg abkippen wollen, sei dabei aber gestört worden. Den Plunder aus Moers-Genend hat die Enni abgeholt. "Unsere Mitarbeiter haben Fotos gemacht und eine Adresse gefunden", teilte die Enni gestern mit. Die Informationen gehen an den Kreis Wesel. Nur dort könne ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet werden.

(RP)
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