Moers Museum ist die Schaltzentrale der Macht

Moers · Das Grafschafter Museum macht die Besucher seiner neuen Sonderausstellung reich und mächtig: Alle erhalten zehn güldene Eine-Million-Münzen. In der interaktiven Ausstellung können sie damit den Moerser Haushalt neu aufstellen.

 Im Grafschafter Museum geht es ab Sonntag um Millionen: Museumsleiterin Diana Finkele zeigt, wie die Moerser die Schaltzentrale der Macht bedienen und den Haushalt der Stadt neu aufstellen können.

Im Grafschafter Museum geht es ab Sonntag um Millionen: Museumsleiterin Diana Finkele zeigt, wie die Moerser die Schaltzentrale der Macht bedienen und den Haushalt der Stadt neu aufstellen können.

Foto: Klaus Dieker

Die Stadt Moers wird Ende des Jahres rund 590 Millionen Euro Schulden haben. Besucher der Sonderausstellung "Macht & Millionen. Heute regiere ich" haben die Chance, die städtischen Finanzen ab Sonntag spielerisch auf den Prüfstand zu stellen. Dazu erhalten sie zehn güldene Eine-Million-Münzen, um den Moerser Haushalt neu und nach ihren Vorstellungen aufstellen können. "Der neu gewonnene Reichtum birgt aber jedoch große Verantwortung", warnt Museumsleiterin Diana Finkele. Die Besucher entscheiden, wie viel Geld sie in die städtische Infrastruktur investieren wollen. Wem die Grundsteuer B zu hoch ist, kann in seinem persönlichen Etat zum Beispiel bei den Ausgaben für Kultur, Bildung und Straßenbau sparen. Die neue Sonderausstellung ist eine Kooperation mit dem Stadtmuseum Tübingen. Dort wurde die Idee entwickelt, obwohl die Stadt Tübingen im Gegensatz zu Moers einen ausgeglichenen Haushalt vorlegen kann.

Die Besucher können im Grafschafter Museum mit ihrem Einsatz tatsächlich etwas bewegen - nämlich Automaten, die das Stadtmuseum in Tübingen von Designern entwickeln und bauen ließ. Aber Vorsicht: Der kleine grüne Steuerdrache gleich im Eingang schluckt die Münzen, ohne wieder etwas auszuspucken. Kredit gibt es bei der sparsamen schwäbischen Hausfrau: Für einen echten Euro wirft sie neue Münzen heraus, allerdings mit großem Gezeter. Die Besucher können entscheiden, ob sie ihr Geld in die Natur- und Landschaftspflege investieren wollen. Wer nicht zahlt, öffnet eine Tür, hinter der sich eine trostlose ungepflegte Landschaft befindet. Durch die Tür neben an geht es hingegen in blühende Gärten, kostet aber eine Million. Wer sich auf den roten Thron setzt, bekommt ein Krönchen auf und erfährt vom magischen Spiegel, welche Folgen Verschwendung und Misswirtschaft haben können. Weitere Themenbereiche sind Jugendarbeit, Bildung, Straßenbau und Feuerwehr, in denen die Besucher ihr finanzielles Geschick überprüfen können. Neben dem spielerischen Spaß, den die Automaten bewirken, erfährt man Wissenswertes über den Moerser Haushalt ohne sich durch die 700 Seiten kämpfen zu müssen, zum Beispiel, für was das Geld ausgegeben wird. Das Museum zieht zugleich historische Vergleiche zu Moers vor 200 und 400 Jahren. Vor 200 Jahren regierten die Preußen wieder die Grafenstadt, vor 400 Jahren war es Moritz von Oranien, der die Geschicke der Stadt bestimmte. Ausgestellt ist unter anderem eine der ersten Moerser Stadtrechnungen aus dem Jahr 1616. Die Besucher erfahren außerdem, welche Steuern zum Beispiel vor 400 Jahren erhoben wurden.

Und wer zum Schluss noch eine Münze übrig hat, darf sich eine Kultur-Tüte aus dem Automaten ziehen. Alle Moerser Kultureinrichtungen haben ihn mit kleinen Geschenken bestückt. Zur Ausstellung gibt es ein umfangreiches Rahmenprogramm mit Vorträgen und Basteltagen. So gibt der Moerser Kämmerer Wolfgang Thoenes am 22. Juni im Schloss einen Einblick in die kommunalen Finanzen der Stadt. Auch für Schulkasse gibt es unterschiedliche Angebote und Themenführungen zum Thema Haushalt.

(RP)
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