Moers Nachbarschaftsstreit der besonderen Art
Moers · Schauspieler Matthias Heße und "Das große Krakeel" in der "Barrikade Moers".
Matthias Heße ist Schauspieler am Moerser Schlosstheater - und das merkt, sieht und hört man seinen Lesungen auch an. Denn eigentlich liest er keine Texte, sondern trägt vor, was und wie die Figuren darin sprechen und was er interpretatorisch den Autor über seine Erzählung sagen lässt. Das alles macht er mit Stimme, Gestik und Mimik und nicht zuletzt mit großer (schau)spielerischer Vortragskunst. Heraus kommt somit keine klassische Lesung, sondern eher eine Art Hörspiel zum Sehen mit Bühnen- und Kostümbild, Requisiten und Musik. Das kommt beim Publikum gut an. So auch bei den rund 30 Besuchern am Freitagabend in der "Barrikade Moers". Dort standen zwei Texte von Nikolai Gogol unter dem Titel "Das große Krakeel" auf dem Programm. Das erzielte "Hutgeld" der Veranstaltung ging an die Flüchtlingshilfe von "Medico International".
Los ging es mit der "Geschichte vom großen Krakeel zwischen Iwan Iwanowitsch und Iwan Nikiforowitsch", so heißt die 1835 geschriebene Erzählung des russischen Dichters Nikolai Gogol im Original. Diese schildert den jahrzehntelangen, sich immer mehr ins Absurde steigernden Streit zwischen zwei Nachbarn um ein gescheitertes Geschäft, bei dem nämlich eine alte Flinte gegen eine schwarz-braune Sau getauscht werden soll. Auf humorvolle Weise führt Gogol mit dieser Geschichte vor Augen, wie aus besten Freunden erbitterte Feinde werden können.
Heße kam für seinen Auftritt aus dem Off und betrat nur mit einem dunkelblauen Frottee-Bademantel bekleidet die Lese-Bühne. Dort nahm er Platz auf einem türkisfarbenen Sessel. Dann begann das umtriebig dargebotene theatralische Spektakel - auch über die Pause hinweg, als er seriös in grauem Anzug auftretend zurückkehrte. Mit dabei hatte er im Hinblick auf seine zweite Vortragsgeschichte ("Die Nase") eine Zuckermelone, die er in Anspielung auf diese Gogol-Novelle von 1836 im Zuschauerraum verteilte. Hierin archiviert nämlich ein Großgrundbesitzer Melonenkerne. Auch das Publikum tat es und gab diese dem Spender mit großem Applaus für den herzerfrischenden Abend zurück.
