Moers Nachtabschaltung ohne Nachteile

Moers · Seit einem Jahr geht nachts in Moers fast flächendeckend das Straßenlicht aus. Nun liegt ein Erfahrungsbericht der Stadt zu der umstrittenen Maßnahme vor.

Die nächtliche Abschaltung von Straßenlaternen hatte in Moers für viele Diskussionen gesorgt. Nun liegt der Erfahrungsbericht vor, den die Politik nach einem Jahr von der Stadtverwaltung gefordert hatte. Nennenswerte Beschwerden nach Umsetzung der Nachtabschaltung seien nicht bekannt, lautet das Fazit des Berichts. "Auch die Stellungnahmen von Polizei und Feuerwehr spiegeln dies wider: Zwar wird eine durchgängige Beleuchtung positiv bewertet, schwerwiegende Nachteile durch die Nachtabschaltung waren nicht nachweisbar."

Im September 2014 waren in Repelen und Rheinkamp die ersten Straßenlaternen montags bis freitags nachts zwischen ein und 3.30 Uhr abgeschaltet worden. Weitere Stadtteile folgten, als letzte im März 2015 Schwafheim, Holderberg und Vennikel. Aus Gründen der Sicherheit wurden bestimmte Bereiche von der Nachtabschaltung ausgenommen, zum Beispiel Kreisverkehre, Querungshilfen, Bahnunterführungen und -übergänge, Treppen, Haltestellen oder Zebrastreifen. Von den insgesamt 10.500 Laternen in der Stadt bleiben 277 eingeschaltet, teilte die Enni mit.

Die Stadt hatte zunächst 180.000 Euro in die Schalttechnik investiert, um die Nachtabschaltung in der gewünschten Form möglich zu machen. Auf der anderen Seite sollte die Stromersparnis den Haushalt um jährlich 125.000 Euro entlasten. Dieser Plan sei aufgegangen. Der Posten sei im Haushalt verbucht, sagte Stadtsprecher Thorsten Schröder im Gespräch mit unserer Redaktion.

Der Betrieb der Straßenlaternen ist im vergangenen Jahr auf die Enni Stadt & Service übergegangen. Sie bekommt von der Stadt als Pauschale für Stromkosten, Wartung und Leuchtmittel-Austausch eine Pauschale in Höhe von rund einer Million Euro überwiesen. Die Enni will eine eigene Bilanz der Nachtabschaltung vornehmen. Sie werde voraussichtlich im Enni-Verwaltungsrat Anfang April vorgestellt, teilte das Unternehmen mit.

Die Stellungnahme der Polizei nach einem Jahr Nachtabschaltung fällt sehr knapp aus. Sie lautet: "Wie eine Auswertung des Kriminalitäts- und Verkehrsunfallaufkommens ergeben hat, sind seit der Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung in Moers im Abgleich mit Referenzzeiträumen vor der Nachtabschaltung keine Steigerungen zu verzeichnen."

Der Moerser Feuerwehrchef Christoph Rudolph teilte mit, dass "es durchaus schon vorkam, dass einzelne Straßennamen bzw. Hausnummern schwerer zu erkennen waren." Ob dies mit der Nachtabschaltung zusammenhänge, wisse man nicht sicher. Einsätze seien aber nicht gefährdet gewesen, auch sei es zu keinen "nicht tolerierbaren" Zeitverzögerungen gekommen. Natürlich sei eine Ausleuchtung des gesamten Stadtgebiets unter rettungstechnischen Gesichtspunkten wünschenswert, so der Wehrführer. Spärlich beleuchtete Bereiche, zum Beispiel am Rande der Stadt, seien für die Feuerwehr aber nicht neu.

In der Bürgerschaft hatte es durchaus Sorgen über die Nachtabschaltung gegeben. Moerser fürchteten eine Zunahme de Kriminalität. Einbrüche und Auto-Aufbrüche wurden auf die Nachtabschaltung zurückgeführt. Auch die Wichtigkeit der Beleuchtung für das subjektive Wohlbefinden wurde betont - wo es hell sei, fühle man sich einfach sicherer. Wortführer der Kritiker war die Initiative "Licht an". Um sie ist es in den vergangenen Monaten still geworden. Man habe den Bericht der Stadt abwarten wollen, sagt Christian Voigt, Sprecher der Initiative. Den Bericht bezeichnet er nun als "lächerlich". "Die Stadtverwaltung schönt die Fakten. In der letzten Zeit ist es zu vielen Straftaten gekommen, gerade in den Nachtstunden", sagt er, ungeachtet der Stellungnahme der Polizei.

In einem Punkt lässt sich die Stadt jedoch kein Vorwurf machen: Sie nutzte die Nachtabschaltung nicht dazu, bei Autohaltern abzukassieren, die ihr Fahrzeug in der Dunkelheit nicht vorschriftsgemäß beleuchtet haben. An Laternen, die abgeschaltet werden (sie sind mit einer roten Banderole gekennzeichnet) muss nachts das Abblend- beziehungsweise Parklicht eingeschaltet bleiben, sonst droht ein Bußgeld. "Wir haben nicht ein einziges Knöllchen verteilt", sagte Thorsten Schröder. Zum einen habe es keine Hinweise auf Gefährdungen durch unbeleuchtete Fahrzeuge gegeben. Zum anderen sei die Stadt für einen nächtlichen Politessen-Einsatz personell gar nicht aufgestellt.

(RP)
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