"Seht her, wir trotzen eurem Kleingeist", könnte diese Botschaft lauten, haben Mitarbeiter der Enni doch vor einem Monat im Auftrag der Stadt etliche der zu Liebessymbolen umgewidmeten Vorhängeschlösser von der Brücke über den Moersbach im Schlosspark entfernt und der Altmetallverwertung zugeführt. Was Liebespaare traurig bis empört stimmte, sah die Verwaltung mit Verweis auf ihre Verkehrssicherungspflicht ganz unromantisch: Die Metallschlösser seien schlecht für die Lackierung der Brücke gewesen, erklärte Klaus Janczyk, Pressesprecher der Stadt. Es hätte Rost entstehen und auf lange Sicht etwas abbrechen können.

Das Schloss an der Stadtgrabenbrücke kann allerdings keinem Lack schaden: Es hängt an einem der Stahlseile, die unterhalb des Geländers verlaufen. Aber auch an der Moersbach-Brücke im Park lebt die Liebeschloss-(Un?-)Sitte leise wieder auf. Ein einsames einzelnes Vorhängeschloss ist dort seit ein paar Tagen wieder befestigt. "Gedenken an Hannes" steht darauf mit einem Filzstift gekritzelt - wie es scheint, das Zeichen einer Liebe, die den Tod überdauert.

Ob die neuen Liebesschlösser die Sorgen der Stadt um ihre Verkehrssicherungspflicht überdauern, ist offen. Enni-Pressesprecher Herbert Hornung sagte gestern, dass sein Unternehmen die Liebeszeichen hängen lassen werde, es sei denn, die Stadt erteile der Enni - wie vor einem Monat - einen anderslautenden Auftrag. Aber im Rathaus ist noch nicht abschließend geklärt, wie mit dem Thema umgegangen werden soll. Nächste Woche, wenn nach den Ferien alle Verantwortliche wieder im Haus sind, wolle man in die Gespräche einsteigen, sagte gestern Klaus Janczyk. Er unterstrich, dass die Fachleute vom Ausmaß der Aufregung nach dem Entfernen der Schlösser im Park überrascht gewesen seien. Und er stellte klar: "Wir sind nicht gezielt auf Liebesschloss-Jagd gegangen, sondern haben den grundsätzlichen Auftrag erteilt, die Brücke sauber und rein zu halten. Das ist leider nicht bei allen angekommen."