Kunst-Ausstellung Neue Räume durch zerbrochenes Glas

Moers · Christian Megert spiegelt mit Scherben im Seewerk Der Raum-Aufbrecher zeigt Bilder in der ehemaligen Dujardin-Fabrik. Sie sind die große Attraktion der zehnten Ausstellung im Seewerk, an der 16 Künstler teilnehmen

 PG Seewerk 2014, hier Aloys Cremers und Cornelia Enax vor ihrem Werk Habeas Mama

PG Seewerk 2014, hier Aloys Cremers und Cornelia Enax vor ihrem Werk Habeas Mama

Foto: Klaus Dieker

"Ein neuer Raum" - so heißt das Manuskript, das Christian Megert 1961 verfasste. Es ist sein Aufruf, "mit Hilfe der Kunst alles Räumliche neu zu überdenken." Seitdem bricht der Künstler der Zero-Gruppe mit industriellem Spiegelglas Räume auf, nachdem er es in geometrische Formen geschnitten und mit unterschiedlichen Schrägen auf glatten Fläche angebracht hat.

Das macht der 78-jährige Raum-Aufbrecher, der bis zu seiner Pensionierung 26 Jahre Professor an der Kunstakademie Düsseldorf war und heute mit seinen Werken unter anderem im Guggenheim-Museum in New York gezeigt wird, auch bei seinen drei Scherbenbildern. Diese haben das Format von 1,50 Meter mal 1,50 Meter. Sie sind die große Attraktion der zehnten Jahresausstellung im Seewerk.

Eröffnet wird diese am Samstag, 23. August, in der ehemaligen Dujardin-Fabrik, die zwischen Kapellen und Niep am Silbersee liegt. "Wie in den Vorjahren rechnen wir mit über 1000 Besuchern", sagt Angelika Petri vom Seewerk. Und das obwohl es in Düsseldorf die Aktion Offenes Atelier gibt, bei der Künstler ihre Ateliers öffnen.

Selbst wenn Christian Megert mit seinen drei Scherbenbildern, diesmal im Mittelpunkt stehen dürften, gibt es weitere 15 Künstler, die ausstellen. Die Hälfte der insgesamt 16 Künstler zeigt ihre Werke zum ersten Mal im Seewerk, wie der Raum-Aufbrecher aus Düsseldorf, der übrigens der einzige ist, der sie nicht vor Ort erschuf oder installierte. Das Spektrum der Künstler ist sehr weit, wie bei den Ausstellungen in den letzten Jahren.

Dabei bewegen sie sich nicht selten auf Grenzen, neben Christian Megert beispielsweise auch Ludger Hense. Er druckt Bilder über das Leiden auf Stahl platten, aus denen er Skulpturen formt. Auch Fotografie und Stahl verbindet Jörg Parsick-Mathieu.

Wie Ludger Hense druckt er Fotos auf Stahlplatten, allerdings nicht vom Leiden, sondern von der Arbeit in einem Stahlwerk. Zudem setzt er die Fotos nicht zu Skulpturen zusammen, da er sie nebeneinander aufhängt. Fast klassisch malt Cornelia Enax, die auf ihrem Bild "Rosa Revolution" die Farbe Rot in allen Abstufungen explodieren lässt, um so den schleichenden Machtgewinn der Frauen im Vatikan zu reflektieren. Franziska Megert zeigt eine Videoinstallation zum Thema Flammen. Wie in den vergangenen Jahresausstellungen fehlen auch Skulpturen und Installationen nicht. Anatol Herzfeld zeigt einen Holzthron, weil "jeder Mensch ein König ist", wie er sagt. Der Beuys-Schüler, der in Kunstkreisen deutschlandweit einen Namen hat, zeigt außerdem eine Skulptur von Kemal Atatürk, wobei es ihm vor allem auf den Atatürk'schen Geist ankommt, die Türkei zu einem modernen Vaterland zu entwickeln.

Aloys Cremers hat ein Surf-Brett in eine knallbunten Kopfskulptur verwandelt, die sich auf dem Silbersee befindet, um nach Wind und Wellen zu schwingen. Oder Lucille Dautriche lässt Brustskulpturen auf diesem See schwimmen, die sich bewegen, wenn Besucher mit einem Kanu über das Wasser gleiten. Wie zur letzten Jahresausstellung hat das Seewerk auch einen Stützpunkt in der Moerser Innenstadt. Auf der Kulturinsel Nepix Kull, die im Moerser Schlosspark liegt, wird auch das Kunstwerk "Ouroboros - Fluss des Lebens" von Ahmed Ibrahim eröffnet. Es besteht aus großen Pfeilen, die als immer neue Anfänge und Enden gedeutet werden können.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort