René Schneider Neuer SPD-Chef plant Werbekampagnen

Moers · Der Kamp-Lintforter Landtagsabgeordnete, der mit großer Mehrheit zum Vorsitzenden des Unterbezirks Wesel gewählt wurde, geht wieder auf Sommertour. In Düsseldorf wurde er in die Enquete-Kommission Handwerk und Mittelstand berufen.

Herr Schneider, Sie sind mit einem hervorragenden Ergebnis in Neukirchen-Vluyn zum Vorsitzenden des SPD-Unterbezirks Wesel gewählt worden. Zufrieden?

René Schneider Es ist ein sehr gutes Ergebnis. Es hängt auch damit zusammen, dass ich im Vorfeld der Wahl fast alle Ortsvereine besucht habe, um mich den Parteikollegen vorzustellen und sie zu informieren, was ich als Unterbezirksvorsitzender vorhabe und umsetzen möchte. Ich glaube, diese Tour durch die Ortsvereine ist gut angekommen.

Wie wollen Sie den Unterbezirk nach vorne bringen?

Schneider Wir wollen nicht in die einzelnen Orts- und Stadtverbände hinein regieren. Als neuer Vorsitzender möchte ich ihnen aber Angebote machen, um so auch Synergieeffekte im Unterbezirk zu schaffen. Ibrahim Yetim hat zum Beispiel für Moers und Neukirchen-Vluyn ein Programm aufgelegt, das die Nachwuchsförderung zum Ziel hat. Warum sollte man das Konzept nicht auch kreisweit umsetzen? Es gibt Kommunen im Unterbezirk, in denen die SPD nicht die stärkste Partei ist. Wir könnten Werbekampagnen auflegen, die jeder Ortsverein für sich nutzen könnte. Ich stelle mir beispielsweise so etwas vor wie: ,Schock' Deinen Nachbarn, werde SPD-Mitglied'.

Womit werden Sie anfangen?

Schneider Es geht als erstes um das Bild, das wir nach außen darstellen. Hier gibt es auf jeden Fall Steigerungsmöglichkeiten. Wir brauchen wie im Fußball ein magisches Dreieck aus Landrat, Kreistag und Kreis- SPD.

Landtagsabgeordneter, Vorsitzender des Stadtverbandes Kamp-Lintfort und jetzt auch Vorsitzender des SPD-Unterbezirks Wesel: Sie bürden sich ziemlich viel auf.

Schneider Das geht nur, wenn man wie ich hauptamtlich in der Politik engagiert ist. Als die Frage aufkam, wer Hans-Ulrich Krüger als Vorsitzender des Unterbezirks Wesel folgen könnte, lag es deshalb nahe, dass es ein Berufspolitiker sein sollte. Wer sich neben dem Beruf ehrenamtlich politisch betätigt, kann das alles kaum leisten. Mein Motiv für die Kandidatur war auch ein wenig selbstsüchtig: Als SPD-Landtagskandidat brauche ich 2017 Menschen und Strukturen, also eine lebendige SPD, die mich unterstützt.

Die Legislaturperiode ist schon mehr als zur Hälfte um. Startet schon wieder der Wahlkampf?

Schneider Man ist eigentlich immer im Wahlkampf. Ich gehe zum Beispiel seit 2012 jedes Jahr auf Sommertour, besuche sechs Menschen in sechs Kommunen. Die diesjährige Tour startet in Sonsbeck. Mein Thema lautet: "Woran wir glauben". In Kamp-Lintfort treffe ich mich mit Pfarrer Markus Bastek von der evangelisch-freikirchlichen Gemeinde. In Neukichen-Vluyn besuche ich diesen Sommer den Neukirchener Verlag. Zum Abschluss der Sommertour plane ich für den 9. August eine 21 Kilometer lange Wanderung auf dem Jakobsweg von Xanten nach Rheinberg.

Sie sind 2012 erstmals als Abgeordneter in den Landtag eingezogen. Wie groß sind die politischen Gestaltungsmöglichkeiten?

Schneider Die Möglichkeiten, seine Ideen in der Fraktion durchsetzen zu können, sind - wenn man lediglich Abgeordneter ist - nicht so groß. Dafür muss man schon in andere Positionen kommen. Aktuell bin ich im Medien- und Kulturausschuss und in dem Rahmen stellvertretender medienpolitischer Sprecher. Die Netzpolitik hat sich für mich als Themenschwerpunkt herauskristallisiert. Es ist eine Perspektive für 2017. Früher maß sich Erfolg darin, wie viel Geld man als Abgeordneter in seinen Wahlkreis holt. Heute ist es ein wenig komplizierter. Ich sehe meine Aufgabe vor allem als Informations- und Kontaktvermittler.

Sie sind jetzt in eine Enquete-Kommission berufen worden?

Schneider Die Kommission befasst sich mit dem Thema Handwerk und Mittelstand. Es geht insbesondere um die Auswirkungen der Digitalisierung. Ein Beispiel: Wie verändert sich das Berufsbild des Tischlers in Zeiten von 3D-Druckern? Der Tischler wird in Zukunft möglicherweise vieles nicht mehr selbst bauen, sondern die Druckpläne entwerfen. Ich finde, das ist ein spannendes Themenfeld, mit dem wir uns wissenschaftlich auseinandersetzen werden. Am Ende steht unter anderem ein Bericht mit Handlungsempfehlungen.

Wie bewerten sie die aktuelle Entwicklung Ihrer Heimatstadt Kamp-Lintfort?

Schneider Es ist großartig. Alles, was wir im Moment anfassen, wird zu Gold. Doch wir sind demütig genug, um zu wissen, dass das auch Grenzen hat. Die größte Herausforderung momentan ist die Entwicklung des Zechenareals. Die Landesgartenschau 2020 könnte ein wichtiger Katalysator sein. Das Bild vom Koloniebären, das sich die Leute von Kamp-Lintfort machen, hat sich deutlich gebessert. Das muss jetzt aber auch bei den Kamp-Lintfortern selbst ankommen.

RP-REDAKTEURIN ANJA KATZKE FÜHRTE DAS INTERVIEW.

(RP)
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