Kreis Wesel Neukirchen-Vluyn: Mehr Verbrechen

Kreis Wesel · Im Kreis Wesel ist die Anzahl krimineller Delikte im vergangenen Jahr leicht gestiegen. Besonders in Neukirchen-Vluyn gab es mehr Diebstähle und Betrugsdelikte. In Moers sank die Zahl der Taten leicht.

Die Zahl der Straftaten ist im Kreis Wesel im vergangenen Jahr um 1789 Fälle gestiegen und beträgt jetzt 32.029. Dennoch zeigte sich Kriminaldirektor Roland Wolff "sehr zufrieden" mit der Entwicklung. Er stellte gestern die Kriminalitätsstatistik gemeinsam mit Landrat Ansgar Müller vor. Beide verwiesen darauf, dass es sich bei den Zahlen der Gesamtkriminalität um den drittniedrigsten Wert der vergangenen neun Jahren handele. 2007 lag die Zahl der Taten noch bei 38.000.

Einen positiven Trend gab es bei Wohnungseinbrüchen. Die Fallzahlen sanken von 1515 2015 auf 1416 Einbrüche. Für Müller ist der Kampf gegen Einbrecher eine "Herzensangelegenheit", zumal die Opfer oft ein langanhaltendes Trauma davontrügen. Die Polizei hat dazu ein Kommissariat mit speziell geschulten Kräften eingerichtet, das an den Standorten Wesel und Moers präsent ist. Positiv wertete Wolff, dass es in 40 Prozent der Fälle beim Einbruchsversuch geblieben sei. Die Experten führen das Scheitern der Täter auch darauf zurück, dass die Bevölkerung sensibilisiert werden konnte, ihr Eigentum besser zu schützen.

Müller freute sich auch darüber, dass er 30 aufmerksamen Zeugen Dankesschreiben schicken durfte. In Voerde führten zum Beispiel Beobachtungen einer Nachbarin zur Festnahme eines 22-Jährigen. "Wir sind auf Mithilfe angewiesen. Lieber einmal zu viel die 110 wählen, als gar nicht", sagte Müller.

Zu den Lichtblicken in der Gesamtbetrachtung gehörte 2016 auch ein Rückgang bei Ladendiebstählen von 1769 auf 1639 Fälle. Taschendiebstähle verringerten sich von 538 auf 494 Taten. Die Aufklärungsquote hingegen sank von 51,8 auf 50,2 Prozent.

Dass die Zahl der Fahrraddiebstähle um 360 auf 2581 anstieg, nahm Müller zum Anlass, noch einmal auf das Codieren und auf Eigenvorsorge hinzuweisen. Befürchtungen, mit Flüchtlingszahlen würden die der Raddiebstähle steigen, trat er entgegen. In Wesel waren von 45 ermittelten Tätern vier Zuwanderer, in Dinslaken und in Rheinberg keiner. Ähnlich die Analyse bei Vergewaltigung und schwerer sexueller Nötigung: In 31 Fällen (2015: 20) wurden 29 Täter ermittelt. Darunter waren drei Nichtdeutsche und davon einer ein Flüchtling.

Lokal gab es aber durchaus unterschiedliche Entwicklungen. So zeigte sich Neukirchen-Vluyns Bürgermeister Harald Lenßen gestern bestürzt darüber, dass in seiner Stadt die Gesamtkriminalität überproportional stark angestiegen ist. Mussten die Beamten 2015 noch 1612 Fälle bearbeiten, waren es 2016 2017 Fälle - ein Anstieg um immerhin 25,12 Prozent. Zum Vergleich: In Moers sank der entsprechende Wert von 8260 auf 8179 (minus 0,98 Prozent). Auffällige Negativ-Ausreißer im Vergleich zu den umliegenden Städten gab es in Neukirchen-Vluyn vor allem bei Diebstählen (plus 14,72), Betrugsdelikten (plus 120 Prozent) und Wohnungseinbrüchen (plus 6,96 Prozent). "Darüber müssen wir jetzt mit Polizei und Ordnungsbehörden reden", sagte Lenßen (CDU). Er gehe von einem Ausreißer aus. Am Vluyner Nordring, wo sich eine Drogenszene etabliert hatte, habe sich die Lage bereits beruhigt. Mit der Sanierung der Nau-Bauten, so Lenßen, werde sich der positive Trend fortsetzen.

Wolff nannte einen möglichen Grund für die Sonderentwicklung in Neukirchen-Vluyn: "Dort agieren mehrere Intensivtäter. Das haben wir bereits im Fokus."

(RP)
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