Moers Noch 1000 Flüchtlinge ohne Asylbescheid

Moers · Seit Montag treffen wieder rund 40 Asylbewerber pro Woche in Moers ein. Nach den Massenzuweisungen vor einem Jahr leben immer noch rund 2000 Flüchtlinge in Moers. Die Stadt sieht sich gegenwärtig gut aufgestellt.

 Auch die Landesunterkunft Tannenbergstraße gibt es inzwischen nicht mehr. Dieses Foto von der Ankunft von Flüchtlingen entstand im vergangenen November.

Auch die Landesunterkunft Tannenbergstraße gibt es inzwischen nicht mehr. Dieses Foto von der Ankunft von Flüchtlingen entstand im vergangenen November.

Foto: Klaus Dieker

Die Atmosphäre im Souterrain des Moerser Rathauses könnte entspannter nicht sein: Die Leiter des Sozialbereiches, Michael Rüddel und André Bröcking, haben sich gemeinsam mit Inge Schröder, verwaltungsinterne Koordinatorin für Flüchtlingsfragen, zu einer Dienstbesprechung getroffen. In dieser Woche sollen 48 neue Asylbewerber in Moers eintreffen, fünf sind schon am Montag angekommen. Insgesamt will das Land 360 Flüchtlinge bis Ende September zuweisen. Dann hat die Stadt ihre Quote wieder erfüllt. Rüddel ist zuversichtlich, dass alles glatt läuft: "Unser Konzept mit Betreuern in jeder Einrichtung hat sich bewährt."

Die Neuankömmlinge werden zunächst in den bestehenden Einrichtungen und danach in der ehemaligen Realschule in Repelen untergebracht. Die Umbauarbeiten dort sind so gut wie abgeschlossen. Das war vor einem Jahr ganz anders, als praktisch auf Zuruf der Bezirksregierung über Nacht in Moers Obdach für Busladungen von Schutzsuchenden geschaffen werden musste.

Zwei Landesunterkünfte, eine in der Achterrathsfeldschule in Kapellen und eine an der Tannenbergstraße in Moers-Hochstraß, mussten in größter Eile hergerichtet werden. Rasch drängten sich Hunderte in den Notunterkünften. Bröcking übernachtete sogar wochenlang in der Kapellener Schule.

Inzwischen sind die Landesunterkünfte komplett leergezogen. Die Stadt wird die Einrichtung in Kapellen als Notfallreserve bereithalten. Momentan besteht aber kein Anlass zur Befürchtung, dass sie in Bälde benötigt würden. Die Unterkunft an der Tannenbergstraße soll wie ursprünglich geplant, zugunsten der Stadtkasse vermarktet werden.

Zwar muss die Stadt wieder mehr Flüchtlinge aufnehmen, weil ihr die Menschen in den Landesunterkünften nicht mehr auf die Quote angerechnet werden, doch sind die kommunalen Unterkunftsmöglichkeiten inzwischen ausgebaut worden. So stehen für Flüchtlinge, die jetzt zunächst in Repelen untergebracht werden sollen, bereits fertig renovierte Wohnungen an der Römerstraße bereit.

Dennoch müssen die Mitarbeiter des Sozialamts auch weiterhin mit etlichen Unwägbarkeiten leben. So halten sich derzeit etwa 2000 Flüchtlinge in Moers auf. Nur 850 haben eine Aufenthaltserlaubnis. Rund tausend warten noch immer auf den Ausgang ihres Asylverfahrens, 190 sind trotz gegenteiliger Zusagen der Bundesbehörden noch immer nicht registriert worden. Die Anträge von 150 Asylbewerbern wurden abgelehnt, die Antragsteller würden aber aus unterschiedlichen Gründen geduldet.

Für Frustration unter den Flüchtlingen sorge die Erfahrung, dass Menschen, die sich schon länger in Deutschland aufhalten, immer noch auf ihren Bescheid warteten, während Asylbewerber, die später gekommen seien, schon innerhalb kurzer Zeit einen Bescheid erhalten hätten. Bröcking: "Das hat sogar zu der absurden Vermutung geführt, die Behörden würden die Anträge dem Alphabet nach abarbeiten."

Experten schätzen, dass die meisten Flüchtlinge in Deutschland bleiben werden. Doch wie viele, kann niemand sagen. Die Unsicherheit wird noch verstärkt durch die ungeklärte Frage des Familiennachzugs. Der hätte besonders für Moers Auswirkungen. "Wir haben ja überwiegend alleinreisende Männer einquartiert. Deshalb hatten wir bislang in Kitas und Schulen keine großen Probleme", sagt Rüddel. "Wenn dann aber 100 Kinder im Kita-Alter auf einmal vor der Tür stünden, wären auch wir überfordert."

(RP)
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