Moers Nothilfeeinsatz im indischen Bergland

Moers · Die Duisburger Hilfsorganisation "Free-Medical-Care" war zum wiederholten Male in der nordindischen Provinz Ladakh und behandelte dort kostenlos Männer, vor allem aber Frauen und Kinder.

 Im OP-Saal bei der Arbeit in Leh/Ladakh (v.l.): Die OP-Schwester Margarethe Gasiorowski, die Gynäkologin Ayla Bayrak und der Plastische Chirurg Mohamed Arafkas.

Im OP-Saal bei der Arbeit in Leh/Ladakh (v.l.): Die OP-Schwester Margarethe Gasiorowski, die Gynäkologin Ayla Bayrak und der Plastische Chirurg Mohamed Arafkas.

Foto: Free-Medical-Care

Rund 30 Stunden Hinfahrt von Duisburg nach Ladakh und fast ebenso lange zurück verbrachte das neunköpfige Team um die Duisburger Oberärztin Ayla Bayrak und ihre Kollegin, die OP-Schwester Margarethe Gasiorowski, auf ihrem zweiwöchigen Nothilfe-Einsatz im rund 6000 Kilometer weit entfernten indischen Bergland. Nur ein Wochenende gestattete sich das Ärzte-Kollegium Freizeit - diese aber wiederum nur in Form von Bereitschaftsdienst. Für Bayrak und Gasiorowski bot sich dadurch die Gelegenheit, einen nahegelegenen Berg zu besteigen, der ihnen einen "einmaligen Blick" auf das Himalaya-Gebirge und den Karakorum-Pass mit dem zweithöchsten Berg der Erde, den "K2", ermöglichte, um - wie sie sagten - "Kraft für die zweite Woche zu tanken".

 Die Oberärztin Ayla Bayrak (grüner Kittel) von "Free-Medical-Care" im Kreise wartender Patientinnen in Leh/Ladakh.

Die Oberärztin Ayla Bayrak (grüner Kittel) von "Free-Medical-Care" im Kreise wartender Patientinnen in Leh/Ladakh.

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Ansonsten stand das gesamte Team täglich von 9 bis 20 Uhr den Patienten zur Verfügung, die bereits sehnsüchtig die deutschen Helfer erwarteten. Einige von ihnen, die aus Nepal kamen, warteten sogar schon seit Tagen und übernachteten teils in der Eingangshalle zur Kranken-Station vor Ort. "1400 Namen standen auf der nicht enden wollenden Behandlungsliste", sagte Bayrak, "doch es waren weit mehr. Denn einige mehrköpfige Familien hatten sich nur unter einem Namen registrieren lassen."

Zum Team der Mission gehörten neben der Gynäkologin Bayrak und der OP-Schwester Gasiorowski ein Anästhesist, ein Plastischer und ein Allgemeiner Chirurg, ein Zahnarzt, ein Kinderarzt sowie eine weitere Krankenschwester und ein Krankenpfleger. Deren gemeinsamer Arbeitsplatz war für die zwei Wochen eine nach deutschen Maßstäben eher bescheiden eingerichtete Krankenstation, die sich auf dem Gelände eines buddhistischen Meditationszentrums in der Provinzhauptstadt Leh befindet. Diese umfasse zwar eine verhältnismäßig gut ausgestattete Zahnarztpraxis (allerdings ohne dazugehöriges Dentallabor für eventuellen Zahnersatz), jedoch nur einen nicht klimatisierten OP-Saal und nur wenige, eher dürftig hergerichtete Behandlungs- und Krankenzimmer, so Bayrak.

Dennoch gab es weder Infektionen noch Keimbefall im Nachgang der behandelten und operierten Patienten. "Dort müssen wir keine 'Zahlen' bringen, wie hier", meinte die Oberärztin der St. Johannes Klinik in Hamborn in Anspielung auf hierzulande möglichst optimal ausgelastete Bettenbelegungen und wirtschaftlich-effizient ausgerichtete Krankenhausbehandlungen, "dort steht der Patient im Vordergrund!"

Dass das deutsche Fachpersonal daneben auch Klinik-Räume putzte, gehöre dort ebenso zum Alltag, betonte Gasiorowski. "Keiner ist sich, wozu auch immer, zu fein' dazu." Engpässe gab es zuweilen bei der Stromversorgung und einigen Arzneimitteln, obwohl die Albert-Schweitzer-Apotheke in Rheinhausen der Hilfsmission Medikamente im Wert von 500 Euro gespendet mit auf den Weg gab. Patienten mit Schwersterkrankung, denen das deutsche Team vor Ort nicht helfen konnte, darunter eine Frau mit Gebärmutterhalskrebs, wurden zusammen mit der festgestellten Diagnose an das staatliche Krankenhaus in Leh bzw. in die Hauptstadt nach Neu-Dehli überwiesen.

Von einem "schönen Erlebnis", dass ein solcher ärztlicher Einsatz auch "Früchte trage" berichtete Bayrak - alle Helfer und Unterstützer von "Free-Medical-Care" ermutigen wollend: "Bei meinem jetzigen Besuch hier in Leh traf ich eine Frau wieder, mit der ich mich das erste Mal noch über das Thema 'Sexuelle Aufklärung' unterhielt. Ein Jahr später ging es dann um Schwangerschaft und Entbindung. Heute ist sie Mutter eines gesunden Kindes und wollte von mir eine Spirale eingesetzt bekommen haben. Mit anderen Worten: Unser Helfen rechnet sich wirtschaftlich gesehen zwar nicht, zahlt sich menschlich aber aus!"

(RP)
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