Moers Nur noch Leichen geborgen

Moers · Die vier Moerser, die eine Woche für das Technische Hilfswerk in Japan nach Überlebenden suchten, sind zurück in Deutschland. Montag Abend schilderten sie ihre Eindrücke. Beeindruckt sind sie von der japanischen Disziplin.

 Die vier Rettungskräfte vom THW-Ortsverband Moers, die im japanischen Erdbebengebiet nach Verschütteten suchten (v. r.): Peter Maßling, Thorsten Liesenberg, Timo Eilhardt und Harald Auding.

Die vier Rettungskräfte vom THW-Ortsverband Moers, die im japanischen Erdbebengebiet nach Verschütteten suchten (v. r.): Peter Maßling, Thorsten Liesenberg, Timo Eilhardt und Harald Auding.

Foto: Dieker

Die Menschenschlange an der Tankstelle ist mehr als 800 Meter lang. Niemand drängelt. Stundenlang warten die Japaner geduldig für ein paar Liter Benzin mit ihren Kanistern in der Hand. Um sie herum ist fast alles vom Erdbeben und Tsunami zerstört.

Viele haben Familienangehörige und Freunde verloren. Dennoch ertragen sie ihr Leid tapfer, diszipliniert in Reih und Glied. Es ist diese eine Szene, die Thorsten Liesenberg vom Technischen Hilfswerk (THW) aus seinem Einsatz in Japan nachhaltig in Erinnerung bleiben wird. "Diese enorme Hilfsbereitschaft, diese Disziplin, das hat mich tief beeindruckt."

Montag Abend schilderte der 36-Jährige gemeinsam mit seinen drei Kollegen Peter Maßling (45), Timo Eilhardt (39) und Harald Auding (47) vom THW-Ortsverband Moers ihre Eindrücke aus dem Katastrophengebiet in Japan. Erst Sonntagnacht waren die Moerser Rettungskräfte zusammen mit 40 weiteren ehrenamtlichen THW-Kräften nach ihrem einwöchigen Einsatz in Japan wieder sicher und gesund am Frankfurter Flughafen gelandet.

Nachdem sie dort von ihren Familien empfangen wurden, ging es für das Quartett sofort zurück nach Moers. Jeder von ihnen wäre sofort wieder bereit, zurück ins Katastrophengebiet zu fliegen, sollte ihre Hilfe benötigt werden. "Das scheint aber momentan nicht der Fall zu sein. Die Japaner gehen sehr gut mit der Situation um", sagt Auding. Trotz aller Anstrengungen konnten die Moerser in ihrem etwa 400 Kilometer von Tokio entfernten Einsatzgebiet, der Küstenstadt Tame, keine Überlebenden mehr aus den Trümmern bergen.

"Unser Einsatzgebiet war vom Tsunami überschwemmt worden. Wegen des Wassers hatten die Menschen dort unter den Trümmern kaum eine Überlebenschance gehabt", erklärt Timo Eilhardt. Gemeinsam mit den japanischen Behörden wurde dann beschlossen, die Suche nach möglichen Überlebenden einzustellen - stattdessen mussten Leichen geborgen werden. Auf ihrer langen Fahrt durch das zerstörte Japan kamen die Moerser immer wieder an menschenleeren Städten vorbei.

"Es waren regelrechte Geisterstädte. Kein Licht, niemand war auf den Straßen zu sehen", erinnert sich Maßling. Erst als sie nach Umwegen in ihrem Einsatzgebiet eintrafen, sahen sie wieder viele Menschen. Es waren Überlebende aus der Region, die Schutz in einer Sporthalle fanden. Von der möglichen radioaktiven Wolke bekamen die vier Moerser nichts ab. "Wir waren darauf gut vorbereitet und haben uns nie einer Gefahr ausgesetzt", sagt Harald Auding.

(RP)
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