Moers Offene Daten für kreative Cyberfreaks

Moers · Beim ersten Moerser "Hackday" zeigten Computerspezialisten, was man mit den Daten der Stadt Sinnvolles anstellen kann.

 In Gruppenarbeit widmeten sich die Experten, um aus den offenen Daten Anwendungen zu kreieren.

In Gruppenarbeit widmeten sich die Experten, um aus den offenen Daten Anwendungen zu kreieren.

Foto: Klaus Dieker

Wie viele Kindergärten brauchen wir, und wo ist ein zusätzlicher Fußgängerüberweg nötig? Welche Schulen müssen demnächst saniert werden, und wie hoch fallen voraussichtlich im nächsten Jahr die Gewerbesteuereinnahmen aus? Zur Beantwortung solcher und anderer Fragen werden in den kommunalen Verwaltungen tagtäglich unzählige Daten erhoben, ausgewertet und dann heute meist elektronisch konserviert in den Archivkellern der Rathäuser eingemottet. Nicht so in Moers. Hier steht ein Großteil der von der Stadt erhobenen Daten und deren Auswertung seit zwei Jahren unter dem Namen "Open Data" allen Bürgern übers Internet nicht nur zur regelmäßigen Einsicht, sondern auch zur eigenen Nutzung zur Verfügung.

"Die Idee stammt ursprünglich aus Amerika" erklärte Claus Arndt, der als Referent für E-Government und Neue Medien vor zwei Jahren den Anstoß zu dem städtischen Open-Data-Portal gab und jetzt erneut eine ungewöhnliche Initiative startete. Auf seine Einladung hin kamen am Wochenende rund 60 "Hacker" zum ersten Moerser "Hackday" ins örtliche Rathaus, in diesem Fall allerdings nicht, um Daten zu klauen, sondern um dort gemeinsam neue Ideen zu entwickeln, wie man dem Bürger die städtischen Daten noch transparenter und nutzbarer machen könnte. Einige Beispiele dafür gibt es bereits.

So haben Studenten der Hochschule Rhein-Waal anlässlich der letzten Bundestagswahl aus den Abstimmungsdaten der Moerser Wahlbezirke ein differenziertes Analyseprogramm entwickelt, das später am örtlichen Gymnasium Adolfinum als Grundlage für ein politisches Unterrichtsprojekt diente. Und aus einer Liste der am häufigsten in Moers vorkommenden Vornamen entstand ein Namenslexikon für werdende Eltern. "Alle von uns erhobenen Daten - natürlich keine persönlichen - sind offen und können unentgeltlich genutzt werden. Auf diese Weise geben wir dem Steuerzahler das zurück, was er sowie schon bezahlt hat. Im Gegenzug helfen uns die Nutzer dabei, die Daten zum Beispiel in Form von Apps optisch so aufzubereiten, dass sie für jedermann anschaulich und transparent werden", erklärte Claus Arndt am Samstag. "Das ist für alle ein Gewinn. Für uns, weil wir nicht alle unsere Daten ständig selber aufbereiten müssen, für die Elektronik-Tüftler, die ihre kreativen Fähigkeiten daran ausprobieren können, und natürlich für die Bürger, die dadurch viel schneller und leichter Zugang zu den Planungs- und Entscheidungsprozessen in ihrer Stadt bekommen."

Leider, so meint Arndt, nehmen zurzeit noch viel zu wenige Bürger das offene Datenangebot der Stadt wie gewünscht in Anspruch. Ganz anders dagegen die Tüftler. Sie kamen zu dem ersten Moerser "Hackday" in unerwartet großer Zahl, und das nicht nur aus Moers, sondern zum Teil sogar aus Hamburg und anderen Großstädten.

Der Moerser Systemtechniker Dennis Klein hatte aus den Daten seiner kleinen, privaten Wetterstation bereits eine App entwickelt und hoffte, auf dem "Hackday" Leute zu treffen, mit denen er das Ganze weiterentwickeln konnte. Andere, wie der Duisburger Informatikstudent Jens Kapitza, arbeiteten lieber alleine. Er suchte für ein elektronisches Informationssystem, das den Autofahrern frühzeitig die Umschaltintervalle von Ampelanlagen anzeigen sollte, nach entsprechenden Verkehrsdaten. "Gehackt" wurde am Samstag und Sonntag jeweils von zehn bis 18 Uhr, wobei der Sonntag mit einer kleinen Präsentation der erreichten Ergebnisse abschloss.

(RP)
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