Moers Oratorium über den "Luther der Eidgenossen

Moers · Riesenapplaus für "Akte Zwingli" in der voll besetzten Moerser Stadtkirche

Im Rahmen seiner Hauptversammlung, die der "Reformierte Bund in Deutschland" drei Tage lang in Moers veranstaltete (die RP berichtete), fand am Freitagabend in der Stadtkirche eine höchst bemerkenswerte Aufführung statt: "Akte Zwingli - Ein Oratorium" von Christoph Sigrist und Hans-Jürgen Hufeisen. Die vollbesetzte Kirche und ein nicht enden wollender Schlussapplaus bescherten dem Veranstalter wie allen Mitwirkenden einen grandiosen Erfolg.

Die "Akte Zwingli" basiert auf dem Wirken eines Mannes, der bis heute als puritanischer, lustfeindlicher und streitbarer Theologe und Reformator in der Schweiz beschrieben wird. Für die Macher der Aufführung, den Librettisten Christoph Sigrist und den Komponisten Hans-Jürgen Hufeisen, wurde es höchste Zeit eine Korrektur der Heroengeschichte Ulrich Zwinglis vorzunehmen. Denn nicht nur Martin Luther (1483-1546) hatte mit Katharina von Bora eine starke Frau an seiner Seite, das gilt auch für seinen Zeit- und Eidgenossen Zwingli (1484-1531), den mit Anna Reinhart ähnliches verband. Insofern steht nicht der Reformator selbst, sondern seine Ehefrau im Mittelpunkt des Stückes.

Die ursprünglich als "Mysterienspiel" konzipierte "Akte" wurde am 16. Juni dieses Jahres unter der Regie von Volker Hesse im Züricher Großmünster uraufgeführt. Über 60 Mitwirkende, bestehend aus Schauspielern, Sängern, Tänzern und Musikern, waren daran beteiligt. In diesem Monat nun wurde das Stück in eine konzertante Fassung gebracht, um es tourneefähig zu machen. Die Premiere des neugeschaffenen "Oratoriums" unter der Regie von Hans-Jürgen Hufeisen fand am vergangenen Donnerstag in Marburg statt. Das nunmehr 20-köpfige Ensemble der neuen Tourneefassung, bestehend aus einem Erzähler (Christoph Sigrist) und zwei Solisten (Mezzosopran und Tenor), einem Chor (Concerto Vocale Zürich) und einem Musikensemble unter dem Dirigat von Davide Fior, steht der szenischen Fassung inhaltlich in nichts nach. Auch in der anderthalbstündigen konzertanten Aufführung bildet der Tod Zwinglis den Ausgangspunkt der Handlung - genauer gesagt das Überbringen der Botschaft, dass es nichts mehr gebe von ihm: "Er ist verstreut", heißt es.

Was folgt sind Beschreibungen von Anna (gesungen von Nathalie Mittelbach) aus ihrer Zeit danach, ihre traumatischen Erfahrungen und Erlebnisse, ihre Beziehung und ihr Leben mit ihrem Mann (gesungen von Daniel Camille Bentz), die sie verknüpft mit ihren Gedanken an Tod und Leben, Krankheit und Gesundheit, Urangst und Vertrauen, Zweifel und Glauben. Vereint singen Anna, Zwingli und der Chor im Nachklang: "Mein Gott, mein Gott, warum hast du verlassen" endend in der Strophe: "Einig, so schreiten wir durchs offne Land, rein in den Wahn, Irrsinn der Welt."

Zu guter Letzt gab es den besagten Beifall des Publikums und als musikalische Zugabe ein Klangbild aus dem "Oratorium", das die "Seelenfreude" zum Inhalt hat: Freude pur allseits.

(lang)
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