Unsere Woche Per Tandem durchs Sommerloch

Moers · Ein Radschnellweg soll einmal von Hamm quer durchs Ruhrgebiet bis Duisburg laufen. Bei Mülheim ist bereits ein Teilstück fertig. Nach den bisherigen Planungen wäre am Rhein Schluss.

Wer sich für Radfahrer einsetzt, macht nicht viel verkehrt. Tatsächlich gibt es eine Reihe von Gründen, warum man sich wünschen sollte, dass mehr Kilometer mit eigener Muskelkraft als mit dem Auto zurückgelegt werden.

Daher ist es zunächst einmal löblich, dass sich der SPD-Landtagsabgeordnete Ibrahim Yetim und der Moerser SPD-Fraktionsvorsitzende Mark Rosendahl dafür einsetzten, dass der Radschnellweg RS1, der bislang an der Hochemmericher Rheinbrücke enden soll, bis nach Kamp-Lintfort durchgezogen wird. Einen entsprechenden Vorschlag hatte ja schon Parteifreund Klaus Kappes im März gemacht. Die Resonanz darauf ist bislang allerdings überschaubar geblieben.

Warum ausgerechnet jetzt Yetim und Rosendahl eine gemeinsame Presseerklärung zum RS1 herausgeben, verwundert. Anlass dürften vermutlich Äußerungen von Verkehrsminister Michael Groschek (SPD) zum Verkehrswegeplan gewesen sein, in denen ein linksrheinischer RS1 nicht vorkam. Sollte das so gewesen sein, muss die Frage erlaubt sein, ob es zielführend ist, einen Minister öffentlich zu kritisieren, ohne die Sache zunächst intern mit ihm abgesprochen zu haben.

Bislang haben nämlich sowohl der Regionalverband Ruhr als auch das Verkehrsministerium auf Anfrage mitgeteilt, dass ihnen die Wünsche aus Moers noch nicht vorgetragen worden seien. Auch der Kamp-Lintforter Abgeordnete René Schneider, sonst ein dankbarer Kompagnon Yetims beim Verfassen von Erfolgsmeldungen, wurde nicht mit aufs Rad genommen.

Will man das Thema ernsthaft auf die politische Tagesordnung setzen, darf man so nicht vorgehen. Dem Beschluss zum Bau des RS1 war ja eine lange Diskussion und eine umfangreiche, vom Bund finanzierte Machbarkeitsstudie vorausgegangen, ohne dass aus Moers irgendwelche Wünsche zu hören waren, sich dem Projekt anschließen zu wollen. Das ist auch nachvollziehbar: Zwar wird niemand widersprechen, wenn eine Modernisierung des vorhandenen Radwegenetzes angemahnt wird. Eine kreuzungsfreie Radtrasse von bis zu sechs Meter Breite zwischen Duisburg und Kamp-Lintfort ist eine ganz andere Hausnummer. Möglich war das Projekt im Ruhrgebiet ja nur, weil man dort auf eine alte Güterbahntrasse zurückgreifen konnte. Die gibt es linksrheinisch aber nicht.

Fazit: Yetim und Rosendahl haben einen kurzen Tandem-Ausflug durchs Sommerloch gemacht. Mehr nicht.

Ein schönes Wochenende! Jürgen Stock

(RP)
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