Moers Peschkenhaus: Physiker erzählt über das Leben und Werk Bachs

Moers · Der französische Komponist Claude Debussy (1862 - 1918) hielt ihn für den "lieben Gott der Musik", und eines seiner Brandenburgischen Konzerte, sowie ein Präludium schafften es sogar auf eine goldene Schallplatte, die 1977 mit der Voyager 2 in den Weltraum geschickt wurde, um den dort eventuell lebenden, intelligenten Wesen die Errungenschaften der menschlichen Zivilisation nahe zu bringen. Gemeint ist Johann Sebastian Bach. Sein Leben und Wirken war am Samstag Gegenstand einer gut anderthalbstündigen Lesung des Neukirchen-Vluyner Physikers Klaus-G. Fischer in der Moerser Galerie Peschkenhaus an der Meerstraße 1.

Es war die erste in diesem Jahr vom "Kunstverein Peschkenhaus" in seinen Galerieräumen veranstaltete Lesung. Dass es dabei nicht um Malerei, sondern um Musik ging, war dennoch nicht erstaunlich, denn der Verein versteht sich schon seit seiner Gründung vor zehn Jahren nicht nur als Vermittler bildnerischer Kunst. In diesen Fall ging es also um den 1685 in Eisenach geborenen und 1750 in Leipzig gestorbenen Komponisten, Orgel- und Cembalo-Virtuosen Johann Sebastian Bach.

Der heute berühmteste Barock-Musiker war zu seinen Lebzeiten jedoch offenbar nicht ganz so populär, wie die mit Bildprojektionen und zwischenzeitlich eingeblendeten Musikeinspielungen untermalte Lesung Fischers an diesem Abend zeigte. So musste Johann Sebastian Bach, Sohn einer damals schon recht bekannten Thüringer Musikerfamilie, fast sein ganzes Leben lang nicht nur um seinen Lebensunterhalt, sondern auch um seine musikalische Würdigung kämpfen. Dabei war ihm, laut Fischers Vortrag, sein nachgesagter Perfektionismus, aber auch sein starkes Geltungsbedürfnis nicht immer ein guter Begleiter. Als er 1717 ohne Erlaubnis seines damaligen Brotgebers, des Weimarer Herzogs Wilhelm Ernst, eigenmächtig einen Vertrag als Hofkapellmeister bei Fürst Leopold von Anhalt-Köthen unterschrieb, ließ ihn Ersterer kurzerhand wegen "Halßstarriger Bezeugung" ins Gefängnis werfen und entließ ihn anschließend in Ungnade.

Auch in seiner weiteren beruflichen Laufbahn als Thomaskantor in Leipzig musste sich Bach immer wieder gegen ignorante Stadtobere und eifersüchtige Kollegen behaupten, was ihm jedoch nicht immer gelang. Seine am Karfreitag 1729 in Leipzig uraufgeführte Matthäuspassion, kam nur mäßig an, und auch in der Folgezeit konnte er nur wenig Anerkennung durch den Leipziger Stadtrat, das dort regierende Kirchenkonsistorium und die Rektoren der Thomasschule erringen. Als er schließlich 1750 in Leipzig starb, fühlten sich sogar zwei seiner zahlreichen Söhne ihrem Vater musikalisch weit überlegen.

All das und noch viel mehr erfuhren die rund 50 Besucher des Peschenhauses in der ungewöhnlich kurzweiligen Lesung von Klaus Fischer am Samstag. Schade nur, dass die meisten der zwischenzeitlich eingespielten Konzert-Videos, wie zum Beispiel das eines Bach-Stückes für zwei Violinen und Streicher in d-Moll mit Yehudi Menuhin und David Oistrakh aus zeitlichen Gründen nur in kurzen Ansätzen gezeigt werden konnte.

(lang)
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