Moers Podium diskutiert Chancen der Migration

Moers · Zuwanderung – Chance oder Problem? Das war Thema eine Podiumsdiskussion, zu der die Moerser Volkshochschule am Freitag ins Bildungszentrum eingeladen hatte. RP-Redaktionsleiter Jürgen Stock diskutierte mit vier Experten.

 RP-Redaktionsleiter Jürgen Stock (Mitte) diskutierte mit dem Duisburger Landtagsabgeordneten Frank Börner, Hans-Wilhelm Halle, Anwohner am sogenannten Problemhaus in Rheinhausen, Polizeidirektor Hans-Georg Schroer und Frank Meier vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (v.l.).

RP-Redaktionsleiter Jürgen Stock (Mitte) diskutierte mit dem Duisburger Landtagsabgeordneten Frank Börner, Hans-Wilhelm Halle, Anwohner am sogenannten Problemhaus in Rheinhausen, Polizeidirektor Hans-Georg Schroer und Frank Meier vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (v.l.).

Foto: Klaus Dieker

Zuwanderung — Chance oder Problem? Das war Thema eine Podiumsdiskussion, zu der die Moerser Volkshochschule am Freitag ins Bildungszentrum eingeladen hatte. RP-Redaktionsleiter Jürgen Stock diskutierte mit vier Experten.

Was ging schief im Duisburger Stadtteil Rheinhausen? 2013 waren die sogenannten "Problemhäuser" in die Schlagzeilen geraten, in denen zugewanderte Roma aus Bulgarien und Rumänien untergebracht worden waren. Migration ist kein spezielles Duisburger, sondern ein weltweites Thema. Die Frage, wie Städte und Gemeinden sich zukünftig der Zuwanderung stellen müssen, darüber diskutierte RP-Redaktionsleiter Jürgen Stock am Freitagabend auf Einladung der Volkshochschule in Moers und der Volksbank Niederrhein mit einer hochkarätig besetzten Expertenrunde im Moerser Bildungszentrum.

Die Diskussion zeigte deutlich auf, dass es nicht nur eine Sichtweise auf das Thema Zuwanderung gibt. Die Moerser Literaturpreisträgerin Nike Bös, die den Abend mit ihrer Kurzgeschichte "Spielzeug aus Amerika" über einen Sprachkurs für Asylbewerber eröffnete und selbst solche Integrationskurse leitet, hat auch die Chancen und positiven Seiten der Migration im Blick, als sie betonte: "Deutschland ist durch die Zuwanderung reicher geworden."

Die Kehrseite erlebten Hans-Wilhelm Halle und die Anwohner der Häuser in den Peschen in Rheinhausen: "Die Gebäude sind für 300 Bewohner erbaut, zurzeit wohnen dort aber 1500", erklärte Halle und berichtete von den vergeblichen Bemühungen der Anwohner der Straße, mit den Neuankömmlingen aus Rumänien und Bulgarien Kontakt aufzubauen. Inzwischen habe sich die Situation, so Hans-Wilhelm Halle, gebessert. Der Duisburger SPD-Landtagsabgeordnete Frank Börner zeigte Bewunderung für die Geduld der Anwohner: "Sie haben die Diskussion immer mit Maß getragen." Die Ursache für die Situation, mit der Anwohner in Rheinhausen und in anderen Städten umgehen müssen, sieht er in der Entscheidung, die Osterweiterung schnell voranzubringen. Bevor die Freizügigkeit in Europa Realität geworden sei, hätte aus seiner Sicht mehr bedacht werden müssen, wie die damit einhergehende Probleme gelöst werden können. "Die Menschen werden bleiben." Jetzt müsse man sich dafür engagieren, dass sie auch eine Lebensperspektive erhielten.

Mit Hans-Georg Schroer von der Kreispolizeibehörde Wesel warf Moderator Jürgen Stock einen Blick auf die Situation in Moers und im Kreis Wesel. "Bis jetzt steht der Kreis Wesel nicht im Fokus der Zuwanderungen", sagte der Polizeidirektor und nannte einige Zahlen aus der Kriminalitätsstatistik, die Innenminister Jäger heute vorstellen wird: Darin werden 34 500 Delikte und 16 000 Tatverdächtige aufgelistet. "400 Tatverdächtige kommen aus Rumänien und Bulgarien. Je zehn und 19 davon wohnen im Kreis Wesel."

Schroer erläuterte, dass die Zuwanderung aus Bulgarien und Rumänien beispielsweise über sogenannte Schlepper verlaufe. "Wir stehen im engen Kontakt mit den Kollegen in Duisburg, die ihre Wache in Rheinhausen um zwölf Polizisten verstärkt haben", betonte Schroer. Frank Meier vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge aus Düsseldorf führte aus, dass etwa vier bis fünf Städte in Deutschland von dieser Form der Migration wie in Duisburg betroffen seien — es seien Kommunen, in denen Wohnraum mit niedrigen Preisen zur Verfügung stehe. "Der ländliche Bereich scheint wenig attraktiv für Zuwanderer zu sein." Er wies jedoch auch auf die Chancen der Zuwanderung hin: "Wir haben es in der Vergangenheit immer geschafft, die Menschen zu integrieren." Er brachte den demografischen Wandel und den damit einhergehenden Bedarf in vielen Unternehmen an Nachwuchskräften in die Diskussion ein. Mit den Zuhörern, die zahlreich gekommen waren, entwickelte sich bald eine angeregte Diskussion.

(RP)
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