Rheurdt Polizei alarmiert - Seniorin soll 110 Euro zahlen

Rheurdt · Eine alleinstehende Seniorin aus Rheurdt hat die Polizei gerufen, als in der Nacht ihr Alarm gegen Einbrecher losging. Nun drohen ihr 110 Euro Kosten für diesen Einsatz. Die Beamten begründen das mit der großen Zahl an Fehlalarmen.

Es war kurz nach Mitternacht, als am Haus die Alarmanlage anging. Renate F. (Name ist der Redaktion bekannt) bekam Herzklopfen. Machte sich etwa ein Einbrecher draußen an Tür oder Fenstern zu schaffen? Die 70-Jährige lebt allein, seit vor kurzer Zeit ihr Ehemann verstorben ist. Sie traute sich nicht, nach draußen zu gehen und nachzuschauen. In ihrer Panik wählte sie die Nummer der Polizei. Die Beamten suchten nach Spuren am Gebäude und in der Umgebung, doch sie fanden keine Hinweise auf einen Einbruchsversuch.

Dieser nächtliche Vorfall hatte sich Ende März in Rheurdt ereignet. Rund einen Monat später erhielt Renate F. ein Schreiben der Kreis Klever Polizei. Weil es sich um einen Fehlalarm gehandelt habe, droht ihr nun eine Gebühr von 110 Euro. Bis Ende Mai habe sie die Möglichkeit, sich zu dem Vorfall zu äußern. Ansonsten wird die Zahlung fällig. "Ich bin sehr enttäuscht", sagt die alte Dame. "Es hieß doch immer, die Polizei ist dein Freund und Helfer."

Tatsächlich propagiert die Kreis Klever Polizei im Rahmen ihrer Öffentlichkeitsarbeit "eine Kultur des Hinsehens und Handelns", wie es im Konzept "Riegel vor - sicher ist sicher" heißt. Dort wird den Bürgern Folgendes ans Herz gelegt: "Jeder Bürger kann zusätzlich auch einen aktiven Beitrag zur Verhinderung von Einbrüchen leisten. Dabei gilt immer: aufmerksam sein! [...] Wer seine Umgebung und Nachbarschaft im Auge behält, verdächtige Personen oder Geschehnisse wahrnimmt, sollte dies sofort der Polizei via 110 mitteilen."

Tatsächlich kommen Einbrüche in der Gemeinde Rheurdt regelmäßig vor. Allein im Jahr 2013 gab es laut der Kriminalitätsstatistik 23 Fälle, also im Schnitt etwa zwei im Monat. "Erst kürzlich ist bei einem meiner Nachbarn eingebrochen worden - am hellichten Tage!", erzählt Renate F. Die Sorge in der Bevölkerung ist groß.

Und die Dreistigkeit, mit der die Täter vorgehen, ist verblüffend. In der Nacht zum 4. März brachen Unbekannte gleich in vier Häuser der gleichen Straße in der Ortschaft Schaephuysen ein - die Bewohner schliefen in den oberen Stockwerken und bekamen nichts davon mit. Die Diebe brachen jedes Mal die Terrassentür auf und durchsuchten die Räume im Erdgeschoss. Sie erbeuteten vor allem Bargeld.

Manfred Jakobi, Sprecher der Kreis Klever Polizei, zeigt zwar Verständnis für die Seniorin aus Rheurdt, verweist aber darauf, dass fehlerhafte Alarmanlagen, die wegen Wetterumständen oder Erschütterungen losgehen, die Polizei über Gebühr beschäftigen. Das binde Personal und koste Geld.

Daher hat der Gesetzgeber entschieden, dass die Kosten für Falschalarme durch die Besitzer der Anlagen zu tragen sind. Die Summe von 110 Euro ist ein Pauschalbetrag.

Renate F. hat ihren schriftlichen Einspruch inzwischen abgeschickt. Manfred Jakobi verspricht: "Wir werden ihn wohlwollend prüfen."

(RP)
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