Moers Premiere: Krimi-Lesung mit Glitzer-Look

Moers · "Hopsgegangen" heißt das neue Buch von Erwin Kohl aus Ginderich. Im Mittelpunkt steht wieder Lukas Born mit seinen Freunden vom Labbecker Campingplatz. Es geht um eine Klever Medikamenten-Mafia. Die Premierenlesung fand in Sonsbeck statt.

 Autor Erwin Kohl (vorne in Zivil) mit den Musikern von Glam Bam. Die Glitterrockband kommt im Krimi "Hopsgegangen" vor. Entsprechend wird sie bei der Premierenlesung im Kastell spielen.

Autor Erwin Kohl (vorne in Zivil) mit den Musikern von Glam Bam. Die Glitterrockband kommt im Krimi "Hopsgegangen" vor. Entsprechend wird sie bei der Premierenlesung im Kastell spielen.

Foto: Felix Plien

Erwin Kohl fiebert dem Moment entgegen. "Ich warte auf mein Baby", erzählt der Journalist aus Ginderich beim Pressegespräch auf dem Campingplatz Kerstgenshof in Labbeck. Auch beim mittlerweile zwölften Krimi bleibt die Spannung, das fertige Buch zum ersten Mal selbst in den Händen zu halten. Ab Donnerstag, 16. Februar, gibt es "Hopsgegangen" in den Buchhandlungen. Kohl selbst dürfte sein Paket mit den Büchern ein paar Tage zuvor bekommen. Vor Publikum wird er es dann erstmals am Freitag, 3. März, im Sonsbecker Kastell vorstellen - musikalisch begleitet von der Glitterrockband Glam Bam, die auch eine Rolle in dem Werk spielt.

Der Kerstgenshof ist der ideale Ort, den Krimi vorzustellen. Denn der Campingplatz ist wieder das Vorbild für das Zuhause von Lukas Born, dem Detektiv, der nach einem gescheiterten Rettungsversuch bei einer Kindesentführung aus dem Dienst der Krefelder Polizei ausgeschieden ist und sich nun durchschlagen muss. "Happy Eiland" heißt der Campingplatz im Buch. Im Vorgängeroman "Verdammt lang tot" tauchte die Figur erstmals auf. Wieder wird Erwin Kohl seine Geschichte aus der Ich-Perspektive von Born erzählen.

Und der muss sich zunächst mit seinem Fallbetreuer bei der Arge auseinandersetzen. Der vermittelt dem Detektiv einen Job als Aufpasser bei einem in Xanten gastierenden Zirkus. Militante Tierschützer haben gedroht, die Tiere zu befreien. Allzu viel verrät der Autor nicht, doch Born macht seine Arbeit wohl nicht richtig gut. Wenig später soll nämlich ein Kamel auf dem Xantener Markt auftauchen.

So findet Lukas Born Zeit, sich mit der Journalistin Natascha Feldbusch und einem ihrer Informanten zu treffen. Doch sie liegt leblos am Boden. Bevor Lukas Born sich um sie kümmern kann, bekommt er selbst eins übergezogen. Natascha ist verschwunden. Die Krefelder Polizei, bei der weiterhin seine Ex-Frau das Sagen hat, sieht keinen Handlungsbedarf. Ohne Leiche kein Mord. Doch Lukas Born forscht nach. Denn er ahnt, dass Natascha an etwas Großem dran war.

Der Kern der Geschichte behandelt ein ernstes und sehr reales Thema - den Verkauf gefälschter Medikamente. "2014 habe ich da zum ersten Mal in der Wirtschaftswoche drüber gelesen und weiter recherchiert", so Kohl. Seitdem Re-Importe nicht nur erlaubt, sondern sogar in gewissem Maße vorgeschrieben sind, um die Preise zu drücken, kommt es tatsächlich vor, dass man auch in der Apotheke ein Mittel bekommen kann, in dem gar nicht drin ist, was auf der Packung steht.

Kohl: "Auf noch unter ein Prozent schätzt Walter Schwerdtfeger, bis vergangenen Sommer Deutschlands oberster Arznei-Prüfer beim Bonner Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte, den Anteil gefälschter Präparate in Apotheken und Kliniken. Im Klartext: Nahezu jedes 100. Medikament könnte manipuliert sein."

Kohl zitiert Norbert Drude, Präsident des Zollkriminalamtes in Köln: "Die Gewinnspannen im Handel mit illegalen Arzneimitteln liegen häufig bei mehreren hundert bis über tauend Prozent. Sie sind ein lukratives Geschäft, das Gewinne aus der Rauschgiftkriminalität bei weitem übertrifft." Da sei klar, dass Mafia und osteuropäische Banden diesen Handel für sich entdecken. In "Hopsgegangen" führen die Spuren zu einer Verbrecherbande in Kleve.

Auch Kalkar, Emmerich und Sonsbeck sind Teil des Buches. Den Tatort in Wallach, einen Bauernhof, fand Erwin Kohl übrigens über einen Aufruf in unserer Zeitung. "Es war enorm, wie viel spannende Orte es in unseren Städten gibt, die man gar nicht kennt, auch wenn man täglich dort vorbeikommt." Die Tippgeber werden von Erwin Kohl mit einer privaten Lesung von "Hopsgegangen" in ihrem Wohnzimmer belohnt.

Doch was hat die schrille Spaßband Glam Bam mit Born zu tun? Der Detektiv steht bekanntlich eher auf klassischen Rock. Kohl verrät, dass es um eine "Ü-40-Dessous-Party" geht, bei der ein Auftritt der kostümierten Musiker aus Rheinberg und Moers zu gewinnen ist.

Für die Campingplatz-Betreiber Birgit und Leo Ingenlath ist klar, dass es auch auf dem Kerstgenshof wieder eine Lesung geben wird. Schließlich spielen einige (frei erfundene) Camper wieder als Soko eine wichtige Rolle. Kohl berichtet, dass er immer wieder gefragt wird, wo "Happy Eiland" denn zu finden ist. Und Birgit Ingenlath erzählt, dass das Buch "Verdammt lang tot" gern als Souvenir gekauft wird.

Sonsbecks Bürgermeister Heiko Schmidt, wie Lukas Born ehemaliger Krefelder Polizist, freut sich natürlich, dass Labbeck weiter im literarisch-kriminalistischen Blickpunkt steht. Einig ist er sich mit Erwin Kohl, dass die echte Alltagsarbeit der Polizei weniger Krimi-geeignet ist. "Deshalb muss ich immer einen Weg finden, die Kripo weitgehend aus dem Fall herauszuhalten", erzählt der Autor, der übrigens längst gedanklich beim nächsten Abenteuer von Lukas Born ist, das in diesen Tagen geschrieben werden muss.

(RP)
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