Moers Protest gegen "Unterstand" auf Friedhof

Moers · Utforter werfen der Enni und der Stadt Pietätlosigkeit vor. Grund: Die baufällige Trauerhalle auf dem Utforter Friedhof soll abgerissen und durch einen Bau ersetzt werden, der lediglich ein Vordach für die Trauergäste vorsieht.

 Spontane Bürgerversammlung auf dem Friedhof: Utforter trafen sich gestern an der Trauerhalle und diskutierten über die Pläne der Enni.

Spontane Bürgerversammlung auf dem Friedhof: Utforter trafen sich gestern an der Trauerhalle und diskutierten über die Pläne der Enni.

Foto: Dieker

Die Zeit der Trauerfeiern auf dem Utforter Friedhof geht zu Ende. Im Frühjahr will die Enni die alte, baufällige, schimmelbefallene Trauerhalle abreißen und durch einen Neubau ersetzen. Er wird über Sozialräume für Mitarbeiter, Lagerräume und Toiletten verfügen. Statt einer Halle ist aber künftig nur ein offener, überdachter Vorraum vorgesehen, der "die witterungsgeschützte Aufstellung beziehungsweise Sammlung der Trauergesellschaft ermöglicht", wie es im Friedhofskonzept der Enni heißt. Es werde dennoch ein "würdiger Ort" sein.

 Entwurf der Enni für das neue Gebäude. Für Trauergesellschaften ist lediglich ein Vordach vorgesehen.

Entwurf der Enni für das neue Gebäude. Für Trauergesellschaften ist lediglich ein Vordach vorgesehen.

Foto: enni

Viele Utforter sehen das anders. "Wie pietätlos sind Enni und die Stadt", fragen einige Bürger, die sich jetzt an unsere Zeitung gewandt haben. "Gönnt man den Verstorbenen und den Trauergästen keinen entsprechenden Rahmen mehr in einer geschlossenen Halle mit Sitzgelegenheiten?" Die Utforterin Eva Oesten bezeichnete den geplanten Neubau als "Unterstand", der "asoziale und zwielichtige Gestalten" dazu einlade, darin ihr Unwesen treiben.

Die Enni zeigte sich gestern überrascht. Das neue Friedhofskonzept sei immerhin seit Juni 2017 beschlossen, sagte Sprecherin Katja Nießen. Man habe die Inhalte ausführlich kommuniziert, unter anderem bei einem öffentlichen "Friedhofstag". Das neue Gebäude sei Ergebnis der Bemühungen, ein Angebot aufrechtzuerhalten (nämlich die Möglichkeit von Bestattungen in Utfort), und die Finanzen im Blick zu behalten, sagte Nießen. Für den Abriss des alten Gebäudes und den Bau des neuen sind 273.000 eingeplant. Die Enni möchte nicht zu viel investieren, weil Trauerfeiern auf dem Utforter Friedhof vergleichsweise selten seien: Im vergangenen Jahr wurde die dortige Halle 59 Mal benutzt (Repelen: 181 Mal, Kapellen 98, Meerbeck 96 Mal). Schon heute sei es nicht ungewöhnlich, dass Trauerfeiern zum Beispiel in Repelen stattfinden ("weil die Halle dort größer und schöner ist", so Nießen) und die Trauergesellschaft anschließend nach Utfort zur Beerdigung fährt.

"Als Konsequenz werden wir häufiger in Repelen Trauerfeiern abhalten", sagte gestern Heinrich Bösing, Pfarrer an St. Martinus. Er könne verstehe, dass Menschen sich mit dem geplanten "Unterstand" auf dem Utforter Friedhof nicht anfreunden wollen. "Ein geschlossener Raum, in dem die Menschen zur Ruhe kommen und eine Ansprache gehalten werden kann, wäre besser." Er sehe aber auch, dass die Enni aufs Geld achten muss.

Auch Bestatter sind betroffen. "Die Enni legt uns Steine in den Weg", sagte ein Vertreter der Zunft gestern auf Anfrage. Der Arbeits- und Zeitaufwand steige, das werde sich in den Preisen für Beerdigungen niederschlagen.

Dass die Enni ihre Pläne noch ändert, ist unwahrscheinlich. "Der Verwaltungsrat hat das so beschlossen", sagte Katja Nießen.

(RP)
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