Moers "Radikale haben bei uns nichts verloren"

Moers · Ali Rammal aus Moers leitet gemeinsam mit einem Bekannten die Jugendgruppe des deutsch-libanesischen Kulturvereins "Ahlulbayt". Bei ihren Treffen wollen sie Jugendlichen aller Religionen und Nationen die friedliche Seite des Islam präsentieren.

Momentan wirkt die Szenerie noch ein wenig karg. In einem alten Gardinengeschäft auf der Leisstraße in Meerbeck hat die Jugendgruppe Moers/Duisburg des deutsch-libanesischen Kulturvereins "Ahlulbayt" sein Übergangsquartier bezogen. "Spätestens kommenden Monat werden wir aber umziehen, der Verein hat in Rheinhausen ein Objekt gekauft, das gerade noch renoviert wird", erklärt Ali Rammal.

Der 27-jährige Moerser gehört dem siebenköpfigen Leitungsteam der Jugendgruppe an. "Wir sind ungefähr 30 bis 40 Jugendliche und junge Erwachsene im Alter von 15 bis 30 Jahren. Im vergangenen Jahr bin ich berufsbedingt von Nürnberg nach Moers gezogen und habe im Juni die Jugendgruppe gegründet", erklärt der Bürokaufmann mit libanesischen Wurzeln.

"Ahlulbayt" bedeutet wörtlich übersetzt "die Leute des Hauses". Damit sei die Familie des Propheten Mohammed gemeint, erklärt Rammal. Ihm und seinen männlichen wie weiblichen Mitstreitern gehe es in erster Linie darum, den hier in Deutschland lebenden Jugendlichen die soziale Integration zu erleichtern. "Es ist leider so, dass viele Jugendliche, gerade mit Migrationshintergrund, kriminell sind. Wenn ich sehe, wie sich einige meiner Landsleute in Deutschland benehmen, ist mir das ziemlich peinlich."

Daher wolle er gemeinsam mit seinen Kollegen dafür sorgen, die Mitglieder der Gruppe von diesem Weg abzuhalten und zu mehr gesellschaftlicher Aktivität zu ermuntern. "Wir wollen hier vernünftig und im gegenseitigen Respekt mit unseren Mitbürgern leben." Ein Mitstreiter sagt zustimmend: "Das größte Problem sind die sprachlichen Barrieren. Viele, die hier aufgewachsen sind, können gar nicht so gut arabisch sprechen. Daher legen wir Wert darauf, dass auf allen unseren Veranstaltungen auch ausschließlich deutsch gesprochen wird."

Jeden Sonntag trifft sich die Gruppe in dem alten Gardinengeschäft in Meerbeck. "Wir suchen uns jede Woche ein anderes Thema, über das wir sprechen möchten. Ich halte dann meistens einen Vortrag, mein Kumpel bereitet musikalische Elemente vor", erklärt Rammal. Auch wenn es keine religiöse Veranstaltung sei, stehe der Glaube dennoch im Vordergrund. "Wir möchten hier niemanden bekehren oder missionieren. Glaube bedeutet, den Menschen zu sehen, egal was er denkt oder ist."

Daher seien jederzeit auch christliche oder jüdische Jugendliche herzlich zu den Treffen eingeladen. Zudem betonen beide, dass man sich von salafistischen oder islamistischen Strömungen klar distanziere. "Das, was gerade im Nahen Osten passiert, wirft leider ein schlechtes Licht auf alle Muslime. Aber wir brauchen hier nichts Radikales, solche Denkansätze sind hier nicht willkommen", sagt der Mitstreiter.

Trotz des bevorstehenden Umzugs nach Duisburg werde die Gruppe in Moers aktiv bleiben, da viele ihrer Mitglieder aus der Grafschaft kämen und dementsprechend auch vor Ort etwas bewirkt werden solle. "Wir planen, mit unserer Gruppe demnächst auch eine christliche Gemeinde oder Kirche zu besuchen oder den Besuchsdienst in Altenheimen zu übernehmen, um einfach den kulturellen Austausch zu fördern."

(p-m)
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