Moers Radomski will Wahlkreis direkt holen

Moers · Die Vorstände der Krefelder, Moerser und Neukirchen-Vluyner CDU haben sich auf die 41-jährige Abgeordnete als Kandidatin für die Bundestagswahl 2017 geeinigt. Nach dem Rückzug von Siggi Ehrmann (SPD) ist sie die Favoritin.

Moers: Radomski will Wahlkreis direkt holen
Foto: Dieker, Klaus (kdi)

An diesem verregneten Mittwochmorgen hat Kerstin Radomski länger als sonst vor dem Kleiderschrank im heimischen Krefeld gestanden. "Ich habe schon eine Weile darüber nachgedacht, was ich an diesem Tag anziehen soll", sagt die Bundestagsabgeordnete der CDU. Schließlich entschied sie sich für eine rote Jacke über einer schwarzen Hose. Kräftige Farben für einen starken Auftritt, den sie wenige Stunden später im Neukirchen-Vluyner Landgasthaus Sellner hat: "Ich will meinen Bundestagswahlkreis 2017 direkt holen", sagt sie da.

Für die CDU wäre das ein Novum. Nie hatten die Christdemokarten in dem aus Moers, Neukirchen-Vluyn und dem Krefelder Norden bestehenden Gebilde die Nase vorn. Seit 2002 schien SPD-Mann Siegmund Ehrmann ein Dauer-Abo auf den Sieg zu haben. Doch schon vor zweieinhalb Jahren rückte Radomski Ehrmann nahe auf die Pelle. Dass die Lehrerin für Biologie und Geografie trotz der Niederlage über die Landesliste in den Bundestag einziehen würde, erfuhr sie erst am folgenden Morgen durch eine SMS des Moerser CDU-Fraktionsvorsitzenden Ingo Brohl.

Bei aller Freude über den Sieg gab es damals an der CDU-Basis auch skeptische Stimmen. Würde sich die alleinerziehende Mutter zweier inzwischen fünf und acht Jahre alter Töchter gegen das politische Schwergewicht Ehrmann in Berlin behaupten können? Nun, inzwischen ist klar: Sie hat sich nicht gegen ihn, sondern neben ihm und oft auch mit ihm beweisen können. Deutlichstes Beispiel: Die gemeinsame Initiative der beiden Politiker zur Rettung des Moers-Festivals. Nicht das einzige Verdienst des Mitglieds im Haushalts- und Rechnungsprüfungsausschusses Radomski: Sie selbst verbucht ihr Engagement für die Krefelder Rennbahn, das Stadtbad und die Linner Drehbrücke sowie die Moerser Stadtkirche auf der Haben-Seite. Hinzufügen könnte sie noch ihre nicht unmaßgebliche Rolle bei den Bemühungen, die Sanierung der A 40-Autobahnbrücke voranzutreiben. Ganz nebenbei hat sich die ehemalige Fachfrau für die oft eher als weich angesehenen Themen Umwelt und Familie zur Haushaltsexpertin gemausert. Deshalb würde sie auch bei einer Wiederwahl 2017 gerne ihre Arbeit im Haushaltsausschuss fortsetzen. "Das ist nämlich ein ziemlich guter Job", sagt sie.

Aber nicht nur weil sie in Berlin einen "guten Job" gemacht hat, ist sie in der CDU inzwischen ein "Aushängeschild", wie ihr der Krefelder Kreisvorsitzende Marc Blondin gestern bescheinigte. Auch an der Basis ist sie inzwischen zuweilen präsenter als Kollege Ehrmann. Gerade in Moers und Neukirchen-Vluyn hatte man in der Vergangenheit mitunter bemäkelt, dass Radomski lokale Termine im politischen und gesellschaftlichen Leben nur gelegentlich wahrnehme. Zuweilen wurde sogar gemutmaßt, Radomski scheue die Kärrnerarbeit an der Wahlbasis. Alle diese Unkenrufe sind verstummt. Wie führende Vertreter der verantwortlichen CDU-Gremien im Wahlkreis gestern mitteilten, sei das Votum in den Vorständen für Radomski einhellig gewesen. Niemand zweifelt ernsthaft daran, dass sie auch das Vertrauen der Delegierten auf einer noch anzuberaumenden Vertreterversammlung erlangen wird. Selbst ein Siegmund Ehrmann hätte es da wohl schwer, sich 2017 gegen Radomski durchzusetzen. Doch der SPD-Politiker hat im Januar etwas überraschend angekündigt, dass er nicht mehr kandidieren werde. Derzeit sind die Sozialdemokraten auf Kandidaten-Suche. Das könnte sich noch eine Weile hinziehen. Wer würde gerne Gefahr laufen, den Wahlkreis zum ersten Mal gegen die CDU zu verlieren?

Möglicherweise hätte die gut vernetzte Radomski, die seit 2005 Mitglied im CDU-Landesvorstand ist, auch eine Chance, wieder über die Landesliste in den Bundestag einzuziehen. Doch daran verschwenden die niederrheinischen Christdemokraten keinen Gedanken. Ingo Brohl, Fraktionsvorsitzender der Moerser CDU: "Wir spekulieren nicht auf einen Listenplatz. Wir setzen auf Sieg."

(RP)
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