Ex-Bürgermeister im Visier Rätsel um abgeholzten Wald in Moers

Moers · Ein fußballfeldgroßes Waldstück in Moers ist in dieser Woche abgeholzt worden, ohne dass jemand dafür verantwortlich sein will. Ein Teil des Areals gehört dem ehemaligen Xantener Bürgermeister Christian Strunk. Er hatte Angebote zur Rodung der Fläche eingeholt - bestreitet aber, den Auftrag erteilt zu haben.

 Auf der Fläche neben den neuen Häusern standen Bäume. Jetzt sind sie weg, ohne Genehmigung. Die Spur führt nach Xanten.

Auf der Fläche neben den neuen Häusern standen Bäume. Jetzt sind sie weg, ohne Genehmigung. Die Spur führt nach Xanten.

Foto: Klaus Dieker

Die Fläche ist vielleicht so groß wie ein Fußballfeld und sieht jämmerlich aus: Geschreddertes Holz liegt herum, dazwischen Reste von Baumstämmen und Müll. Bis vor wenigen Tagen stand auf dem Gelände an der Kornstraße ein kleiner Wald. Über dessen Verschwinden wundern sich nicht nur Anwohner, sondern, wie berichtet, auch die Stadt. Der Wald stand auf drei Flurstücken, von denen zwei in städtischem Besitz sind.

Dort hat aber niemand entschieden, die Bäume zu entfernen. Im Gegenteil: "Wir wollen möglichst viel Wald erhalten", sagte am Donnerstag Stadtsprecher Thorsten Schröder. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass auch das Abholzen auf dem Privatgrundstück nicht gestattet war. Es handle sich um einen eingetragenen Wald, für den besondere Vorschriften gelten.

Wer hat die Bäume entfernt? Und warum? Die Fragen führen zu Christian Strunk (CDU), bis 2014 Bürgermeister der Stadt Xanten und jetzt Geschäftsführer beim Weseler Kiesunternehmen Hülskens. Ihm gehört das private Flurstück neben dem städtischen Besitz. Strunk zeigte sich gestern überrascht: "Das ist ein Ding!" Er habe mit dem Gedanken gespielt, die Fläche landwirtschaftlich zu nutzen, sagte er auf Anfrage unserer Redaktion. "Das sind zwei Morgen, das lohnt sich."

 Ehemals Bürgermeister in Xanten: Christian Strunk

Ehemals Bürgermeister in Xanten: Christian Strunk

Foto: Ostermann Olaf

Er habe in diesem Zusammenhang bei drei Firmen Angebote eingeholt. "Ich wollte wissen, was das kostet, wenn man es rodet." Es könnte sein, dass eine der Firmen voreilig tätig geworden sei. "Ich kriege wahrscheinlich eine Rechnung." Warum auch der Wald auf dem Areal der Stadt abgeholzt wurde, wusste Strunk nicht zu erklären. "Wenn so eine Maschine erstmals läuft . . .", meinte er. Ihm sei jedoch klar, dass er keine Verfügungsbefugnis über das städtische Grundstück habe.

"Dort haben Tiere gelebt, jetzt sieht es so hässlich aus"

Nach Angaben einer Anwohnerin waren am Mittwoch vergangener Woche Arbeiter mit einer großen Maschine angerückt. "Sie haben die Bäume einfach umgefahren und dann geschreddert." Direkt neben dem Wäldchen wurden in den vergangenen Monaten mehrere Einfamilienhäuser gebaut. Die junge Frau ist mit ihrer Familie in eines der Häuser eingezogen. "Man hat uns gesagt, dass die Bäume bleiben. Dort haben Tiere gelebt. Jetzt sieht es so hässlich aus."

Christian Strunk sagte gestern, er habe mehrere landwirtschaftliche Flächen in Moers erworben und diese verpachtet. Das Grundstück an der Kornstraße habe zu dem vom Verkäufer angebotenen Paket gehört. Den Vorwurf, er habe mit der Rodung Fakten schaffen wollen, um aus dem Grundstück Bauland zu machen, wies er von sich. Aus seiner Tätigkeit als Bürgermeister wisse er, dass dies unrealistisch wäre, meinte Strunk, der selbst eine juristische Ausbildung hat.

Strafanzeige gegen Unbekannt

Der aktuelle Bebauungsplan der Stadt lässt auf der fraglichen Fläche keine Errichtung von Häusern zu. Die Stadt bereitet eine Strafanzeige vor. "Zunächst gegen Unbekannt", sagte Thorsten Schröder. Strunk selbst scheint nicht davon auszugehen, dass ihn eine Schuld trifft. "Der Täter muss ermittelt werden", sagte er. Nach seiner Einschätzung seien die Bäume nicht unter die Baumschutzsatzung gefallen. Von einem Wald wisse er nichts.

Auch der zuständige Förster Marco Wesselowsky und das Forstamt in Wesel sind eingeschaltet. Wesselowsky will das Grundstück an der Kornstraße am Freitag zusammen mit Vertretern der Stadt in Augenschein nehmen. Bei einem Verstoß gegen das Forstgesetz könnte ein Bußgeld fällig werden, sagte der Förster.

(RP)
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