Moers RAG baut die Maschinen ab

Moers · Der Rückbau des Bergwerks West in Kamp-Lintfort ist in vollem Gange: Seit Anfang des Jahres ist die RAG Mining Solutions damit beschäftigt, die Maschinen auszubauen und international zu vermarkten.

 Dies ist die Mischanlage des Bergwerks West. Hier wurde früher die Kohle gemischt, um eine gleichbleibende Qualität zu erreichen. Auch hier sollen die Maschinen vermarktet werden.

Dies ist die Mischanlage des Bergwerks West. Hier wurde früher die Kohle gemischt, um eine gleichbleibende Qualität zu erreichen. Auch hier sollen die Maschinen vermarktet werden.

Foto: Klaus Dieker

Peter Wylenzek ist der letzte Bergmann auf der Kamp-Lintforter Zeche. Als das Bergwerk West im Dezember 2012 die Förderung einstellte, blieb der Elektriker. Und begleitet jetzt die Abschlussarbeiten. "Ich bleibe bis zum bitteren Ende", sagt Wylenzek, der sich auf dem Zechengelände bestens auskennt. Aktuell steht er den Mitarbeitern der RAG Mining Solutions mit Rat und Tat zur Seite. Dort, wo in Kamp-Lintfort in Spitzenzeiten bis zu 3000 Kumpel arbeiteten, sind zurzeit nur 17 Mann eingesetzt. Ihr Auftrag: Ausbau der Maschinen, die für die Kohleaufbereitung benötigt wurden. Sie werden international vermarktet und verkauft.

Anfang des Jahres nahm die RAG Mining Solutions auf dem Bergwerk West die Arbeit auf. Brech- und Bandanlagen, Pumpen, Bänder und Gebläse werden aus den Werkshallen hinter der Zechenfassade an der Friedrich-Heinrich-Allee herausgeholt. Das weitläufige Areal wirkt irgendwie gespenstisch und verlassen. Nur selten begegnet man Arbeitern wie den Männern, die sich gerade mit Schweißgeräten durch Metallteile arbeiten.

Dafür hört man es von weitem laut scheppern. "Ich war ein halbes Jahr fast ganz allein hier. Es ist schon ein komisches Gefühl", sagt Peter Wylenzek. In einigen Gebäuden klaffen riesige Löcher. Lichtlücken - so nennen es die Fachleute. "Es gibt hier größtenteils keinen Strom mehr. Wir haben die Öffnungen geschaffen, damit Licht hineinfällt und wir drinnen etwas sehen können", erklärt Andreas Wienkotte, der bei der RAG Mining Solutions für die Vermarktung von Tagesanlagen, Elektro- und Automatisierungstechnik zuständig ist.

Für den jungen Mann ist das Bergwerk West schon die dritte Zeche, die er im Auftrag seines Arbeitgebers mit abwickelt. "Man bekommt Einblicke in eine Jahrzehnte lange gelebte Tradition. Leider begutachte ich die Anlagen erst, wenn es ans Ende geht", sagt er und fügt hinzu: "Klar, dass die Bergleute einen nicht immer mit offenen Armen empfangen. Die meisten sind mit dem Bergwerk stark verbunden."

Die Herrichtung des Zechenareals soll bis 2020 beendet sein. "Die Arbeiten sind in Phasen eingeteilt", sagt Hermann Timmerhaus, Projektleiter der RAG Montan Immobilien. Wenn Ende des Jahres alle Maschinen ausgebaut sind, folgt 2016 der Abbruch der nicht denkmalgeschützten Gebäude. "Ziel ist es, das Gelände so herzurichten, dass hier 2020 die Landesgartenschau stattfinden könnte", sagt Timmerhaus und verweist auf zwei bereits erreichte Erfolge in der Entwicklung des 40 Hektar großen Areals im Herzen Kamp-Lintforts: Der Bau der Hochschule Rhein-Waal im Norden und die bevorstehende Ansiedlung von Logport im Süden des Zechengeländes. Wienkotte schätzt, dass bis zum Ende dieses Jahres mehrere Hundert Maschinen abgebaut sind, darunter Bandanlagen, Rücklader, Fördergurte, Schalt- und Krananlagen und zahllose Konstruktionsteile. Die Gerätschaften werden weltweit verkauft: "Wir haben die Fördergurte zum Beispiel nach Vietnam geliefert. Es sind auch schon Maschinen nach Holland gegangen", berichtet Wienkotte. "Diese Bandanlagen kommen auch im Tagebau und beim Kiesabbau zum Einsatz", sagt Timmerhaus.

Der Rückbau konzentriert sich auf die Aufbereitungsanlage und die Mischanlage, deren Form an ein Zirkuszelt erinnert, allerdings mit einem Durchmesser von 60 Metern. "Es gibt einen Interessenten, der zurzeit prüft, die komplette Anlage zu übernehmen, so wie sie hier steht - mit Rücklader, Absetzer und Gebäudehülle. Es waren Ingenieure und Architekten für eine Machbarkeitsstudie hier." Manche der Maschinen sind 60 bis 70 Jahre alt. "Auf dieser Anlage befindet sich aber auch ein Sieb aus den 1980er Jahren, das zu den modernsten in Europa gehört", sagt Wienkotte.

Der Vermarktungsexperte nutzt diverse Online-Portale, aber auch ganz normale Vertriebswege, um die Maschinen auf dem Markt anzubieten. Und Peter Wylenzek: Wenn Ende des Jahres alles ausgebaut ist, geht auch er nach 40 Jahren Bergbau in den Ruhestand. "Solange helfe ich dabei, der Zukunft etwas Schönes übergeben zu können."

ANJA KATZKE

(RP)
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