Moers Ratsdelegation reist nach Palästina

Moers · Christoph Fleischhauer wird mit Lutz Hormes, Enni-Geschäftsführer, und Ratsherr Paul Süßer an einem Kongress in Jericho teilnehmen. Ziel: Eine Projekt-Partnerschaft mit dem Ort Beitunia.

 Blick auf die Terrassenlandschaft von Beitunia.

Blick auf die Terrassenlandschaft von Beitunia.

Foto: Paul Süßer

Bürgermeister Christoph Fleischhauer wird am 11. September an einem Kongress deutscher und palästinensischer Kommunalpolitiker in Jericho teilnehmen. Das bestätigte die Moerser Stadtverwaltung unserer Redaktion auf Anfrage. Fleischhauer wird bei dieser Gelegenheit gemeinsam mit FDP-Ratsherr Paul Süßer und Enni-Geschäftsführer Lutz Hormes voraussichtlich mit dem neugewählten Bürgermeister der palästinensischen Kommune Beitunia zusammentreffen, um Möglichkeiten einer Partnerschaft auszuloten.

Ausgerichtet wird die Konferenz unter anderem durch die "Servicestelle Kommunen in der Einen Welt", die vom Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit getragen wird.

 Vertreter der Stadt Beitunia im vergangenen Jahr bei einem Gespräch mit Paul Süßer (mit Sonnenbrille) am Grenzzaun.

Vertreter der Stadt Beitunia im vergangenen Jahr bei einem Gespräch mit Paul Süßer (mit Sonnenbrille) am Grenzzaun.

Foto: SKEW

Ursprünglich war geplant, dass nur Süßer, der als Vorsitzender des Arbeitskreises Internationale Zusammenarbeit schon seit vielen Jahren ein Kinderdorf im palästinensischen Bethlehem betreut, und Hormes den Flug nach Palästina antreten. Die Teilnahme von Fleischhauer soll der palästinensischen Seite die Ernsthaftigkeit des Moerser Interesses an einer Partnerschaft signalisieren. "Dabei wird es weniger um einen Austausch zwischen Privatpersonen wie im Fall Ramla gehen, als um eine kommunale Projektpartnerschaft", betont Süßer, der bereits im vergangenen Jahr mit Vertretern der palästinensischen Seite gesprochen hatte. Dabei hatten sich als mögliche Felder der Zusammenarbeit die Kultur, die Müllentsorgung und die Wasseraufbereitung herauskristallisiert.

Deshalb war von Anfang an vorgesehen, dass auch Enni-Chef Lutz Hormes die Reise in den Nahen Osten mitmacht. Ein Abstecher in das unmittelbar an der Grenze nach Israel gelegenen Beitunia ist dieses Mal nicht vorgesehen.

Die Gespräche sollen am Rande des Kongresses in Jericho geführt werden. Für Hormes geht es vor allem darum, ein "Gefühl für ein Land zu bekommen in dem technische häufig auch politische Probleme sind". Sowohl Palästinenser wie auch Israelis sind auf die knappe Ressource Wasser angewiesen.

Mangels anderer Versorgungsquellen müssen viele Palästinenser Regenwasserplastikbehälter aus Kunststoff nutzen. Daher ist Know-how etwa bei der Trinkwasseraufbereitung gefragt. Hormes ist klar, dass die Probleme von Beitunia nicht in Moers gelöst werden können: "Das würde uns als Unternehmen überfordern." Sehr wohl sei aber vorstellbar, dass Mitarbeiter der Kommune aus Palästina und Experten aus Moers sich gegenseitig besuchen und Erfahrungen austauschen. Dafür, so Süßer, stünden auch Bundesmittel bereit, so dass die finanzielle Belastung für die Stadt Moers überschaubar bleibe. Süßer: "Es geht vor allem um das Signal: Wir haben Euch nicht vergessen."

Aber könnten solch enge Kontakte mit einer palästinensischen Stadt nicht Irritationen im 80 Kilometer entfernten Ramla auslösen? Süßer schüttelt den Kopf. Man habe das Thema jüngst bei einem Besuch einer Delegation aus Ramla angesprochen. Die Reaktionen seien sämtlich positiv gewesen "Sowohl jüdische, christliche und muslimische Ratsherren waren der Meinung, dass eine Verständigung zwischen dem dem israelischen und dem palästinensischen Staat derzeit nicht möglich sei."

Daher sollten nach Auffassung der Lokalpolitiker alle Möglichkeiten genutzt werden, auf anderen Ebenen ins Gespräch zu kommen. Dass die Kooperation auf Projektebene irgendwann zu einer echten Städtepartnerschaft führt, bei der sich Bürger beider Länder treffen, ist eher unwahrscheinlich. Palästinenser dürfen nämlich nicht vom nur wenige Kilometer entfernten Flughafen Ben Gurion starten. Sie müssen den Umweg über Amman in Kauf nehmen. Das macht aus einem gut vierstündigen Flug eine Zwei-Tages-Reise.

(RP)
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