Klingelbeutel Raus aus den Kirchenmauern, hin zur Tankstelle

Moers · Manchmal tut es gut, den Ort zu wechseln. Sich auf einen anderen Stuhl als den Stammplatz zu setzen. Die Sache von einer anderen Richtung aus in den Blick zu nehmen. Das haben wir am vergangenen Sonntag auch mit dem Gemeindegottesdienst getan.

Denn wir waren einer von den "95 Gottesdiensten an ungewöhnlichen Orten", die in unserer Evangelischen Kirche im Rheinland im Jahr des Reformationsjubiläums gefeiert werden. Wir sind an einen anderen Ort gegangen: raus aus den Kirchenmauern und haben unsere Bänke an der Tankstelle aufgebaut. Warum das?, so werden Sie vielleicht fragen. Das haben wir schnell festgestellt: Nachbarn öffneten ihre Fenster und Türen und lauschten den schwungvollen Klängen des Posaunenchores.

Eine Joggerin kam vorbei, sah uns aufbauen und stand eine halbe Stunde später mit ihrer Familie dabei und feierte mit.

Und sogar vorbeifahrende Autofahrer reduzierten ihre Geschwindigkeit, um zu schauen, was am Sonntag an der Tankstelle los ist. Und zugleich ließen wir uns von diesem anderen Ort inspirieren. Was meinen Sie, wie ein Gottesdienst aussieht in einem Fitnesscenter, in einer Feuerwache, im Einkaufszentrum oder in einem Pflegeheim?

An dem Ort "Tankstelle" war das Thema des Gottesdienstes schnell gefunden: "Auftanken". Was tun, wenn der Tank leer ist? Die Besucher und Besucherinnen schrieben auf Kraftstoff in Form von bunten Bällen, was ihnen neue Kraft gibt und füllten damit den Tank: Danke, Gott, für die Sonne, für die Musik, für Gesundheit, für das Gebet, für Familie und Freunde, für die schönen Sommerferien, für das Essen, für guten Schlaf.

Es ist gut, uns bewusst zu machen, dass wir aus Gottes Liebe und Gnade leben. "Erfrischend war es", so das Fazit, "belebend, und spirituell auf eine besondere Art und Weise". "Der Gottesdienst hat mir gut getan."

Eigentlich sollte man viel häufiger mal den Ort wechseln, dachte ich mir.

(RP)
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