Moers René Steinberg: Auf dem Friedhof der Nuscheltiere

Moers · Einmal wie Pippi Langstrumpf sein, hemmungslos Unsinn machen dürfen, leben statt nur zu funktionieren. Wer möchte das nicht manchmal? Der Mülheimer Comedian René Steinberg hat es zu seinem Lebensinhalt gemacht und ist seitdem als Botschafter des abgebremsten Hamsterrades und Trainer des Strumpf gewordenen Blödsinns unterwegs.

"Gebt dem Unsinn das Kommando - keine Macht dem Optimierungswahn", forderte René Steinberg im Moerser Bollwerk.

"Gebt dem Unsinn das Kommando - keine Macht dem Optimierungswahn", forderte René Steinberg im Moerser Bollwerk.

Foto: Klaus Dieker

Mit seinem neuen Anti-Stress-Programm "Gebt dem Unsinn das Kommando - keine Macht dem Optimierungswahn!" war er im voll besetzten Saal des Moerser Jugendkulturzentrums "Bollwerk" zu Gast und gab dort seinem Publikum zwei Stunden lang Ratschläge, wie man seinem Alltag mit Witz, Lachen und einem Hauch von Anarchie eine ganz, neue, entspannte Qualität geben kann.

"Leben statt surfen" und "Bier trinken statt posten", lautete dabei die Devise des 42-jährigen, studierten Germanisten, den viele der Besucher vor allem als Schöpfer der WDR-Radiosendung "Die von der Leyens" und "Sarko de Funès" kannten.

Doch weil ein Leben nach den Maximen von Pippi Langstrumpf nicht ohne das nötige Umfeld möglich ist, hatte er an diesem Abend natürlich auch noch ein paar gesellschaftliche und politische Änderungsvorschläge mit im Gepäck. So regte er zum Beispiel an, die Regierungen demnächst nicht mehr durch Wahlen, sondern mit einem Fernsehcontest à la "Deutschland sucht den Superstar" bestimmen zu lassen. Ursula von der Leyen tanzt als Funkenmariechen der Bundeswehr, Cem Özdemir wedelt rhythmisch mit einer Hanfpflanze, und Andrea Nahles schwingt sich in einem roten Paillettenkleid vom Bühnenhimmel. Oder wie wär's mit Mama Merkel und Sigmar Gabriel als "The Beauty and the Beast"? "Wer was ist, dürfen Sie sich selber aussuchen." Dem Publikum gefiel der Vorschlag.

Ebenso wie Steinbergs Idee, den liebsten Sonntagskrimi der Deutschen zukünftig mit dem Trio Til Schweiger, Herbert Grönemeyer und Udo Lindenberg zu besetzen und in "Friedhof der Nuscheltiere" umzubenennen. Ähnlich Revolutionäres forderte er auch für die Sprache. Aus "Wampe" könne zum Beispiel "Sixpack im Speckmantel" oder "Feinkostgewölbe" werden. Die Ausdrücke "Glutamatpalast" für Fastfoodläden und "Hausfrauenpanzer" für hochmotorisierte Allradautos von I-Männchen-Muttis gebe es leider schon, wenn auch erst in der Jugendsprache. Auch in anderen Dingen dürfe man sich von den jungen Leuten ruhig ein wenig anregen lassen, riet er. Er selber spiele zum Beispiel schon längere Zeit mit der Idee, seine zurzeit pubertierende Tochter bei ihrer nächsten abendlichen Verspätung mit Jogginghose, Feinripp-Unterhemd und Schlappen bekleidet aus der Disko abzuholen und ihr damit einen grandiosen Youtube-Auftritt zu verschaffen. Neben diesen und weiteren Lebenshilfen gab René Steinberg seinem Publikum an diesem Abend noch viele weitere Ratschläge für ein fröhlicheres Dasein außerhalb des Hamsterrades, denn: "Leben ohne Blödsinn ist wie Löten ohne Lötzinn."

Die nächste Veranstaltung im "Bollwerk" ist ein vom Sparkassen-Weihnachtsclub gesponsertes Comedy-Arts-Spezial am 27. und 28. November. Dann sind an der Homberger Straße 107 ab jeweils 20 Uhr mit Ingo Oschmann, "Hinz & Kunz", "Le Comte Vivaldi" und dem "Duo Diagonal" gleich vier Comedy-Highlights auf der Bühne.

Vorverkaufskarten zum Preis von 22 Euro (zuzüglich Gebühren) gibt es in der Moerser Stadtinformation am Königlichen Hof oder online unter www.bollwerk107.de.

(lang)
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