Moers Repelener Aktion "Orgelrettung" läuft

Moers · Mehr als 500 Sänger und Besucher kamen zum Aktionstag für die Königin der Instrumente in der Dorfkirche, die im Herbst für 100.000 Euro eine neue Elektrik und Pfeifen erhalten soll.

 Das gemeinsame Singen der Chöre mit Dennis Kittner (rechts) war Teil des "Orgelrettungsprogramms".

Das gemeinsame Singen der Chöre mit Dennis Kittner (rechts) war Teil des "Orgelrettungsprogramms".

Foto: Klaus Dieker

Uwe-Jens Bratkus-Fünderich strahlte am Samstag übers ganze Gesicht. "Die Sonne lacht", sagte der Repelener Pfarrer und freute sich. "Das Wetter hätte gar nicht besser sein können. Wir hatten im Vorfeld mit 300 Besuchern gerechnet. Die Anzahl ließ sich schlecht abschätzen, weil es der erste Aktionstag für die Orgel ist. Gekommen sind weit mehr. Dazu singen 200 Sänger mit."

Die rund 500 Besucher, die neben den 200 Sängern am Samstagnachmittag zur Repelener Dorfkirche pilgerten, konnten sich musikalisch verwöhnen lassen, weil im Gotteshaus sechs Stunden lang himmlische Töne erklangen. Diese waren in zwölf Musikakten ganz unterschiedlich. Erzeugt wurden sie unter anderem vom Bläserchor Repelen unter Leitung von Michael Wittfeld oder vom Duo "Trompete trifft Klavier", das Stefan Büscherfeld und Dennis Kittner bildeten, vom Frauenchor Schwafheim oder vom Chor Engel-Terz.

Musikalisch reichte das Repertoire von Kirchenliedern über Musicalausschnitte bis zu modernen Klassikern. Ein Hallelujah von Leonard Cohen war genauso darunter wie die Bohemian Rhapsody von der Gruppe Queen oder der Schlager "Ich war noch niemals in New York" von Udo Jürgens, bei dem die Zuhörer den Refrain mitsangen.

Nur ein Instrument fehlte. Das war die Königin der Instrumente. Zu jeder vollen Stunde bot Marius Kehrmann an, mit ihm in den Glockenturm zu steigen, um die Orgel zu erreichen, deren Rettung im Mittelpunkt des Aktionstages stand. "Die Orgel wurde 1963 gebaut", erzählte der 42-jährige Organist, der hauptberuflich stellvertretender Schulleiter des Albert-Einstein-Gymnasiums in Rumeln-Kaldenhausen ist.

"Sie ist 55 Jahre alt. Die Elektrik, Motoren und Kabel sind veraltet und müssen ersetzt werden. Außerdem klingt die Orgel schrill und spitz, seitdem in der Kirche ein Steinboden liegt. Der Klang soll mit der Renovierung harmonischer werden und sich dem neuen Boden anpassen. Die 1140 Pfeifen sind entsprechend einzustellen."

Voraussichtlich im September und Oktober renoviert die Weimbs Orgelbau GmbH, die in Hellenthal an der Oleftalsperre in der Eifel sitzt, die Königin der Instrumente. "Die 100.000 Euro sind gut kalkuliert", meinte der Organist. "Was wirklich zu machen ist, kann man aber erst sehen, wenn die Renovierung begonnen hat."

50.000 Euro hat die Evangelische Kirchengemeinde bereits gesammelt. Beim Aktionstag kam ein hoher vierstelliger Betrag hinzu, vielleicht sogar ein fünfstelliger. "Das ist jetzt noch nicht abzusehen", meinte am Samstag Uwe-Jens Bratkus-Fünderich. "Ich denke, es sind zwischen 5000 und 10.000 Euro. Im Laufe des Montags wissen wir es. Aber wichtiger als die Zahl ist, dass sich viele Menschen am Aktionstag getroffen haben, um Musik zu hören. Sie haben gezeigt, wie sie mit der Kirche und der Orgel verbunden sind."

Das zusätzliche Geld ist Maria und Elmar Welling vom Hotel zur Linden mit zu verdanken, die den gesamten Erlös, der beim Verkauf von Essen und Getränken hineinkam, in die Aktion "Rettet unsere Orgel" fließen lassen.

Die Besucher des Aktionstags kamen damit nicht nur in musikalischen, sondern auch in besonderen kulinarischen Genuss. So gab es zum Beispiel gezupfte Schulter vom niederrheinischen Landschwein aus dem Smoker mit Spitzkohlsalat im Weizen-Spitzbrötchen oder lauwarmen Ziegenkäse mit würzigen Tomaten und Oliven - für jeweils vier Euro.

(got)
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