Rheurdt Rheurdt verliert die letzte Kultur-Reihe

Rheurdt · Schomaker stellt "Biostrot"-Reihe ein Kosten, Aufwand und der Papierkrieg mit der Verwertungsgesellschaft Gema haben Biobäcker Andreas Schomaker die Freude an seiner eigenen Kultur-Reihe vergällt.

 Andreas Schomaker bei der Einweihung der neuen Räume an der Rathausstraße im Jahr 2011.

Andreas Schomaker bei der Einweihung der neuen Räume an der Rathausstraße im Jahr 2011.

Foto: Kress

Das letzte Kultur-Angebot, das es auf dem Boden der Gemeinde Rheurdt noch gab, ist nun auch Geschichte: Biobäcker Andreas Schomaker hat seine "Biostrot"-Reihe mit Musik, Lesungen und anderen Veranstaltungen eingestellt.

Anfang 2011 hatte der Bäckermeister, der auch Filialen in Duisburg, Moers, Krefeld und Aachen betreibt, das Café "Biostrot" an der Rathausstraße 21 im Rheurdter Ortskern eröffnet. Eine der ersten Künstlerinnen, die dort auftrat, war die Chansonnette Rachel Montiel aus Issum.

 Sängerin Rachel Montiel bei einem ihrer Auftritte im "Biostrot".

Sängerin Rachel Montiel bei einem ihrer Auftritte im "Biostrot".

Foto: Archivfoto

Für das Aus der Reihe gibt es verschiedene Gründe. Zum einen seien beträchtliche Kosten angefallen, etwa für die Künstlerversicherung, sagt Schomaker. Und dann habe er immer wieder einen Papierkrieg mit der Gema gehabt, der Verwertungsgesellschaft für musikalische Aufführungen.

Wenn er darüber spricht, dann läuft dem Bäckermeister hörbar die Galle über. "Die Gema hat uns unterstellt, dass mehr Leute bei den Aufführungen gewesen seien, als wir angegeben haben", berichtet er. Zwar hat das "Biostrot" an der Rathausstraße nur 35 Plätze, doch plötzlich sei die Rede von 50 bis 60 Zuhörern gewesen. "Ich habe mich öfters mit den Gema-Leuten in Dortmund auseinandergesetzt", blickt Schomaker im Zorn zurück. "Von denen muss man sich ja quasi wie ein Betrüger behandeln lassen." Solche Scharmützel hätten ihm die Zeit für seine Arbeit geraubt. Bereits im vergangenen Jahr, sagt der Bäckermeister, habe er daher die Entscheidung getroffen, die Kultur-Reihe auslaufen zu lassen.

Das Programm im "Biostrot" war gehoben und vielseitig. Es gab Lesungen, von der Lyrik bis zum Regionalkrimi, es gab Konzerte in den verschiedensten Musiksparten, es gab Kabarett und es wurden Ausstellungen veranstaltet. Vor allem Künstlern aus der Umgebung wird diese kleine feine Kulturstätte fehlen, in der die Atmosphäre weitaus intimer als in Mehrzweckhallen war.

 Das Autoren-Duo Renate Wirth und Thomas Hesse bei ihrer Lesung in Rheurdt.

Das Autoren-Duo Renate Wirth und Thomas Hesse bei ihrer Lesung in Rheurdt.

Foto: Kress

Bereits im Januar 2013 hatte es für die Kultur im Ökodorf einen harten Schlag gegeben, als bekannt wurde, dass der Kulturring Rheurdt-Schaephuysen sich auflösen würde. Der langjährige Vorsitzende Günther Metzner war kurz zuvor gestorben - und mit ihm auch die treibende Kraft hinter dem Verein. Geblieben sind allerdings die Theaterfahrten nach Duisburg, die von dem Ehepaar Raupach organisiert werden.

Von den Leuten vor Ort habe er immer Unterstützung und Lob bekommen, sagt Andreas Schomaker im Rückblick. "Die Nachbarn beispielsweise haben sich nie beschwert, wenn wir eine Veranstaltung hatten." Allerdings sei der Aufwand für die Werbung recht hoch gewesen. Rund 3500 Kunden habe man in der Regel über die anstehenden Veranstaltungen informiert.

Doch gibt es nicht die Möglichkeit, zumindest den Rahmen des Cafés als Kulturstätte auch weiterhin zu nutzen, falls beispielsweise die Verwaltung dem Besitzer die Organisation abnehmen würde? Bürgermeister Klaus Kleinenkuhnen kennt diese Diskussion. "Schon damals, als der Kulturring sich auflöste, haben wir darüber diskutiert. Ich will gar nicht ausschließen, dass so ein Modell klappen könnte. Aber dazu bräuchte man jemanden, der genug Zeit hat, sich in der Szene umzuschauen und der Kontakte zu Künstler pflegen kann." Wenn man auf diese Weise Vertrauen aufbaue, könne es auch gelingen, hochkarätige Künstler zu holen. Diese Qualitäten habe Günther Metzner gehabt. Im Moment, sagt Kleinenkuhnen, sehe er allerdings niemanden, der dies übernehmen könne.

(RP)
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