Rheurdt Rheurdterin startet in Hamburg durch

Rheurdt · Antje Schomaker, Tochter des Biobäckers, ist im Ökodorf aufgewachsen. Auf der Walddorfschule in Krefeld entdeckte sie ihr musikalisches Talent. Nun hat sie ihr erstes Album aufgenommen.

Rheurdt: Rheurdterin startet in Hamburg durch
Foto: Columbia

Ihr erstes Album "Von Helden und Halunken" ist im Februar erschienen, 2016 war sie mit Bosse auf Tour und in Hamburg spielt sie in ausverkauften Kneipen: Für Antje Schomaker (25) könnte es seit ihrem Umzug nach Hamburg vor fünf Jahren kaum besser laufen. "Ich habe das Gefühl, immer zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen zu sein", sagt die Sängerin, die in Rheurdt aufgewachsen ist. Mit ihrer Band aus Bassist und Pianist Felix Hoffmann, Gitarrist Felix Gerlach und Schlagzeuger Andre Wenzlitschke möchte sie in diesem Jahr ihre zweite Tour durch Deutschland starten.

Vielleicht werden wie im vergangenen Jahr alte Schulfreunde von der Krefelder Waldorfschule oder der Liebfrauenschule Mülhausen in Grefrath kommen, die sie zu ihrem Erfolg beglückwünschen und sich mit ihr freuen. Schließlich ist Schomaker auch am Niederrhein ein bekanntes Gesicht. Als Tochter des Biobäckers Andreas Schomaker stand sie schon als junges Mädchen hinter dem Tresen des Familienbetriebs, bekam von einer befreundeten Familie in Rheurdt Klavierunterricht und lernte an der Krefelder Waldorfschule das Fagott kennen und spielen.

"Ich habe nie viel geübt und immer nur die Dinge gespielt, die mir Spaß gemacht haben", gibt Schomaker lachend zu. "Mein Musiklehrer hat es mir nachgesehen und mich sehr gefördert. Nebenbei habe ich auch immer gesungen, das aber nie wirklich ernst genommen."

Als Teenagerin schauspielert sie am Kresch-Theater in Krefeld. Als sie in einem Stück eine Singrolle hat, wird ein Musikproduzent auf ihr Talent aufmerksam. "Er wurde zu meinem Mentor. 2009 habe ich ein dreiwöchiges Praktikum bei ihm in Hamburg absolviert und mich in die Stadt verliebt", erzählt Schomaker.

Einige Jahre später, nach ihrem Abitur und einem Au-pair-Jahr in Dublin, wird sie für ihr Studium der Systematischen Musikwissenschaften dorthin zurückkehren. "Dass ich studiere, stand für mich nie im Vordergrund. Ich tue das für meine Oma, damit ich ihr sagen kann, dass alles in geordneten Bahnen läuft", witzelt sie.

Antje Schomaker möchte Musik machen, und um das in der Hansestadt zu finanzieren, hat sie vier Nebenjobs. Songtexte produziert sie wie Tagebucheinträge, immer wieder schreibt sie Gedanken und Situationen nieder. "Mit meinem Mentor-Produzenten habe ich, seit ich in Hamburg bin, an meinem Gesang gearbeitet, habe meine Gitarren-Skills verbessert und bin aufgetreten", erzählt Schomaker. Und immer wieder habe sie die richtigen Leute getroffen, ihre Manager Robin Karow und Kilian Reischl schon auf der Abifahrt nach Mallorca, ihre Band nach dem Poetry Slam in Hamburg.

"Ich habe nie explizit gesucht, sondern alles auf mich zukommen lassen. So hat sich alles langsamer ergeben, aber es fühlt sich richtig an", sagt die 25-Jährige. An einer Casting-Show teilzunehmen, kam für sie deshalb nie in Frage: "Ich bin nicht auf den schnellen Erfolg aus. Lieber entwickle ich mich langsam und kann meine eigenen Ideen umsetzen, als an einen Sender gebunden zu sein. Für manche funktioniert das sicher, aber für mich nicht." Schließlich sei sie nach Hamburg gegangen, um sich musikalisch zu entfalten.

Antje Schomaker lebt gerne in der Hansestadt, doch immer wenn sie an den Niederrhein zurückkehrt, erfüllt sie ein Gefühl von Glück. "Es ist schön, nach Hause zu kommen. Nur, wenn man weggeht, ist das keine Selbstverständlichkeit mehr", sagt die Sängerin. Manchmal denkt sie an ihre Kindheit in Rheurdt: Wie sie mit dem Fahrrad die Aldekerker Straße hinunter braust, wie sie in der Bäckerei verstecken spielt oder mit dem Hund am Ententeich spazieren geht. "Es war ein Glück, dort aufzuwachsen."

(jma)
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