Moers Rollstuhlfahrer testet Festivalhalle auf Barrierefreiheit

Moers · Wenn Volker Althoff die Türe seines Volvos öffnet, dann hievt er als erstes einen zusammengeklappten Rollstuhl hinaus. Der 48-jährige Neukirchen-Vluyner faltet ihn mit wenigen Handgriffen auf. Er sitzt seit seinem 17. Lebensjahr im Rollstohl. Damals verunglückte er als Beifahrer in einem Auto. Auch am Donnerstag steigt er so aus seinem Volvo aus, um das Moers Festival an seine neuen Standort am Solimare auf Barrierefreiheit zu überprüfen.

 Volker Althoff machte auf dem neuen Gelände am Solimare den Praxistest. Das Moers Festival hat sich 1997 entschlossen, barrierefrei zu sein.

Volker Althoff machte auf dem neuen Gelände am Solimare den Praxistest. Das Moers Festival hat sich 1997 entschlossen, barrierefrei zu sein.

Foto: kdi

"Es gibt Festivals, die sagen, sie seien barrierefrei", erzählt der Rolli-Fahrer, der geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens "Return 2 Work" ist. Das Unternehmen berät, wie Räume und Anlagen behindertengerecht umgebaut werden können. "Doch spätestens, wenn Du nach zwei Stunden zur Toilette musst, ist Schluss. Dann kannst Du gleich nach Hause fahren, weil es keine gibt."

Deshalb ist er froh, dass er sehr schnell eine behinderten gerechten Toilette auf dem Festivalgelände am Solimare entdeckt hat. Seinen Wagen hat her auf einem der insgesamt zwölf reservierten Behindertenstellplätze nahe dem Eingang geparkt. "Diese Toilette ist nur mit einem Euroschlüssel zu öffnen", erzählt er Hartmut Hohmann, dem Geschäftführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, und Ulrich Greb, dem Geschäftsführer der Moers Kultur GmbH, die ihn beim Praxistest begleiten. "Das ist gut. Denn sonst benutzen alle diese geräumigen Toiletten, die dann entsprechend aussehen."

Das könnte bei den behindertengerechten Toiletten der Fall sein, die Althoff über eine neue Rampe neben der Treppe zum Eingang in die Festivalhalle erreicht. "Vielleicht lassen sich für das nächste Jahr Euroschlösser einbauen", rät er. Aber auch diese beiden Räume entsprechen von den Abmessungen den sehr hohen Anforderungen, die für behindertengerechte Toiletten nach der Deutschen Industrie-Norm festgelegt sind. Nur einige Details fehlen, beispielsweise eine schräger Spiegel über dem Waschbecken oder eine Lichtschranke, mit der sich die Türe automatisch öffnet.

Moers-Festival 2014 - Impressionen vom ersten Tag
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Foto: Klaus Dieker

"Rollstuhlfahrer erwarten keine Eins Plus", sagt er. Mit dem Platz, der ausschließlich für Rolli-Fahrer mitten in der Festhalle reserviert ist, kann er sich schnell anfreunden. "An dieser Stelle können sich die Besucher nicht davorstellen", sagt Volker Althoff. " So können die Rolli-Fahrer das Festival miterleben. Es kommen jeden Tag um 20, wobei die Anzahl leicht schwankt. Sie schätzen die gute Infrastruktur des Festivals. Und auch ch bin mit dieser Infrastruktur sehr zufrieden."

(got)
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