Kommunalwahl 2014 in Moers Satirischer Wahlkampf: Frettchen statt Freiheit

Moers · Noch bis zum Wahltag will die Werbeagentur Klxm den Wahlkampf zur Kommunal- und Europawahl in Moers satirisch begleiten. Die ersten professionell gestalteten Persiflagen fanden einige der Betroffenen aus der Moerser Politik nur begrenzt lustig.

Wahlkampf-Satire in Moers
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Auf einmal ist der Bildschirm von Achim Müntel pechschwarz geworden. "Da hast Du wohl auf die Seite der 'Grafschafter' geklickt', kommentiert einer in der Werbeagentur Klxm den Rechner-Absturz. Gelächter. Jeder hier an der Haagstraße versteht den Witz, denn Müntel hatte kurz zuvor auf seiner Web-Seite "Grafenpost.de" verbreitet, dass die Fraktion der "Grafschafter" aus Protest gegen die Nachtabschaltung der Moerser Straßenlaternen ihre Homepage komplett verdunkelt hätten.

"Grafschafter"-Chef Claus Peter Küster hat sich über die Satire köstlich amüsiert. Doch nicht jedermann findet die schrägen Einfälle, mit denen Müntel und sein Kompagnon Christian Hommel das Wahlkampfgeschehen in Moers aufs Korn nennen, ähnlich lustig. "Jemand in meiner Partei riet mir, ich solle zur Polizei gehen", berichtet FDP-Fraktions-Chef Dino Maas. Müntel hatte ein Wahlplakat mit dem Konterfei des FDP-Manns, auf dem der Slogan stand: "Vertraut der Freiheit", leicht verändert. In der Müntel-Version steht dort nun: "Vertrau dem Frettchen", statt "FDP-Moers" "FDP-Moos". "Ich kann damit leben", sagt "Moos-Frettchen" Maas, "aber ob das wirklich witzig ist, ist eine andere Frage."

Ähnlich sieht das auch Ampel-Partner Mark Rosendahl (SPD). "Es ist ja nicht schlimm, sich über Politik lustig zu machen", sagt er, "aber das gleitet ab in Verunglimpfung. Schließlich setzen wir als Politiker uns in unserer Freizeit für die Gesellschaft ein."

Werbe-Profi Müntel macht "Wahlwerbung" auf seine Art

Angefangen hatte die Klxm-Kampagne damit, dass sich Werbe-Profi Müntel über eine Anzeige der Grünen im Moerser Monat geärgert hatte. Der darin angegebene Link "moers-gruene.de" existierte gar nicht. "Die Grünen hatten sich diese Domaine nicht gesichert. Da habe ich das getan." Und weil auch die grüne Wahlkampfanzeige so hübsch missraten war, leitete der gekaperte Link direkt auf eine Satire-Grafik Müntels: Der titelte den Slogan "Die Stadtverbesserer" um in "Die Stadtverbesserwisserer". Fairerweiser verweist Klxm aber auch auf den echten Link der Moerser Grünen: gruene-moers.de

Weitergehende politische oder kommerzielle Absichten verfolge Klxm, so Christian Hommel, mit seinen Satireauftritten nicht. Allerdings, so räumt er ein, trage das rege Interesse an der Aktion schon dazu bei, den Bekanntheitsgrad von Klxm zu erhöhen.

Einige lachen, andere sind beleidigt

Allerdings würden weder Hommel noch Müntel bestreiten, dass ihnen die selbstherrliche Kleinkariertheit einiger Moerser Polit-Granden zuweilen mächtig auf den Zeiger geht. Müntel erlebte die Szenerie sogar aus einiger Nähe: 25 Jahre lang war er Mitglied der SPD, ehe er die Partei nach der Wahl Kurt Becks zum Vorsitzenden verließ.

Anders als die leicht nöhlige Haltung der Ampel-Sprecher fällt das Urteil der Opposition im Moerser Rat aus: CDU-Fraktionsvorsitzender Ingo Brohl findet die Persiflagen "richtig witzig". Etwas bemüht fiel dagegen die Reaktion eines Mitglieds der Grünen aus: Er veröffentlichte unter der Adresse www.klxm-moers.de eine Satire auf die Satire, die neben zahlreichen Zeichensetzungsfehlern einen kleinen Haken hat: Sie ist völlig humorfrei. Das kann man "Grafenpost.de" nicht nachsagen, so dass sogar Dino Maas einräumt: "Schlimmer als die Frettchen-Satire wäre, wenn die FDP gar nicht vorkommen würde."

(RP)
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