Moers Schlosstheater: Glutheiße Spur für Jerry Cotton

Moers · Publikum spendet Schlosstheater-Ensemble stehenden Beifall für eine lustige Hörspiel-Produktion.

 Matthias Heße als Soundmaster in der Produktion.

Matthias Heße als Soundmaster in der Produktion.

Foto: B. Engel

Die Spur war heiß - glutheiß: Das hätte zumindest Ermittler Jerry Cotton dem Ensemble des Moerser Schlosstheaters am Mittwochabend im Studio attestiert. Es hat mit seinem Projekt ein Spürnäschen dafür bewiesen, was dem Moerser Publikum gefallen könnte. Und sich mit einem Augenzwinkern ein neues Format erschlossen: die Inszenierung eines Groschenroman-Klassikers als wildes Hörspiel, live vor Publikum gespielt. "Ein Goldfisch an der Angel skrupelloser Gangster" ist ein neuer Fall für Jerry Cotton, den FBI-Mann, der jede Straftat im Umfeld des organisierten Verbrechens lässig und mit einem kurzen Biss auf die Unterlippe aufklärt. Am Ende schenkte das Publikum den Schauspielern stehenden Beifall - für eine sehr gelungene Leistung und eine nicht böse gemeinte Parodie auf ein Stück Trivialliteratur.

Magdalene Artelt, Marissa Möller, Annika Stadler, Patrick Dollas und Matthias Heße entführen das Publikum auf eine Reise zurück in eine Zeit, als die Spannung noch akustisch und der Rest schlicht Kopfkino war. Eigentlich hätten die Zuschauer nur die Augen schließen und zuhören müssen. Wenn - man nicht unbedingt hätte wissen wollen, wie er, Matthias Heße, das macht: all die Geräusche, Töne und Klänge, die einem Krimi die richtige Spannung geben. Matthias Heße sitzt inmitten eines Arsenals merkwürdiger Dinge: Konservendosen, Handschuhe, Sellerie-Stangen und Kieselsteinen.

Heße ist der Soundmaster in dieser Produktion. Er sorgt nicht nur für stilechte Musik, die für die Cotton-Krimis so typisch ist, einer Art 1970er-Jahre Jazz. Er ist auch für das klangvolle Ambiente zuständig. Mit wenigen Mittel schafft er Atmosphäre. Mit Kieselsteinen zum Beispiel, die er in einer Schale hin und her wiegt, lässt er den Eindruck entstehen, am Strand zu stehen und das Rauschen der Wellen zu hören. Er bringt die Colts zum Rauchen, die Schüsse sind markerschütternd. Für die passenden Schreie sorgen die drei Frauen im Ensemble.

Die Geschichte des Kriminalfalls ist schnell erzählt: Anne, die Tochter eines Senators, wurde entführt. Cotton heftet sich mit seinem Kollegen Phil auf die Spur der Gangster. Die Story nimmt immer neue Wendungen. Und am Ende klärte der G-Man einen Fall von gemeinem Organhandel auf. Das Ensemble, das wie in einem Tonstudio die Texte vorträgt, schlüpft in fast 25 Rollen, indem es den Sprachduktus ändert, Tierstimmen imitiert oder mal in Dialekte verfällt. Ja, das ist mehr Klamauk als Anspruch, aber der ist intelligent und mit viel Witz gemacht. Man kommt aus dem Lachen nicht heraus - das ist garantiert.

Nächste Vorstellung: Samstag, 6. Mai, 19.30 Uhr, Studio.

(RP)
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