Moers Schlosstheater sucht das Fremde im Eigenen

Moers · Die Spielzeit 2017/18 steht unter dem Oberthema "Wir und die anderen". Sechs neue Inszenierungen sind geplant. Im Februar wird das Wallzentrum zum Walhalla und Ort eines Theaterspektakels rund um die Nibelungen-Sage.

 "Wir sind Schmidt". Das Ensemble als deutsche Musterfamilie im Programmheft: (von rechts) Magdalene Artelt, Frank Wickermann, Matthias Heße, Lena Entezami, Patrick Dollas und Krake Casper.

"Wir sind Schmidt". Das Ensemble als deutsche Musterfamilie im Programmheft: (von rechts) Magdalene Artelt, Frank Wickermann, Matthias Heße, Lena Entezami, Patrick Dollas und Krake Casper.

Foto: christian Nielinger/stm

Die Spielzeit 2017/18 am Schlosstheater hat nicht wie sonst ein Motto. "Wir haben uns statt dessen ein Thema gesetzt", sagte gestern Intendant Ulrich Greb: "Wir und die anderen. Wir suchen das Fremde im Eigenen und das Eigene im Fremden." Greb stellte die anstehenden Premieren gemeinsam mit den Dramaturginnen Larissa Bischoff und Annika Stadler vor. Das wieder einmal sehr liebevoll gestaltete Heft zur Spielzeit nimmt das Thema ironisch auf. Es ist im Stil eines Ikea-Katalogs gehalten. Für das Fremde steht ein Kopfüßler: der Oktopus "Casper", der auf vielen Fotos auftaucht. Fremd ist dem Moerser Publikum auch noch das Gesicht der Schauspielerin Lena Entezami. Sie ist neu im STM-Ensemble, während Marissa Möller nicht mehr dabei ist. Sie wolle künftig frei arbeiten und sich stärker der Musik widmen, sagte Greb. In einigen Wiederaufnahmen werde Möller aber auch in der nächsten Spielzeit in Moers zu sehen sein.

"Das neue Programm ist weniger den klassischen Theaterstoffen gewidmet", sagte Greb, und Stadler ergänzte: "Es ist projektlastig und experimentell." Dazu gehört das Stück "Wir sind Schmidt. Ein deutsches Sittengemälde". Susanne Zaun, die für Text und Inszenierung dieses "Musterfamiliendramas" verantwortlich zeichnet, greift dabei unter anderem auf Texte aus "Deutsch als Fremdsprache"-Kursen zurück. "Darin spielen sich Minidramen ab", sagte Larissa Bischoff. Uraufführung: 21. September im Schloss.

Ein Genre-Experiment ist auch "The Suitcase" von François Sarhan (Komposition, Text, Bühne, Regie). Ein Streifen in Manier des "Film Noir" bildet die Kulisse für einen Prolog (6./7. Oktober) und drei - auch jeweils für sich selbst Sinn machende - Fortsetzungen (14./15. Dezember, 16./17. März, 8./9. Juni). Dabei wird die Film-Geschichte immer wieder neu fortgesponnen. Im Mittelpunkt steht ein Koffer unbekannten Inhalts, hinter dem aber alle Welt her ist. Das Stück wird gefördert vom Fonds Experimentelles Musiktheater.

Um Flucht geht es in "Sand und Asphalt" von Barbara Wachendorff (20. Oktober) - Flucht aus Sicht von Frauen, wohlbemerkt. "Wir sind in Gesprächen mit geflüchteten Frauen aus Moers und Umgebung", sagte Bischoff. Das Schlosstheater arbeitet dabei mit dem Internationalen Kulturkreis Moers (IKM) in Meerbeck sowie dem Verein Frauen helfen Frauen zusammen. Texte, Musik und Choreographien fügen sich zu Geschichten über Aufbruch und Mut zusammen. Für die Inszenierung stellen Bund und Land Fördermittel zur Verfügung.

Das Kinderstück der Saison inszeniert Ulrich Greb im St.-Barbara-Jugendheim Meerbeck (26. November: "Nur ein Tag" von Martin Balscheit. Ein Wildschwein und ein Fuchs wollen einer Eintagsfliege innerhalb von 24 Stunden das ganze Glück eines Lebens bescheren. "Für mich ist das eine Herausforderung", sagte Greb. "Kinder sind die kritischsten Zuschauer."

Ein "großes Spektakel" (Stadler) wird "Der Ring", für den das Schlosstheater am 23. Februar das Wallzentrum zum Walhalla macht. Es geht um den urdeutschen Nibelungen-Stoff. Zu hören sind Texte von Richard Wagner, Friedrich Hebbel, aber auch das Nibelungenlied im mittelhochdeutschen Original. "Der Sound wird eine große Rolle spielen", kündigte Greb an, der die dramatische Installation inszeniert.

Eine sechste Premiere plant das Schlosstheater für April 2018. Art und Inhalt des Stücks sind noch offen. Vielleicht, so Stadler, werde sich ja die Bundestagswahl als Quelle der Inspiration erweisen.

www.schlosstheater-moers.de

(RP)
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