Moers Schüler zwischen Beuys und Richter

Moers · "Jugend interpretiert Kunst" ist ein Kunstvermittlungsprojekt, das seit dem Jahr 2000 im Museum Küppersmühle für Moderne Kunst (MKM) durchgeführt wird. Jetzt wurde wieder der jährliche Preis vergeben.

 Schüler des Duisburger Franz-Haniel-Gymnasiums haben mit der Nachbildung von nackten Füßen einen Rundgang durchs Museum Küppersmühle angedeutet. Ihre Arbeit heißt "Fuß fassen - auf Augenhöhe".

Schüler des Duisburger Franz-Haniel-Gymnasiums haben mit der Nachbildung von nackten Füßen einen Rundgang durchs Museum Küppersmühle angedeutet. Ihre Arbeit heißt "Fuß fassen - auf Augenhöhe".

Foto: andreas probst

450 ideenreiche Schülerinnen und Schüler bejubeln insgesamt 8000 Euro Preisgeld - das muss der Evonik-Jugendkunstpreis im MKM am Innenhafen sein. Mehrere 1000 Schulen aus ganz Deutschland werden jährlich eingeladen, sich zu bewerben, was im vergangenen Jahr 400 taten. 20 Teilnehmer werden per Los ermittelt und besuchen das MKM über das Jahr hinweg einen ganzen Tag lang. Dabei werden sie kunstpädagogisch und organisatorisch betreut. Sie setzen sich mit den im MKM gezeigten zeitgenössischen Künstlern und ihren Werken auseinander, können die Kunstwerke in aller Ruhe betrachten und vergleichen, Fachleute mit Fragen bestürmen und schließlich die eigene Kreativität unter Beweis stellen.

Jetzt sind die Ergebnisse noch bis zum 19. Februar im Erdgeschoss des privaten Museums zu besichtigen, zwischen Meisterwerken von Joseph Beuys oder Gerhard Richter. Darunter sind auch zwei Schulen aus unserer Region.

Das Franz-Haniel-Gymnasium aus Duisburg beschränkt sich in seiner Installation "Fuß fassen - auf Augenhöhe", die auch unser Bild zeigt, auf die Reaktionen nackter Schülerinnen-Füße beim Gang durch das Museum. Das wirkt auf den ersten Blick fast demütig, im Video sind dann aber auch die vorgefundenen Kunstwerke zu sehen.

Die Realschule im Gustav-Heinemann-Schulzentrum aus Dinslaken nennt ihr Projekt "Die Welt versinkt im Müll - ein Mahnmal". "Unsere" beiden Schulen hatten es immerhin bis in die letzte Runde und somit in die Ausstellung geschafft, was - wie bei der Preisverleihung mehrfach betont wurde - auch schon eine Auszeichnung ist.

Die drei Preise vergab die Jury freilich an andere Schulen. Dazu zählten die Künstler Anthony Cragg und Abraham David Christian, die Kunsthistorikerin und Kuratorin an der Bundeskunsthalle Susanne Kleine, der Leiter der Markenkommunikation des Hauptsponsors Evonik Industries AG Markus Langer, der MKM-Direktor Walter Smerling, die Kunst-Sammlerin Sylvia Ströher und nicht zuletzt als Vorsitzender der Kommunikationsdesigner Coordt von Mannstein. Über den mit 1000 Euro dotierten dritten Preis freut sich das Freie Gymnasium Regenbogen aus Augustusburg (in Sachsen).

In ihrer Arbeit "18" haben 18 Schüler 18 Möbeltüren als Bildobjekt dreidimensional gestaltet, wobei die Tür als Zeichen für eine Grenze und Eingang zu einem neuen, fremden oder vertrauten Ort steht, an dem es immer wieder neue Dinge zu entdecken und Erlebnisse zu erfahren gilt. 2000 Euro als zweiten Preis erhielt dabei das Städtische Gymnasium Ahlen (Nordrhein-Westfalen) für die 25 Selbstporträts unter dem Titel "Distanz(los)".

Armin Laschet, Vorsitzender der Landtagsfraktion und der CDU NRW, überreichte den 5000 Euro werten ersten Preis an die sensationelle Arbeit "ART TO GO" vom Hermann-Staudinger-Gymnasium aus Erlenbach am Main (Bayern). Die Eindrücke aus dem MKM sind als eine Art Museumsshop verarbeitet, als überzeugtes Plädoyer für die Kunst und eine Aufforderung, sich mit deren Inhalten auseinanderzusetzen und zu bereichern. "Wir haben uns ganz klein gefühlt, als wir in dieses Museum gekommen sind", erzählte eine Schülerin, und die Moderatorin Katty Salié fügte hinzu: "Und jetzt seid Ihr so groß rausgekommen!"

(RP)
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