Moers Schurtag auf dem Heidschnucken-Hof

Moers · An der Ackerstraße in Schwafheim halten Moerser Naturfreunde eine Schafherde, die der Landschaftspflege dient.

 Manfred Borstelmann bei der Schafschur. Rüdiger Eichholtz, Britta Schrapers, Rainer Nebesiek und Wael al Salmo schauen zu.

Manfred Borstelmann bei der Schafschur. Rüdiger Eichholtz, Britta Schrapers, Rainer Nebesiek und Wael al Salmo schauen zu.

Foto: KLaus Dieker

Die Schafschur bei der Schwafheimer Heidschnucken-Initiative ist harte Arbeit, aber auch ein kleines Fest. Es gibt Getränke und Kuchen, der Bürgermeister ist da, und für die musikalische Untermalung sorgt die leise surrende Schermaschine. Seit neun Jahren hält Horst Manja auf einem Hof an der Ackerstraße Tiere der in der Lüneburger Heide beheimateten Schafrasse. "Die Heidschnucken passen sehr gut an den Niederrhein", sagt Manja. Der ehemalige Duisburger IG-Metall-Geschäftsführer ist auf dem Land bei Gifhorn aufgewachsen und träumte immer von einer eigenen Heidschnucken-Herde. Nach der Pensionierung hat er sich den Traum erfüllt.

Die Heidschnucken halten das Gras kurz, so dass Vögel wie Kauz, Star und Meise Insekten und Würmer aufpicken können. "Und sie verhindern eine Verbuschung des Landes", sagt Manja. Denn anders als "normale" Schafe fressen Heidschnucken auch kleine Bäume und Sprösslinge. Die 17-köpfige Herde grast auf privaten Weiden, auf Flächen der Stadt oder der Lineg - Naturschutz und Landschaftspflege in ihrer Urform.

Manja ist Mitglied im Naturschutzbund, dem die Heidschnucken früher gehörten. Als der Nabu sich nicht mehr um die Tiere kümmern konnte, entstand die Privatinitiative. Zum Kreis der Heidschnucken-Freunde gehört Rüdiger Eichholtz, der gerne Kinder der nahe Waldschule über den Heidschnucken-Hof führt. "Auch die Justus-von-Liebig-Schule hat Interesse", berichtet er. Und mit den jungen Bewohnern des SCI- Regenbogenhauses sei ein "tiergestütztes" Projekt geplant. Eichholtz hat auch zwei Flüchtlinge aus Syrien auf den Hof gebracht. Belal al Bakhour, 27, und Wael al Salmo, 20, gehen dem Schafscherer Manfred Borstelmann tüchtig zur Hand. Der Kapellener kommt immer im Frühling nach Schwafheim, um die Heidschnucken von ihrem dicken Winterfell zu befreien. Auch Borstelmann, ehemaliger Bergmann, ist ein begeisterter Hobby-Schäfer: "Ich mach' das seit 40 Jahren."

Dreieinhalb bis vier Kilo Wolle liefert eine Heidschnucke. Bei den Jungtieren ist sie braunschwarz, bei älteren Tieren grauweiß. Manja sammelt die Wolle und bringt sie alle zwei Jahre zu einer Sammelstelle nach Oldenburg. Einen Teil der Wolle verarbeitet aber Christel Krobbach aus Rumeln. Sie wäscht und kämmt die Wolle und spinnt sie von Hand zu Zwirn, aus dem sie Pullover, Mützen, Handschuhe und andere Sachen strickt und häkelt. Den Umgang mit dem Spinnrad hat Krobbach vor vielen Jahren bei der Volkshochschule gelernt. "Ich würde diese Fähigkeit gerne Kindern und Schulklassen vermitteln."

Überzählige Tiere lassen die Heidschnucken-Freunde artgerecht schlachten und geben das Fleisch an Interessenten ab. "Wir machen aber keinen Profit damit", betont Manja. Zu den Abnehmern gehört Bürgermeister Christoph Fleischhauer. Dem läuft beim Stichwort Heidschnucken-Würstchen das Wasser im Munde zusammen: "Lecker!"

Kontakt: 0177 2035277 (Rüdiger Eichholtz), c.krobbach@web.de

(RP)
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