Moers So ticken die Moerser Narren

Moers · Es duftet nach frisch Gebackenem vor der Volkshochschule in der Wilhelm-Schroederstraße. Britta Londong, verkleidet mit lilafarbener Perrücke und Hippie-Sonnenbrille, hält ein großes Blech mit Butterkuchen in der Hand. Den verteilt sie nicht nur an Mann und Kinder oder die befreundete Familie Probst, mit denen sie hergekommen ist. Nein, jeder, der möchte, wird großzügig mit einem Kuchenstück beschenkt. "Das gehört für mich an Karneval dazu", erklärt die Moerserin. Sie streicht ihrem Kind im Bananenkostüm über den Kopf. "Und die Kinder lieben diese Zeit. Besonders das Verkleiden finden sie toll."

 Auf Papas Arm hatten auch die kleinsten Besucher einen prima Überblick über den Moerser Nelkensamstagszug.

Auf Papas Arm hatten auch die kleinsten Besucher einen prima Überblick über den Moerser Nelkensamstagszug.

Foto: Klaus Dieker

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Ein weniger familiäres Bild zeigt sich auf dem Friedrich-Ebert-Platz, der wie jedes Jahr Feiermeile der jugendlichen Jecken ist. Mädchen und Jungen liegen sich in leuchtend bunten Kostümen in den Armen, die meisten fröhlich singend, einige aber auch weinend. Ein Junge ruft seiner Begleiterin hinterher: "Warte doch, lass uns noch einmal drüber reden, bitte", doch seine Freundin schüttelt den Kopf und läuft leicht torkelnd vor ihm davon. Müll ziert das Kopfsteinpflaster, und der Garten der Knappschaft-Versicherung wird kurzerhand zur Toilette umfunktioniert.

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Wenn es einen Preis für das kreativste Kostüm beim Nelkensamstagszug gegeben hätte, wäre es wohl an Bennet Verberkt (8) gegangen. Er geht als gelbes Lego-Männchen. Die täuschend echt aussehende Verkleidung hat er keineswegs gekauft: Der Grundschüler aus Moers hat mit seiner Familie eine Woche lang gebastelt. "Wir sind vor kurzem umgezogen und hatten noch Umzugskartons, Reste von der Fassadendämmung und Styropor übrig. Daraus haben wir das Legomännchen kreiert", erklärt Bennets Mutter Saskia. Zwar ist Bennet der Einzige in der Familie, der sich gern verkleidet, doch um ihm eine Freude zu machen, wird jedes Jahr ein anderes Kostüm zusammengestellt.

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Es ist Leons erste Karnevalsfeier. Als Dino verkleidet sitzt der Knirps auf einem Stromkasten auf der Wilhelm-Schröder-Straße und beobachtet aufmerksam die vielen verkleideten Jecken. Seine Mutter hält ihn gut fest, während sie mit Leons Vater und der restlichen Familie anstößt. Leon beäugt neugierig die Prosecco-Dosen. "Du bekommst gleich noch Kamelle", redet ihm sein Vater gut zu. Leon lächelt und zeigt auf eine Frau, die als Giraffe verkleidet vorbei läuft. "Leon gefällt diese fröhlich-verrückte Zeit super. Er muss oft lachen, wenn er die verkleideten Erwachsenen und Kinder sieht", berichtet seine Mama. "Am Montag geht es dann noch zum Zug nach Rheinberg. Leon wird bestimmt mal ein richtiger Jeck."

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Hansi Kitzhofer feiert seinen letzten Nelkensamstagszug als Präsident des Kulturausschusses Grafschafter Karneval (KGK). Er wirft der Menge Kamelle vom schwarz-gelben Senatorenwagen der Karnevalsgesellschaft Fidelio zu. "Es war wie ein Geschenk, dass so viele Menschen unseren Wagen zugejubelt haben. Ich lege meine Amt mit einem guten Gefühl nieder."

(RP)
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