Moers So war das mit der Wiedervereinigung

Moers · In diesem Jahr ist es 25 Jahre her, dass die deutsche Spaltung zu Ende ging und Deutschland ein Land ohne Eisernen Vorhang wurde. Eine Ausstellung im Foyer des Hüsch-Bildungszentrums erinnert an die Ereignisse von damals.

 Beim Studieren der Ausstellungstafeln (von links): Beate Schieren-Ohl, Leiterin der VHS, Eva Schmelnik, Leiterin der Zentralbibliothek, SPD-Landtagsabgeordneter Ibrahim Yetim und SPD-Bundestagsabgeordneter Siegmund Ehrmann.

Beim Studieren der Ausstellungstafeln (von links): Beate Schieren-Ohl, Leiterin der VHS, Eva Schmelnik, Leiterin der Zentralbibliothek, SPD-Landtagsabgeordneter Ibrahim Yetim und SPD-Bundestagsabgeordneter Siegmund Ehrmann.

Foto: KLaus Dieker

Die Wiedervereinigung jährt sich 2015 zum 25. Mal, doch die Feierstimmung hält sich bislang in Grenzen. Die Euphorie scheint verflogen, und vor allem jungen Menschen sind die Ereignisse von 1989 und 1990 nur wenig präsent.

Wer sein Gedächtnis auffrischen möchte, der kann dies nun mit einer Ausstellung im Foyer des Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrums. Gestern wurden die Wandtafeln mit historischen Dokumentationen vorgestellt, dazu waren unter anderem die Bundestagsabgeordneten Kerstin Radomski (CDU), Siegmund Ehrmann (SPD), Landtagsabgeordneter Ibrahim Yetim (SPD), Beigeordneter Hans-Gerhard Rötters und der Moerser SPD-Fraktionsvorsitzende Marc Rosendahl gekommen.

Siegmund Ehrmann gestand in seiner Ansprache: "Damals waren wir auf den Westen fixiert, aber es gab zumindest Kontakte zu den Kirchen in der damaligen DDR." Er gab einen Abriss der wichtigsten Entwicklungen vom Fall der Mauer bis zur endgültigen Vereinigung am 3. Oktober 1990.

Ehrmann erinnerte sich auch daran, dass die erste Aufnahme von "Beziehungen" durch die Moerser vom Land NRW gar nicht gern gesehen wurden. "Dort hatte man in der DDR Ansprechpartner auf der Kreisebene, es war nicht vorgesehen, dass eine kreisangehörige Stadt selber Kontakte knüpfte." Auch dies eine der vielen Geschichten rund um die Wiedervereinigungen, die in Vergessenheit gerieten.

"Blutig war diese Revolution nicht", würdigte Ibrahim Yetim die Wende im Jahr 1989, als die Bürger der DDR das Regime gewaltlos, durch die schiere Macht ihrer Proteste, zum Zusammenbruch brachten. Die Freiheit bleibe ein hohes Ideal. Der Landtagsabgeordnete wies darauf hin, dass gerade jetzt mit den Flüchtlingen viele Menschen ins Land kämen, die Freiheit suchten - Freiheit von Krieg und vor Verfolgung. Seine Bilanz nach 25 Jahren: "Wir sind vereinigt, aber noch nicht einig."

Unter den Besuchern der Feierstunde war auch Hinrich Kley-Olsen, der sich seit vielen Jahren mit der SED-Diktatur und deren Aufarbeitung beschäftigt. 1985 hatte der heutige Referent für evangelische Erwachsenenbildung an einer Demonstration für die Friedensbewegung in der DDR teilgenommen - in Ost-Berlin. Er und seine Mitstreiter wurden verhaftet und mehrere Stunden im Polizeipräsidium verhört. Mit Interesse studierten er und die anderen Besucher - es waren etwa 30 Personen - gestern im Foyer die Ausstellungstafeln, die sich beispielsweise mit Schlüsseldaten wie dem 2. Oktober 1990 beschäftigen, dem letzten Tag der DDR. Diplomatische Verhandlungen, die Reaktionen des Auslandes, der neue Alltag der Bürger im Osten und die Reisefreiheit, das alles wird im einzelnen angesprochen und mit Text und Bildern erläutert. Aufgelockert werden die Dokumentationen durch politische Karikaturen. Erstellt haben die Schau die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur und das Auswärtige Amt.

Die Ausstellung ist bis zum 30. Juni im Hanns-Dieter-Hüsch-Bildungszentrum, Wilhelm-Schröder-Straße 10, zu sehen.

(RP)
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