Moers So war der Abschied vom Bergbau

Moers · In Moers entstanden nach den Schließungen der Zechen innovative Projekte wie neue Gewerbegebiete. Heute gibt es in Moers so viele Arbeitsplätze wie vor dem Bergwerk-Aus. Auch Neukirchen-Vluyn hat den Wandel bewältigt.

 Blick auf die Zechenanlage Rheinpreussen.

Blick auf die Zechenanlage Rheinpreussen.

Foto: Kress

Heute geht die letzte Schicht im Bergwerk West über die Bühne. Die Nachbarstädte Moers und Neukirchen-Vluyn haben das Ende des Bergbaus schon vor langer Zeit erlebt — und überlebt. Die Zeche Rheinpreußen in Hochstraß wurde 1990 geschlossen, das Bergwerk Pattberg 1993. Rolf Heber von der Moerser Wirtschaftsförderung ist genau wegen dieser Schließungen in die Grafenstadt gekommen.

Es galt, eine Nach-Bergbau-Ära in Moers einzuläuten Damals wurde viel überlegt, welche Technologien und Firmen sich in der Grafenstadt etablieren könnten. So entstand im Zuge der Nach-Kohle-Ära das Gewerbegebiet Genend. Weiterhin initiierten Stadt und Wirtschaftsförderung das Gewerbegebiet Eurotec. "Es gab bereits 1992 die Überlegung, eine Fachhochschule als Fachabteilung der Uni Duisburg anzusiedeln", erinnert sich Rolf Heber. Dieses Projekt aber scheiterte daran, dass es nicht genügend Lehrkräfte gab. Die Hochschule kam 2009 nach Kamp-Lintfort und KLeve.

Durch den Landschaftspark Niederrhein flossen damals 30 Millionen D-Mark in die Region. Rolf Heber ist stolz darauf, dass es jetzt in der Region Moers genauso viele Arbeitsplätze gibt wie zu den Zechenzeiten. Man kan sagen, dass Moers den Verlust der Bergwerke gut aufgefangen hat.

Auch für Neukirchen-Vluyn lässt sich sagen, dass mit der Zechenschließung einerseits viel verloren ging, doch andererseits sich neue Möglichkeiten für die Stadt eröffneten. Unübersehbar für jeden, der an dem alten Zechengelände vorbeifährt: Ein neuer Stadtteil ist im Entstehen, die ersten Häuslebauer wohnen bereits auf Niederberg. Die RAG Immobilien und die Stadt haben erfolgreich zusammengearbeitet.

Die ehemalige Wirtschaftsförderin Heike Schönfelder hatte den Übergang unmittelbar miterlebt. Wenige Monate, nachdem sie ihr Amt am Niederrhein angetreten hatte, kam die Entscheidung zur Schließung. Das war im Jahr 2001. "Damals arbeiteten dort noch rund 1900 Beschäftigte", erinnerte sie sich in einem RP-Gespräch. Das war schon ein deutlicher Kontrast zu den 60er Jahren, als die Belegschaft ihre größte Zahl erreichte. Damals waren auf Niederberg bis zu 5300 Menschen beschäftigt.

Fortan war für die Wirtschaftsförderung die Zukunft des Areals die größte Priorität. Denn nicht nur die Bergmänner traf die Schließung, auch Zuliefererbetriebe mussten sich auf die neue Situation einstellen. "Das fing schon mit den Floristen an, die nun die ganzen Aufträge für die Arbeitsjubiläen verloren haben", berichtete Schönfelder.

Heute bedeutet der Förderturm nicht nur nostalgische Erinnerung, sondern symbolisiert auch einen Neuanfang. Die Gebäude stehen unter Denkmalschutz. Ihre künftige Verwendung ist aber noch nicht ganz geklärt. So gut wie sicher ist, dass in der Nachbarschaft, südlich der Niederrheinallee, ein großer Einzelhandelsstandort entstehen soll. Die geplante Straße soll Knappenring heißen.

Ehemalige Bergleute wird es freuen, dass die Stadt im Rathaus eine ständige Ausstellung eröffnen möchte. Dort wird unter anderem die Figur der Heiligen Barbara zu sehen sein, die jahrelang unten im Schacht stand. Sie ist die Schutzpatronin der Bergleute. Auch eine Reihe von Grubenlampen werden ausgestellt.

(RP/rl/top/csi)
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