Eishockey "Die große Euphorie muss erhalten bleiben"

Moers · Nach Ende des Lockouts kann sich der Eishockey-Star irgendwann eine Rückkehr zu den Krefeld Pinguinen vorstellen.

 Beim Heimspiel der Krefeld Pinguine war Christian Ehrhoff nur noch in Zivil dabei. Nachdem er zu Beginn den Puk zum Eröffnungsbully eingeworfen hatte, überreichten ihm die Fans in den Drittelpause zum Abschied Blumen.

Beim Heimspiel der Krefeld Pinguine war Christian Ehrhoff nur noch in Zivil dabei. Nachdem er zu Beginn den Puk zum Eröffnungsbully eingeworfen hatte, überreichten ihm die Fans in den Drittelpause zum Abschied Blumen.

Foto: T. Lammertz

Es gab zwar Anzeichen, dass der Lockout in der nordamerikanischen Eishockey-Profilga NHL bald enden könnte. Dass dann aber plötzlich alles so schnell ging, dass der 30 Jahre alte Christian Ehrhoff am Sonntag im Heimspiel der Krefeld Pinguine gegen Ingolstadt (1:2 n.P.) schon nicht mehr mitspielen durfte, war dann doch eine Überraschung. Vor seiner Rückkehr zu den Buffalo Sabres sprach der gebürtige Moerser mit der RP noch mal über seine unerwartet lange Zeit in der Heimat und die Zukunft in den USA.

Eishockey: "Die große Euphorie muss erhalten bleiben"
Foto: Lammertz, Thomas (lamm)

Haben Sie noch mit dem Ende des Lockouts gerechnet?

Ehrhoff Ich habe immer daran geglaubt, dass die Saison noch beginnt. Eine komplette Absage hätte man dem Eishockey nicht antun dürfen. Das wäre eine Katastrophe gewesen. Daher freue ich mich, dass es noch doch noch losgeht.

Wann kam die Nachricht aus den USA?

Ehrhoff So gegen 12 Uhr. Wir waren gerade mit dem Mittagessen fertig, da bekam ich die Info von unserem Gewerkschaftsboss per App. Man hatte in New York bis in die frühen Morgenstunden hinein verhandelt. Später habe ich noch eine E-Mail vom Verein mit der Nachricht erhalten, dass alle Spieler in Europa ab sofort nicht mehr für einen anderen Verein spielen dürfen. Es ist schade, dass das Ende so abrupt gekommen ist.

Ist die Vorbereitung dann nicht viel zu kurz?

Ehrhoff Für mich sicher nicht. Ich habe ja eine Menge Spielpraxis sammeln können und viel Eiszeit bekommen. Das ist ein großer Vorteil. Ein Großteil des Teams hat sich mit Training oder Wohltätigkeitsspielen, die von der Gewerkschaft organisiert wurden, fit gehalten.

Wird sich durch die neuen Vereinbarungen zwischen der Spielergewerkschaft und den Eigentümern der Vereine an ihrem Zehn-Jahres-Vertrag was ändern?

Ehrhoff An der Laufzeit nicht. Finanziell werden die Spieler Kürzungen in Kauf nehmen müssen. Diese Saison erhalten wir erst unser Gehalt, sobald die Meisterschaft beginnt.

Wie sieht Ihr Fazit der vergangenen vier Monate aus?

Ehrhoff Für mich war das eine tolle Zeit, auf die ich immer sehr gerne zurückblicken werde. Das hat super viel Spaß gemacht. Sportlich und charakterlich habe ich in einer super Truppe gespielt. Es hat alles gepasst. Ich bin jeden Tag gerne hier hingekommen und habe mich gefreut, mit den Spielern zusammen sein zu können. Ich glaube, das hat sich auf dem Eis widergespiegelt. Ich bedanke mich bei meinen Mannschaftskollegen und bei den Verantwortlichen, besonders bei Rüdiger Noack. Der hat alles dafür getan, dass ich hier überhaupt spielen konnte. Und natürlich bei den Fans für die tolle Unterstützung.

Was hat sich zehn Jahre nach ihrem Abschied in Krefeld verändert?

Ehrhoff Nicht viel. Hier ist alles noch sehr familiär. Leider bewegen sich die Pinguine wirtschaftlich immer noch auf einem schmalen Grad. Die sportliche Entwicklung ist sehr gut. Hier ist was zusammengewachsen.

Viele Experten rechnen damit, dass die Pinguine ohne Sie in ein Loch fallen werden?

Ehrhoff Das glaube und hoffe ich nicht. Die Fans müssen diese Mannschaft weiter so großartig unterstützen. Die große Euphorie, die hier herrscht, muss erhalten bleiben. Wenn man bedenkt, was den Pinguinen mit ihrem zweitkleinsten Etat der Liga zugetraut wurde. Sportlich spielt die Mannschaft auf einem hohen Niveau.

Was werden Sie in nächster Zeit vermissen?

Ehrhoff Besonders die Stimmung in den Stadien und die Schlachtgesänge, mit denen uns die Fans nach vorne gepeitscht haben.

Wie hat Ihre Familie auf das Ende des Lockouts reagiert?

Ehrhoff Meine große Tochter hatte schon länger gefragt, wann wir wieder nach Buffalo fliegen. Meine Frau war sehr gerne in der Heimat, ist aber nicht traurig. Sie hat es genossen, Sankt Martin, Weihnachten und Neujahr mal wieder zu Hause sein zu können. Karneval wäre für sie noch ein Highlight gewesen. Aber dann wäre ja die gesamte NHL-Saison abgesagt worden. Dann schon lieber kein Karneval.

Werden Sie den Saisonverlauf der Pinguine nun intensiver verfolgen als früher?

Ehrhoff Wenn man so lange für ein Team gespielt hat, will man sofort wissen, wie ein Spiel ausgegangen ist oder was in Krefeld passiert.

Werden Sie noch mal für die Pinguine spielen?

Ehrhoff Ich habe auch schon vor dieser Saison gesagt, dass ich nicht ausschließe, meine Karriere in Krefeld zu beenden. Mein Vertrag läuft noch sehr lange. Ich hoffe, dass ich weiter jeden Sommer bei den Pinguinen mittrainieren darf.

Sie bauen ja gerade im Krefeld ein Haus. Das heißt, sie werden nach ihrer Karriere auf jeden Fall in die Heimat zurückkehren?

Ehrhoff Davon gehe ich aus. Jetzt freuen wir uns aber auf unser Haus in Buffalo, das wir gerade gebaut und bisher erst sechs Wochen darin gewohnt haben.

H.-G. SCHOOFS FÜHRTE DAS GESPRÄCH

(RP/rl)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort